Bibelschule für Flüchtlinge in Äthiopien
«Im Norden von Äthiopien gibt es grosse Flüchtlingslager, in denen Eritreer Zuflucht gefunden haben», berichtet Jürg Gugger, Leiter des Schweizer Zweigs von «ReachAcross». «Wir besuchen diese Lager regelmässig und haben dort verschiedene Projekte.» Dazu wird mit den evangelischen Gemeinden vor Ort zusammengearbeitet. «Dies geschieht im Schulungs- und Bildungsbereich. Wir liefern aber auch Nahrungsmittel und anderes Material, das dort benötigt wird.»
Zudem wird ein Projekt aufgebaut, in welchem Kinder und Jugendliche unterstützt werden, die alleine dort leben. Dazu Gugger: «Es handelt sich dabei vorwiegend um Jugendliche. In Eritrea gibt es den jahrelangen Militärdienst, in den die jungen Leute nach der Schule eingezogen werden. Deshalb flüchten viele Teenager.»
Kleine Gemeinden tun Grosses
«Erstaunlicherweise werden aber auch viele Kinder von ihren Eltern losgeschickt oder sie kommen mit ihren Geschwistern über die Grenze.» Diese werden laut Jürg Gugger von den äthiopischen Behörden betreut. «Aber das reicht nicht. Darum haben die Kirchen, mit denen wir zusammenarbeiten – das sind meist kleine Gemeinden mit 50 bis 100 Besuchern – Angebote für die Kinder entwickelt.»
Laut «ReachAcross» diese Angebote vor allem Kurse, Betreuung, Spiele, Englisch-Unterricht und weitere Dinge. «Man muss sich vorstellen, dass das Lagerleben sehr eintönig ist. Deshalb ist es wichtig, dass jemand für sie da ist. Eine grosse Gefahr ist auch, dass es in diesen Lagern sehr viel Prostitution gibt. Deshalb ist es gut, wenn sich Christen der Kinder und Jugendlichen annehmen.»
Brücken zwischen Christen und Muslimen
Es sei erstaunlich, wie wenig die Christen in Ostafrika über die Muslime wissen. «Es herrscht viel Unsicherheit. Was glauben Muslime? Welche Feste feiern sie? Was unterscheidet uns von ihnen? Es geht uns darum, aufzuklären und zu zeigen, wer die Muslime sind. Dadurch können wir Brücken bauen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzeigen und Tipps geben, wie man miteinander über den Glauben ins Gespräch kommen kann.»
Für die Menschen, die im Lager leben, wurde eine einfache Bibelschule aufgebaut. «Die Lage in Eritrea ist schwierig, es gibt viel Unterdrückung und Verfolgung. Vor allem aber gibt es keine Ausbildungsstätten für eritreische Pastoren.» Deshalb ist es für «ReachAcross» wichtig, in die örtlichen Leiter zu investieren.
Bibelschule für Flüchtlinge
Mit einer kleinen äthiopischen Gemeinde, die in einem Städtchen in der Nähe des Lagers beheimatet ist, gibt es nun eine Bibelschule. «Wir ermöglichen es Leiterinnen und Leitern, die von ihren Gemeinden ausgewählt wurden, dort ihre Ausbildung zu durchlaufen. Es ist ein zweijähriger Lehrgang. Die Studenten sind aber nicht die ganze Zeit vor Ort, sondern sie kommen alle zwei Monate für zwei Wochen in die Schule.»
Immer wenn die Bibelschüler das Lager verlassen, brauchen sie dazu eine Bewilligung. Sie können sich nicht frei bewegen. «Sie müssen sich jedes Mal in die lange Schlange stellen und ihr Gesuch einreichen.»
Bereits zweite Klasse graduiert
Das Gelernte können sie dann in ihren Kirchen in den Lagern anwenden. In dieser Bibelschule sind nicht ausschliesslich Flüchtlinge, sondern Christen aus der ganzen Umgebung. «Jene, die nicht Flüchtlinge sind, arbeiten danach in ihrer Kirche oder sie gründen eine eigene Gemeinde.»
Die Flüchtlinge aber kehren in ihre Lager zurück und betreuen die dortigen Gläubigen. Am 15. Juni 2018 feierte nun die zweite Abschlussklasse ihre Graduierung in der «Shire Bible School».
Zur Webseite:
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Datum: 01.06.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet