Christliche Positionen im Gegenwind des Zeitgeistes
Letzte Woche hat sich der Ständerat für die Stiefkindadoption für homosexuelle Paare entschieden. Diese Woche beauftragte der Nationalrat den Bundesrat, die Einführung eines «PACS nach Schweizer Art», also eine Ehe light zu prüfen. Zwei Postulate mit diesem Anliegen hiess der Nationalrat mit 96 zu 83 Stimmen bei 7 Enthaltungen beziehungsweise 96 zu 82 Stimmen bei 9 Enthaltungen gut. Nein stimmten CVP und SVP. Ein Vorstoss für die «Ehe für alle» ist in der Pipeline.
Wer sich gegen diese Entwicklung stemmt, gilt schnell als vorgestrig oder gar homophob. Die Befürworter dagegen steigen mit viel Rückenwind in die Debatten und in die «Arena». Das zeigte sich zum Beispiel in der Sendung «Arena» von SRF1 am letzten Freitag, an der die Befürworter des Adoptionsrechts für «schwule Eltern» ihre Argumente eloquent vortrugen und dafür regelmässig den Applaus des Publikums ernteten. Dagegen hatten Sebastian Frehner (SVP BS) und Wilf Gasser, Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA), einen schweren Stand.
Drei Anstösse zur aktuellen Diskussion
Erstens: Es ist normal, wenn Christen im gesellschaftliche Gegenwind stehen. Schon in der Frühzeit mussten sich Christen gegen weltanschauliche Angriffe verteidigen und Verfolgung aushalten. Sogar in der Zeit, als das Christentum Staatsreligion geworden war, mussten Menschen, die sich wieder stärker an den grundlegenden Aussagen des Glaubens und der Bibel orientierten, unter zum Teil brutalen Repressionen der herrschenden politischen und religiösen Macht leiden. Man denke zum Beispiel an die Täufer im Mittelalter. Heute treffen Christen auf weltanschauliche und ideologische Fronten, deren Exponenten unzimperlich mit Leuten umgehen, die sie in Frage stellen und dabei auch den Grossteil der Medienleute gegen sich haben. Lobby-Organisationen der Homosexuellen wie Pink Cross haben praktisch ein Heimspiel.
Zweitens: Christen müssen sich bewusst bleiben, dass sie Megatrends nicht aufhalten und auch kaum bremsen können. Sie müssen gut überlegen, wo sie sich in Rückzugskämpfen verheizen und wo eine reale Chance besteht, genug Verbündete zu finden, welche die aktuelle Entwicklung – zum Beispiel bei der Fortpflanzungstechnologie – problematisch finden und für einen Marschhalt oder eine Neuorientierung eintreten.
Drittens: Christen dürfen auch in Erinnerung rufen, dass ihre Werte keine Auslaufmodelle sind. Weltweit gesehen sind die westlichen Länder, welche die Auflösung der Familie in diverse «Familienformen» wie Einelternfamilien, Patchwork-Familien oder Regenbogenfamilien rechtlich sanktionieren, in der Minderheit. Die Familie mit verheirateten Eltern im Zentrum – oft in der Form von Grossfamilien – hat eine jahrtausendealte Bewährung hinter sich. Auch in unseren Breitengraden gilt die «traditionelle» Familie gemäss Umfragen, zum Beispiel des Instituts Allensbach, als beste Quelle des Glücks. Viele psychologische Argumente sprechen dafür, dass ein Kind Vater und Mutter braucht.
Fazit: In der Diskussion ist es ratsam, positiv auf die eigenen Werte hinzuweisen und diese zu begründen. Statt die vorgesehenen gesetzlichen Veränderungen zugunsten von Homosexuellen zu bekämpfen, könnte es Sinn machen, auf die gesetzlichen Bedingungen hinzuweisen, die zum Beispiel die Wiederheirat im Alter zu einem finanziellen Desaster machen. Oder die Forderung zu begründen, Ehepaaren kostenlose oder günstige Krisenberatung zur Verfügung zu stellen. Also die Familien zu stärken, welche der Gesellschaft so viele Leistungen erbringen.
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Datum: 17.03.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet