Versöhnung zwischen Hutu und Tutsi
Der evangelische Glaube erreichte Burundi ungefähr 1940, sagt Onesphore Manirakiza im Gespräch mit Livenet. Er arbeitet für «Harvest Initiatives», eine britische Organisation, die mehrere christliche Werke unterstützt. «Es ist etwas Neues bei uns. Die Menschen sind offen für das Evangelium.» Ursprünglich herrschte der Animismus vor. «Das bedeutete, dass wer stirbt, nicht weit weg ist. Und Gott wurde als jemand dargestellt, der jeden bestraft.»
Es sei schwer, den gnädigen Gott bekannt zu machen. «Aber durch die Kriege und Probleme sind die Menschen nachdenklich geworden.» Durch Studenten aus Europa sei zwar auch die Vorstellung des Atheismus nach Burundi gekommen, «aber dieser verfehlte. Es gibt heute einen starken Hunger nach dem Geistlichen.»
«Investieren, wo Gott wirkt»
Es sei wichtig, sich dort zu investieren, wo Gott wirkt, und das Bedürfnis nach geistlicher Nahrung zu stillen. «Davon profitieren alle.» Sein Land sei durch viele Wirren gegangen. 1972 bis 1973 tobte ein Krieg. «Die Hutu sagen, dass die Tutsi angegriffen hätten – und die Tutsi sagen, dass es die Hutu waren. Tatsache ist, dass viele gestorben sind», blickt Manirakiza auf ein dunkles Kapitel in der Geschichte Burundis zurück. Es waren bis zu 100'000 Menschen.
1988 folgte ein weiterer Krieg, bei dem wieder bis zu 50'000 Menschen ums Leben kam. Den Wahlen 1993 folgte der Mord am Wahlsieger und ein weiteres Massentöten begann, gefolgt von mehreren Jahren Krieg. «Nelson Mandela startete dann eine Friedensinitiative. 2015 folgten die zweiten Wahlen.»
«Gemeinsam vorangehen»
Im christlichen Netzwerk von Onesphore Manirakiza sind Christen beider Seiten vertreten. «Hutu und Tutsi können gemeinsam vorangehen.» Vor den Wahlen 2015 habe er befürchtet, dass die Einheit nicht möglich sei. «Doch nun sind wir daran, die Gräben zu überwinden. Die neue Generation wirkt versöhnend.»
«Der Präsident ist dankbar für unsere Arbeit, wir können regelmässig über das staatliche Radio christliche Sendungen ausstrahlen und über den Glauben reden. Als wir damit begannen, nahm auch die Fluchtbewegung ab. Die Regierung ist dankbar und sie weiss, dass wir für sie beten. Wir sind nicht politisch aktiv, aber wir lieben das Land und seine Leute.»
Donatien Ndagjimana, Nationalleiter von «Harvest Initiatives»: «Wir arbeiten auch mit den öffentlichen Schulen zusammen. Wir erklären den Schülern, dass wir die eigene Identität leben können und dass wir unterschiedlich sein dürfen.»
Ndagjimana ist zudem Direktor einer Schule, die von der Schweiz aus durch das «Kinderhilfswerk Lima» unterstützt wird (Livenet berichtete). Hierbei kommen Kinder aller ethnischen Gruppen in den Genuss von Bildung, sagt Donatien Ndagjimana, namentlich auch jene des Batwa-Stammes. «Hierbei gibt es keine Probleme, auch die Batwa-Kinder sind integriert.» Dies geschieht zum Beispiel während dem gemeinsamen Essen. «Daheim ist es den Hutu- und Tutsi-Kindern nicht erlaubt, sich mit Batwa zu treffen.» Ihm selbst sei dies während seiner Kindheit ebenfalls verboten gewesen.
Zur Webseite:
Kinderhilfswerk Lima
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Datum: 10.06.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet