Mit dem Himmel in Resonanz bleiben
«Glauben bedeutet, sich zur Verfügung zu stellen», erklärt Martin Schleske. Er stelle seinen Geist und seine Hände Gott zur Verfügung, um so Geigen zu bauen. «Wenn wir den Unterschied zwischen Verstand und Geist nicht kennen, verpassen wir, wie Gott uns führt.» Dabei gehe es nicht darum, perfekt zu sein. «Ich kann es nicht machen, ich kann keine Geige bauen, die klingt. Es ist das gewachsene Holz, das ich zum Klingen bringe», hält er am Kirchentag Zürcher Oberland fest.
Inspiration und Innovation würden aus der Not geboren. Wenn wir die Überforderung bejahten, stellten wir uns zur Verfügung. «Ich durchlebe und durchleide in meiner Arbeit den Klang, damit er später für Gottes Lobpreis eingesetzt werden kann.» Durchs Gebet stünden wir in Verbindung mit Gott, hätten Anteil an seiner Gnade. Er freue sich über unsere Bitten, denn er schenke gern. «Es ist viel mehr möglich, als wir für wahr halten», ermutigt der 58-Jährige.
Der Schalter öffnet den Zugang
Martin Schleske ist ein Beter. Er verbringt viel Zeit mit seinem himmlischen Vater und betet auch gern für andere. Einmal schickte seine Frau einen Freund zu ihm, der seit 18 Monaten an starken Bauchschmerzen litt. Sie rief ihren Mann an, um ihn darüber zu informieren. In Martin stieg Wut auf. Kein Arzt, keine Therapie hatte dem Freund geholfen. Nun würde er zu ihm kommen und Hilfe erwarten. «Habe ich genug Glauben?», fragte er, und machte sich gleichzeitig selber Mut: «Unser Freund hat jedenfalls so viel, dass er sich auf den Weg macht.»
Als der ankam, fragte Martin: «Möchtest du liegen oder sitzen während wir beten?» Doch er antwortete: «Die Schmerzen sind weg, mir geht es gut!» Im Geist sah Schleske Jesus lächeln und sagen: «Es ist wie beim Hauptmann von Kapernaum. Während er auf dem Weg war, wurde sein Diener gesund.» Nicht der grosse oder starke Glaube sei Bedingung für Gottes Eingreifen: «Mein trotziges Gebet war wie ein Schalter. Ein Schalter produziert keinen Strom. Doch wenn er umgelegt wird, kann Strom fliessen.» Es reiche, einen kindlichen Zugang zur Situation zu finden, die Überforderung anzunehmen. Dann könne Gnade wirksam werden.
Kleine Kinder als Vorbild
Es gehe nicht darum, verbissen etwas erreichen zu wollen, betont Martin Schleske. «Nur das Spielerische ist schöpferisch», hält er fest. Wenn Jesus uns auffordere, zu werden wie Kinder, rede er von kleinen Kindern: «Mit Anfängern kann Gott etwas anfangen.» Er erzählt von einer Begebenheit, als er gerade Pause machte und die Zeitung aufschlug. Sein kleiner Sohn quetschte sich einfach auf seinen Schoss und sagte: «So, jetzt mach mal Platz da.» Dazu legte er die Arme des Vaters um sich, obwohl er wusste, dass dieser gerade nicht gestört werden will. «Er kam nicht als Bettler, sondern ruhte in der Gewissheit, geliebt zu sein.»
Kinder lebten uns die Würde vor, mutig in Fehler hineinzugehen. Für Schleske steht fest: «In Schwachheit kann Gott kommen, in Mutlosigkeit nicht.» Er ermutigt, die Aufforderung Jesu anzunehmen: «Lebe aus meiner Freude an dir! Du bist nicht vollkommen, aber meine Freude an dir ist es.» Auf die Geschichte des Zöllners Zachäus bezogen sage Jesus: «Steig von deinem Maulbeerbaum herunter und komm zu mir.»
Auf die Gnade lauern
Gesegnet zu sein heisse nicht, vor Leid verschont zu bleiben. Längere Zeit litt er an Schmerzen in einem Fuss. «Unser Körper ist unser Freund, er braucht unsere Fürbitte», resümiert Schleske. Ein inneres Bild zeigte ihm eine Brücke, die zu einem Wasserfall führte. Er spürte die Aufforderung Jesu, dem Schmerz zu sagen: «Reiss dich aus und wirf dich ins Meer!» Doch Schleske konnte es nicht, er zweifelte am Gelingen. «Ich weiss», antwortete Jesus, und ermutigte ihn: «Der Moment wird kommen, in welchem du es aussprechen wirst!»
Der Geigenbauer nahm die Verheissung an. «Nun lauerte ich auf den Moment der Gnade.» Sieben Wochen später spürte er ein inneres Lachen. Jetzt sprach er die Worte, und der Schmerz war augenblicklich fort. «Es strömte etwas Angenehmes vom Fuss aus durch den ganzen Körper», erinnert er sich. Er habe nichts gemacht, keine Willenskraft eingesetzt. Er habe zugelassen, gehört, empfangen: «Mir geschehe nach deinem Willen…» Dies sei eine Resonanzerfahrung mit Gott: «Wir können uns empfänglich machen, denn das Wesentliche können wir nur empfangen.»
Immer wieder neu
Ein paar Wochen später sei er wie vom Blitz getroffen an der Kreissäge zusammengebrochen. Sein Rücken schmerzte unerträglich. «Ich hatte schon so oft mein Scheitern erlebt, hatte Angst davor, dass es wieder geschieht.» Deshalb hätten seine Muskeln nun ihre Wächterfunktion übernommen und sich zusammengezogen, um ihn wie ein Korsett zu schützen. Die Seele habe seinem Körper diesen Auftrag gegeben. Sollte er dem Schmerz wieder gebieten, sich auszureissen?
Nein, aus dieser einen Erfahrung sollte kein Gesetz entstehen, das wurde ihm klar. «Ich entschuldigte mich bei meinen Muskeln: Ich habe euch mit meinen Ängsten belastet, das tut mir leid.» Sofort war der Schmerz weg. «Je älter wir werden, desto weniger sollte unsere Berufung, sondern unsere Quelle uns stärken», mahnt er. Und um die Quelle zu schützen, müssten wir auch Nein sagen. «Setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade. Ihr seid nicht verlassen, werft euer Vertrauen nicht weg!» Unser Weg werde heilig durch die Hoffnung: «Hoffnung ist eine Vorwegnahme von Gutem.»
Zur Webseite:
Geigenbauer Martin Schleske
Zum Buch:
WerkZeuge – In Resonanz mit Gott
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Datum: 15.07.2023
Autor:
Mirjam Fisch-Köhler
Quelle:
Livenet