Prostituierte und Geschäftsleute finden Liebe zu Jesus

Sara Bucyana: Sie arbeiten seit fünf Jahren in Ruanda, was ist seither geschehen?
Sara Bucyana: Während unserer Arbeit in Ruanda haben wir viel gesehen und gelernt. Hier einige Beispiele:

• Wir sehen, dass das Evangelium die Kraft hat, Leben zu verändern. Wir erleben wie Prostituierte, Studenten und Geschäftsleute Gottes Liebe annehmen und wie sich ihr hoffnungsloses, chaotisches und leeres Leben zu einem neuen Leben in Freiheit und mit einem bestimmten Ziel verändert.
• Wir haben gesehen, dass klare Leitung sehr wichtig ist in allen Aspekten des Lebens. Nicht alle Führungskräfte sind von Natur aus starke Visionäre, aber es ist wichtig, dass jeder Leiter Weitblick hat. Wir erleben immer wieder, wie schwierig es ist, unter schlechter Leitung einzelnen Menschen und Gemeinschaften zu helfen und sie zu entwickeln. Dies scheint wahr zu sein in der Politik, in verschiedensten Organisationen oder in Kirchen.
• Wir haben gelernt – meistens auf die harte Weise –, dass es besser ist, sich auf ein Primärziel zu konzentrieren. Dies ist besonders schwierig, wenn man so viel Not und Bedürfnisse um sich herum sieht oder wenn man aufgefordert wird, sich in viele verschiedene Aufgaben zu involvieren.

Sie beschreiben Ihre Gemeinde als interkulturell, was bedeutet das?
Unsere Kirche ist interkulturell, da sie etwa 40 Nationalitäten repräsentiert. Von etwa 1'500 Personen sind weniger als 35 Prozent Ruander. Rund 45 Prozent der Leute sind aus anderen Teilen Afrikas. Die restlichen 20 Prozent unserer Kirchenmitglieder kommen aus verschiedenen Teilen Nordamerikas, Europas und Asiens. Im Sonntagsgottesdienst kann ein Besucher wohl auf den ersten Blick keine grosse kulturelle Vielfalt sehen, da 80 Prozent Afrikaner sind. Aber Afrika ist gross und sehr vielfältig. Wir verwenden Englisch als Medium der Kommunikation. Auch versuchen wir bewusst, durch Kleingruppen und andere Aktivitäten unseren Kirchenmitgliedern zu helfen, sich gegenseitig kennen zu lernen und Freundschaften zu knüpfen.

Wie sieht Jüngerschaft in Ruanda aus?
Realistisch betrachtet führen ruandische Kirchen die Menschen nicht in Jüngerschaft. Nach unserer Erfahrung ist es fair zu sagen, dass eine erhebliche Zahl von Pastoren selber noch nicht «evangelisiert» sind. Gute Freunde von uns, die ein Ausbildungszentrum für Pastoren in Kigali führen, berichten immer wieder, dass viele ihrer Pastorenstudenten am Ende ihres Kurses realisieren, dass sie das Evangelium bis anhin nicht verstanden hatten.

Die meisten Gemeindeleiter sind Christen, aber sie haben kein klares und biblisches Bild, wie Nachfolge wirklich aussehen sollte. Was können sie dann in diesem Fall überhaupt mit dem Wort «Jüngerschaft» anfangen und es im Alltag umsetzen? Natürlich hat unsere Kirche das Konzept der Jüngerschaft auch noch nicht voll gemeistert, das heisst selber Jünger zu sein und andere in der Nachfolge Jesu zu unterweisen, bis sich das Evangelium unter allen Menschen verbreitet hat. Aber wir lernen, dass echte Jüngerschaft tiefgreifende Veränderung in unserer ganzen Weltanschauung bewirkt – vergleichbar mit genetischer Veränderung.
Unser Training zielt darauf ab, Christen zu helfen, Jesus in unserer realen Welt nachzufolgen.

Unser Motto der Jüngerschaft ist: «Wissen, Sein und Tun.» Wir möchten Wissen weitergeben, das zum Erforschen, Verständnis und neuen Perspektiven bezüglich wichtigen Fragen unseres Glaubens ermutigt. Allerdings muss dieses Training weiter gehen als nur Wissen anzusammeln. Es muss dahin führen, dass Jesus Christus in unserem Wesen – also im Sein – sichtbar wird. Dieses Paradigma der Ausbildung führt zu einem effektiven Dienst – also zum Tun. Wir sind bestrebt durch die Kurse, Hauskreise und anderen kirchliche Dienste die wichtigsten Aspekte des Wissens, Seins und Tuns zu integrieren.

Welche Lebensveränderungen haben Sie gesehen?
Pélagie ist eine 30-jährige alleinerziehende Mutter, die früher eine Prostituierte war. Durch eine Gruppe von Leuten aus unserer Gemeinde hörte sie, dass Gott sie liebt und dass er einen besseren Plan für ihr Leben hat. Sie nahm Gottes Rettungsangebot an. Von einem Hauskreis in ihrer Nähe erhielt sie finanzielle Hilfe. Schliesslich hörte sie auf, sich selbst zu verkaufen und begann einen Beruf zu erlernen. Jetzt führt sie ein kleines Unternehmen, durch das sie ihre zwei Kinder und ihre alte Mutter unterstützen kann. Das Leben ist nicht einfach geworden, aber sie hat Hoffnung und sie vertraut ganz auf Gottes Liebe. Diese Botschaft teilt sie mit vielen Menschen, denen sie begegnet. Sie glaubt, dass Gott sie berufen hat, zu singen und anderen mittellosen Frauen von Gottes Liebe zu erzählen.

Oder der Geschäftsmann Jimmy: Er ist auch ein Ehemann und Vater von vier Kindern. Zuvor war er einfach ein Christ, der Gottesdienste besuchte. Er wollte ein erfolgreicher, guter Mann sein. Aber nachdem er unseren Jüngerschaftskurs «True Life» (Wahres Leben) besuchte, sagte er: «Nun verstehe ich, dass ich zuerst mich selber verändern muss, bevor ich irgendetwas in dieser Welt nachhaltig verändern kann. Ich will den Armen helfen.» Mehr Geld zu haben hat jetzt für ihn keine Priorität mehr. Es ist ihm nun vielmehr wichtig, seinen Mitarbeitern und Kunden zu helfen, zu einem pulsierenden Leben mit Jesus zu finden.

In jedem Land haben Christen mit verschiedenen Problemen zu kämpfen, welche sind es in Ruanda?
Ruanda ist immer noch ein sehr armes Land, und viele Menschen führen ein hartes Leben. Viele kämpfen, um eine Schule oder Ausbildung zu beenden und sie müssen dann feststellen, dass nicht genügend Arbeitsplätze vorhanden sind. Aus diesem Grund leben viele Christen mit der Spannung, Jesus nachzufolgen und gleichzeitig zu überleben. Es gibt hier einen starken Geist des Materialismus und einen enormen Wunsch, vorwärts zu kommen und reich zu werden. Viele Christen sind sich nicht sicher, wie man Integrität bewahren kann inmitten vieler, die sehr kompetitiv sind und alles tun um erfolgreich zu sein.

Was ist in Ruanda einfacher als in anderen Ländern?
Wir können hier sehr leicht mit verschiedensten Menschen offen über den Glauben sprechen.

Was ist euer Herzensanliegen?
Wir wünschen uns sehr, dass viele Menschen Jesus Christus als ihren persönlichen Erlöser kennen lernen. Wir wünschen uns, dass Christen im Glauben wachsen und ihre ganze Lebensweise verändern, so dass Gott in ihrem Sein und Tun immer mehr verherrlicht wird, und andere Menschen dadurch schlussendlich auch Gott ehren.

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SMG

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