Ein Online-Kurs kombiniert Bibel und Politik
Ob Christen sich in der Politik engagieren sollten, wurde schon vielfach diskutiert. Es gibt unterschiedlichste Argumente dagegen. Vielleicht sind es auch die Fehler, die bekennende Christen in der Politik gemacht haben – sie sind ja auch nur Menschen – oder Enttäuschung über das Handeln von Politikern in bestimmten Situationen, die «Normalo-Christen» vor einem politischen Engagement abschrecken.
Wichtig ist aber in jedem Fall eine solide Grundlage, sollte man als Christ politisch aktiv werden. So sagte auch einer der «Vorzeigepolitiker» unter Schweizer Christen, Marc Jost, in einem Artikel des IGW von 2017, dass eine theologische Ausbildung eine gute Grundlage für die politische Arbeit sei. «Im Gespräch mit anderen Politikern sehe ich, dass sie sogar wichtig und entscheidend sein kann – vor allem bei ethischen Fragen», so Jost.
Kurs kombiniert Bibel und Politik
Spanischsprachige Christen haben in diesem Sommer die einzigartige Gelegenheit, an einem Online-Kurs teilzunehmen, der genau das verbindet: Theologie und Politik. Das Studienzentrum des Congreso Iberamericano por la Vida y la Familia (Iberoamerikanischer Kongress für das Leben und die Familie) mit Sitz in Mexiko hat einen Kurs entwickelt, der den Teilnehmern innerhalb von drei Monaten biblische Grundlagen gibt, die sie in einem politischen Engagement unterstützen. Woche für Woche werden von Anfang Juni bis Ende August Themen von Professoren vorgestellt und diese dann unter den Teilnehmern in einem Online-Forum diskutiert. Zusätzlich gibt es konkretes Material aus der Politik, Gesetzestexte, Erklärungen, politische Programme und ähnliches.
Umgekehrter Ansatz
«Die Mehrheit der Christen, die sich für Politik interessieren, nähern sich zunächst einer politischen Linie, die ihnen am geeignetsten erscheint, bringen sich in dieser Partei ein und suchen dann nach biblischen Aspekten, die ihre politischen Kriterien unterstützen», erklärt Xesús Manuel Suárez, Koordinator des Kurses. Der angebotene Kurs würde diese Vorgehensweise komplett umdrehen. «Wir gehen zuerst zu den biblischen Grundlagen, helfen dabei, sie zu entdecken und ihre Orientierung in der politischen Realität zu sehen; gleichzeitig möchten wir Schlüssel anbieten, um die Welt des öffentlichen Lebens zu verstehen und uns mit Urteilsvermögen darin zu bewegen.»
Es geht in diesem Online-Kurs also nicht darum, Christen in eine gewisse politische Richtung zu zwängen, sondern man möchte sicherstellen, dass politisches Engagement auf biblischen Fundamenten ruht, egal in welche Richtung dieses dann geht.
Christen sollten ethische Überzeugungen einbringen
Denn dass in diesen gerade im ethischen Bereich sehr unruhigen Zeiten festbegründete Christen in der Politik notwendig sind, wird wohl immer deutlicher. So erklärte auch Marc Jost schon in seinem oben erwähnten Artikel: «Mir ist daran gelegen, christlich orientierte, ethische Überzeugungen in die öffentliche Debatte einzubringen. Aufgrund meiner Prägung engagiere ich mich insbesondere in lebensethischen Fragen und in der Familienpolitik, aber auch in Fragen der sozialen Gerechtigkeit.»
Vielleicht würden sich ja noch mehr Christen motivieren lassen, aktiv in der Politik tätig zu werden, wenn ein ähnlicher Kurs im deutschsprachigen Bereich angeboten würde…
Zum Thema:
Livenet-Talk: Religion – raus aus der Öffentlichkeit?
Christen in der Politik: Für die Freiheit politisieren
EVP-Politiker Marc Jost: «Als Christ zwischen den Politblöcken»
Datum: 10.06.2019
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / evangelicodigital.com