Gemeinsam im Bundeshaus
In der Gruppe «Christ und Politik» treffen sich engagierte ParlamentarierInnen.
Die beiden Bereiche Christsein und Politik vereint zum Beispiel Philipp Hadorn als Nationalrat mit diversen Mandaten in seiner Person. So ist er beispielsweise Präsident des «Blauen Kreuzes» oder der «IG pro VEBO» (Eingliederung von Menschen mit Beeinträchtigung) und Zentralsekretär der Gewerkschaft SEV (Verkehrspersonal). Livenet traf den engagierten Christen im Bundeshaus.
Livenet: Was steht hinter «parlamentarische Gruppe
Christ und Politik»?
Philipp Hadorn: «PG C&P» ist mehr als ein Label! Abkürzungen
haben ihre Tücken. «PG» steht für «parlamentarische Gruppe». Das Wörterbuch des
eidgenössischen Parlamentes hält fest: «Ratsmitglieder, die sich für einen
bestimmten Sachbereich interessieren, können sich zu parlamentarischen Gruppen
zusammenschliessen. Gruppen müssen allen Ratsmitgliedern offen stehen. Die
Parlamentsdienste führen ein öffentliches Register dieser Gruppen. Die
parlamentarischen Gruppen sind keine Organe der Bundesversammlung und nicht zu
verwechseln mit den Fraktionen der Bundesversammlung.»
Im Moment sind 156 PGs im öffentlich einsehbaren Register eingetragen. Die Themen reichen von A wie Altersfragen oder Arbeit, über B wie Behindertenfragen, Bergbevölkerung oder Berufsbildung bis Z wie Zivildienst. «C&P» vom Label «PG C&P» steht für «Christ & Politik». In der Parlamentarischen Gruppe «Christ & Politik» treffen sich also Mitglieder vom National- oder Ständerat, die sich für «Christ & Politik» interessieren.
Was macht die Gruppe «Christ und Politik» und was bewirken Sie?
Der Schwerpunkt unserer Aktivitäten ist die Durchführung von mindestens
einer Veranstaltung pro Jahr zu einem aktuellen Thema. Dieses Jahr gab es
bereits eine Spezial-Vorführung des «Zwingli-Films» in Kooperation mit C-Films sowie ein Podium zu «Menschenrechte und Burkaverbot»,
eine Diskussion mit kirchlichen VertreterInnen über die Relevanz von
christlichen Werten im multireligiösen Umfeld. 2017 wollten wir von den
Parteipräsidenten der CVP und der SP wissen, wie sie es mit dem Glauben haben.
Ruedi Josuran moderierte das Gespräch mit dem Titel: «Die Gretchenfrage:
Christlicher Glaube im politischen Alltag» – Bewährtes pflegen, Glauben
bezeugen, Tradition erneuern, Räume öffnen».
Die «PG C&P» führt also Mitglieder des Parlamentes zusammen, die sich für «Christ und Politik» interessieren. Wir führen Veranstaltungen mit Referentinnen und Referenten durch, die uns zu einem aktuellen Thema etwas zu sagen haben und diskutieren miteinander.
Was ist das Ziel dieser parlamentarischen Gruppe?
Ziel ist der Austausch, auch die Bildung eines Netzwerkes von
Parlamentsmitgliedern, für die der Glaube an Jesus Christus «mehr als ein Label» ist. Es entsteht ein Austausch zu Sichtweisen und Vertrauen – gegenüber
politisch Gleich- und Andersdenkenden. Die «PG» steht allen
Parlamentsmitgliedern offen.
Unschwer zu erkennen ist, dass Mitglieder des eidgenössischen Parlamentes durch Jahre politischer Arbeit «gestählt» sind, eigene Positionen erarbeitet haben, natürlich auch Teil einer Partei, eines sozialen Umfeldes und eines persönlichen Milieus sind. Unsere Profile bringen wir mit, sehen unsere Schnittmenge im Glauben und gelegentlich gelingt es, ein Sachthema so anzugehen mit der Frage: «Gäbe es da eine christliche Position» oder nach dem Vorbild der christlichen Jugend: What would Jesus do (WWJD)?
Wo wünschen Sie sich mehr Engagement der Christen?
Persönlich wünsche ich mir, dass Christinnen und Christen
- ihre «persönliche Berufung» finden und ihr nachleben
- den Mut haben, eine Meinung zu erarbeiten und zu vertreten
- Haltungen an der Botschaft von Christus prüfen, gelegentlich auch revidieren und
- dabei als glaubwürdige «Stakeholder» für Frieden, Gerechtigkeit und Wahrung der Schöpfung wahrgenommen werden.
Im Herbst ist ja wieder grosse Wahlrunde, noch ein Gedanke dazu?
Wer sich im nationalen Parlament ab Herbst 2019 für vier Jahre engagiert,
darüber können alle Stimmberechtigten in der Schweiz entscheiden. Es ist
Wahljahr – eine Gelegenheit mit aktivem und/oder passivem Stimmrecht die eigene
Berufung zu leben; das ist «C&P», auch ohne «PG».
Herzlichen Dank für das informative Interview!
Zum Thema:
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Datum: 24.06.2019
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet