Die Kirche, ein Spital für Sünder
«Die Kirche ist ein Spital für Sünder, kein Museum für Heilige!» Dieser Spruch, den ich schon öfters gehört habe, sollte vermutlich an jeder Kirchentür hängen. Warum? Weil es so wichtig ist, dies nie zu vergessen. Wie oft wurden Christen in Gemeinden enttäuscht, verletzt, unfair behandelt – und kehren daraufhin der Kirche den Rücken. Wie viele Menschen ziehen den Fernsehgottesdienst vor, weil sie hier nicht unbeliebten Gemeindegliedern begegnen…
Doch wer hat gesagt, dass Gemeinden perfekt sind? Bedingungslose Liebe, Barmherzigkeit, Solidarität, das ist das Ziel einer jeden Gemeinde. Doch die Kirche ist nicht ein Gebäude oder eine Institution, es sind Menschen, Christen, die nicht perfekt sind. Menschen machen Fehler, verletzen einander, gehen unnachsichtig miteinander um. Natürlich ist es das Ziel, Jesus immer ähnlicher zu werden, doch ist der Weg dorthin leider recht lang... Ist es da nicht logisch, dass dies auch in Gemeinden passiert?
Warum Christen keine Inseln sind
Doch warum ist es notwendig, sich Verletzungen auszusetzen? Es wäre doch viel leichter, wenn jeder Christ eine Insel wäre, einzig und allein mit Gott verbunden, bis Gott alle zu sich holt… Nein, die Gemeinde – in anderen Worten, unsere Mitchristen – erfüllen drei wichtige Aufgaben:
1. Veränderung und Reife
«Eisen wird mit Eisen geschärft, und ein Mensch bekommt seinen Schliff durch Umgang mit anderen.» (Sprüche 27, Vers 17) Verletzungen, Streit oder Diskussionen sind nicht schön. Aber durch die Unvollkommenheiten der anderen kann Gott an uns und unserem Charakter arbeiten. Und unsere Ecken und Kanten werden mit der Zeit rund und weich, wie sie es nie werden könnten, wenn wir immer nur alleine vom Sofa aus den Fernsehgottesdienst schauen.
Das ist natürlich kein Freischein, um in der Gemeinde immer wieder die eigenen schlechten Eigenschaften rauszulassen und nicht ans sich arbeiten zu wollen... Und doch: Wenn wir die unschönen Situationen in Gemeinden als eine Lektion Gottes betrachten, wird es einfacher sein, sie zu ertragen und hinterher wieder neu auf den anderen zuzugehen. Und wir dürfen immer wieder lernen, dem anderen aufrichtig zu vergeben und selbst Vergebung zu erfahren.
2. Gegenseitige Ermutigung
Haben Sie schon einmal erlebt, wie Sie am Sonntagmorgen niedergeschlagen oder traurig in die Gemeinde kamen und mit einem Mal jemand auf Sie zukam und Ihnen etwas sagte, das Sie sofort berührte oder aufrichtete? Oder Sie einen Anruf eines Mitchristen erhielten, der Sie wieder komplett aufstellte? Innerhalb der Gemeinschaft einer Kirche können sich Christen gegenseitig ermutigen und aufrichten. Man kann füreinander beten, einander zuhören und sich gegenseitig trösten, wie man es kaum in anderen Kreisen erlebt. Und so wachsen Beziehungen und Freundschaften, die tiefer gehen als andere, weil ihre Basis ewigen Wert hat.
3. Gaben und Talente leben
In den Bibelstellen, welche die Geistesgaben beschreiben (unter anderem Römer 12 und 1. Korinther 12), betont der Apostel Paulus immer wieder, dass die Gaben zur Ermutigung und Erbauung innerhalb der Gemeinde dienen sollen. Wie kann jemand, der seinen Glauben nur für sich lebt, seine Gaben zum Einsatz bringen? Die Lehre, Ermutigung, aber auch die Gabe des Heilens, der Prophetie oder der Zungenrede hat Gott uns geschenkt, um andere zu ermutigen und zu erbauen. Das dürfen wir innerhalb der Gemeinde ausleben.
Aus diesem Grund ist es so wichtig, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass es keine perfekte Gemeinde gibt. Somit hat es auch wenig Sinn, «Church-hopping» zu betreiben und von einer Kirche in die andere zu wechseln in der Hoffnung, die perfekte Gemeinde zu finden.
Wenn Sie beim nächsten Mal mit einem anderen Gemeindeglied eine Diskussion haben, aneinandergeraten sind oder Sie aus irgendeinem Grund verletzt wurden, denken Sie daran: Die Kirche ist ein Spital für Sünder, kein Museum für Heilige!
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Datum: 16.01.2016
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet