Volle Terminkalender sind lieblos
Haben Menschen also doch – sozusagen klammheimlich – Freude an Stress? Für manche ist der volle Terminkalender eine Bestätigung. Ganz nach dem Motto: «Zeig mir deinen Terminkalender und ich sage dir, wie wichtig und beliebt du bist.» Aber auch, wenn man nicht so tickt, ist für viele der volle Terminkalender etwas, das zum Leben gehört.
Planen Sie einen Tag nur zu zwei Dritteln
Ein Rat sollte allerdings jeder bei der Zeit- und Terminplanung beherzigen: Planen Sie nicht zu eng. Gehen Sie nicht von einem optimalen Verlauf aus, denn das Leben verläuft auch nicht optimal. Es gibt immer wieder Unvorhergesehenes und Dinge, die nicht zu planen sind. Wenn Sie aber zu eng planen, laufen Sie Gefahr, Ihren Aufgaben und Terminen nur noch gehetzt hinterher zu laufen. Es gilt die Faustregel: Planen Sie einen Tag nur zu zwei Drittel fest ein, ansonsten ist der Stress meist vorprogrammiert.
Sie wenden vielleicht ein, dass Sie auf viele Termine gar keinen Einfluss haben. Das mag immer wieder der Fall sein, trifft aber sicher nicht auf alle Termine zu. Nehmen Sie Einfluss und sagen Sie mal «Nein», auch wenn Ihr Kalender nicht überquillt. Planen Sie so, dass Freiräume bleiben.
Stress macht krank
Zeitdruck und Stress sind zudem eine der verbreitetsten Ursachen für gesundheitliche Probleme: Von der grösseren Anfälligkeit für Infekte und Magen-Darm-Probleme, über Kreislaufprobleme bis zum Totalausfall durch «Burnout» und Depression. Stress mindert die Lebensqualität, im Extremfall kann derjenige, der gestresst ist, nicht einmal mehr die Freizeit erleben und geniessen, weil der Stress der Arbeit alle anderen Lebensbereiche mitbestimmt.
Ein voller Terminkalender ist unsozial
Doch Stress hat auch eine zutiefst unsoziale Komponente: Stress macht es kaum noch möglich, spontan auf Menschen und ihre Bedürfnisse zu reagieren. So eng, wie unsere Aufgaben getaktet sind, ist die Hilfe für ein am Strassenrand liegen gebliebenes Auto völlig illusorisch. Aber auch viel kleinere Dinge im Alltag sind kaum möglich. Damit ist zum Beispiel das spontane Gespräch auf der Strasse oder mit dem Nachbarn gemeint.
Hetze und spontan sein schliessen sich aus
Am ehesten können das vermutlich Eltern nachvollziehen: Wer einen stressigen, zu vollen Tag hat, kann kaum angemessen auf Kinder und ihre Bedürfnisse reagieren, weil sich diese eben nicht planen lassen. Genauso ist es mit unseren Mitmenschen um uns herum, unseren Nachbarn und denen, denen wir im Laden oder auf der Strasse begegnen. Wo wir nur noch hetzen, ist es nicht mehr möglich jemandem spontan zu begegnen und sich für ihn Zeit zu nehmen.
Eine allzu enge Zeitplanung ist somit nicht nur lieblos gegenüber sich selbst, sondern auch gegenüber anderen und verhindert manches, was an Begegnungen, an Gesprächen oder auch Hilfe sonst durchaus möglich wäre.
Gott schafft Raum
David, ein Liedschreiber und später König von Israel, spricht in der Bibel auch von Freiraum. Er freut sich über seinen Gott und singt: «weiten Raum hast du vor mir geschaffen» (Die Bibel, Psalm 31, Vers 9). David kennt Gott als jemanden, der ihn nicht noch weiter einengt, sondern der ihm Raum schafft.
David wusste, wovon er sprach: Er hatte sicher keinen engen Terminkalender, doch er war auf der Flucht. Er war rechtmässig zum König bestimmt, doch wurde er viele Jahre vom noch regierenden König verfolgt, der ihn aus dem Weg räumen wollte. David war ein Mann, der wusste, was Unfreiheit, Enge und Zwänge waren bedeuten. Und doch wusste er eines ganz tief in seinem Herzen: Sein Gott schafft ihm Raum und Weite und will Gutes für ihn.
Zum Thema:
Ruhe im Sturm: Auf der Flucht und doch ruhig?
Zur Zeitumstellung: Zeit – das geht uns alle was an
Plan B finden: Wenn alles anders kommt
Datum: 21.05.2015
Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch