Heinz Strupler: Nie zu alt, um Gott zu dienen
Heinz Strupler (73), ursprünglich gelernter Florist, später Theologe, wurde bekannt durch Gründungen wie die Bibelschule Walzenhausen, New Life, IGW, ICF und später dem ISTL. Während sein Name vor Jahrzehnten in der christlichen Szene bekannt war, ist es heute um seine Person ruhiger geworden. Das heisst aber nicht, dass er auf der faulen Haut liegen würde. Er hat einfach neue Wege gefunden, wie er Jesus als Rentner am besten dienen kann.
Ein pensionierter Pionier
Für Heinz Strupler verlief die Pensionierung so, wie es sich viele Berufsleute erträumen. Ein Leben lang hatte er gerne gearbeitet. Er selbst sagt: «Ich arbeitete nicht in einem Beruf, in welchem ich auf den Tag der Pensionierung wartete.» Die Nachfolge der Leitung vom ISTL war schon längst geregelt und mit 65 Jahren wurde er auch eingeladen, weiterhin mitzuarbeiten. Das ist eine Wertschätzung und das weiterführende Engagement kam ihm sehr gelegen. «Ich habe mir nie gewünscht, mit Arbeiten aufzuhören.»
Gemeinsam mit seiner Frau Annelies Gott zu dienen, sieht Heinz heute als ein besonderes Vorrecht. «Für mich ist es auch ein grosses Privileg, mich in die Dinge investieren zu können, die ich liebe.» Ein Initiator ist er geblieben, auch wenn seine Projekte heute etwas bescheideneren Umfang haben als in früheren Jahren.
Wenn die Energie abnimmt
Menschen werden älter und die Kraft nimmt ab, von diesem Prozess ist auch Heinz nicht ausgenommen. Plötzlich erhält die Fitness einen grösseren Stellenwert und dafür muss auch etwas getan werden. Für gewisse Aufgaben fehlt die Kraft und so geht manches etwas langsamer als früher. Es bringt nichts, die mögliche Leistung mit der aus jungen Jahren zu vergleichen. Heinz liebt es zu sagen: «Im Verhältnis zum Alter arbeite ich 100 Prozent.»
Die Leistungskraft mag zwar abnehmen, nicht aber der Wert als Mensch. Und es gibt noch immer zahlreiche Möglichkeiten, die eigene Zeit auch für Mitmenschen wertvoll sein zu lassen. Die Lebenserfahrung von Heinz Strupler kann so für Studenten und junge Leiter eine wertvolle Ressource werden. In einer Welt, in der es an Ermutigern mangelt, sind Männer wie er Gold wert. «Es macht mir Freude, junge Leute auf ihrem Weg zu unterstützen.»
Das Potential von «nicht mehr ganz jungen» Menschen
Gemeinsam mit seiner Frau Annelies ist Heinz Teil einer Kleingruppe. «Das ist ein Geben und Nehmen», hält er mit Zufriedenheit fest. Hier trifft er sich mit Gleichaltrigen und ist nicht nur der Gebende, sondern wird immer auch neu motiviert. Im ICF Zürich ist er im Leitungsteam für das Angebot der über 55-Jährigen. Im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit staunt er immer wieder über das Potential, welches in älteren Menschen steckt.
Es sind also nicht nur die Jungen, die motiviert werden wollen, sondern auch die Älteren. Für die 55 oder 65-Jährigen beginnt nämlich gerade ein neuer, ganz spannender Lebensabschnitt. Sei es, indem die Kinder ausziehen oder die Pensionierung kommt: Energie und Zeit wird frei, was sich jetzt mit einer grossen Portion Lebenserfahrung vermengen kann.
Es gibt so viele Möglichkeiten
Heinz Strupler ist begeistert über gereiftere Menschen, die Zeit und Fähigkeiten in Gottes Reich investieren. Mehrere Frauen, deren Kinder ausgeflogen waren, meldeten sich für wertvolle ehrenamtliche Arbeit im ISTL. Ihre administrative und organisatorische Begabung war nach kurzer Zeit von grösstem Wert. Heute ist es normal, dass Frauen über gute Ausbildungen verfügen. Manche sagen: «Mein Mann verdient genug, ich muss nicht auch noch einen Erwerbsjob annehmen.» Und so investieren sie sich ehrenamtlich in ihrer Gemeinde oder einer Organisation.
Mit der Pensionierung öffnen sich dann zusätzliche Gelegenheiten, um Gott zu dienen. Gerade in Missionseinsätzen in Drittweltländern sind Rentner von grösstem Wert. Ihre Lebens- und Berufserfahrung hat grosses Gewicht. In vielen Ländern wird älteren Menschen grossen Respekt entgegengebracht. So ist es einfach, einen positiven Einfluss auszuüben.
Ältere Menschen freisetzen
Leider freuen sich viele Menschen nur deshalb auf ihre Pensionierung, um nach arbeitsintensiven Jahren ihr Leben zu geniessen. Beim Blick auf die heutige Arbeitshektik ist diese Haltung sehr gut nachvollziehbar. Doch Menschen brauchen eine Perspektive und lebendige Christen eine Möglichkeit, um ihrem Herrn zu dienen. Deshalb ist es wichtig, sich schon vor der Pensionierung auf die neuen Möglichkeiten vorzubereiten.
Gerade in den Gemeinden und christlichen Organisationen müssen Rentner manchmal zur Mitarbeit eingeladen werden. Heinz Strupler sagt: «Ich machte öfters die Erfahrung, dass sich pensionierte Männer und Frauen vieles nicht zutrauen.» Es braucht zuweilen einen Schubs.
Dem Wunsch, nach der Pensionierung das Leben zu geniessen, muss konstruktiv begegnet werden. Nach jahrzehntelangem harten Arbeiten ist eine Pause ja schliesslich niemandem zu verdenken. Aber sprechen wir doch von einer Pause, von einem Durchatmen. Es geht darum, zur Ruhe zu kommen, neue Inspiration zu tanken und dann gehts in angemessenem Arbeitstempo weiter im Dienst für Jesus. Die Welt braucht die Lebenserfahrung erfahrener Christen und viele junge Gläubige sehnen sich nach geistlichen Eltern. Die Menschen armer Länder beten für das Know-how, welches Rentner bringen können, und manche Arbeit in Gemeinden und Werken könnte durch ihren Einsatz zu neuer Blüte finden.
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Datum: 16.07.2018
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet