Gemeinde braucht Veränderung
Seit Jahren ist der sogenannt fünffältige Dienst (Epheser 4,11) ein wiederkehrendes Trendthema. Dabei kamen viele Theorien und Methoden für eine praktische Umsetzung auf. Das Installieren neuer Ämter in der Gemeinde scheint jedoch bei vielen die erhoffte Wirkung zu verfehlen. Was bleibt ist die Sehnsucht, im Alltag ein kraftvolles Glaubensleben zu führen und in Gottes Plan aufzugehen.
Es geht um ein neues Gemeindeverständnis
Zusammen mit seiner Frau ist Pfr. Martin Kaltenrieder Gründer und Leiter von «Neues Land Region Gantrisch». Leidenschaftlich steht er nach wie vor für den fünffältigen Dienst ein. Er ist aber überzeugt, dass die Gemeinde eine grundsätzliche Neuausrichtung braucht, um in unserer Gesellschaft eine tiefgreifende Wirkung zu erzielen. «Menschen müssen dazu ausgerüstet werden, um in einer authentischen Nachfolge zu leben. Dies ist die Voraussetzung für die Transformation unserer Gesellschaft.» Gemeinde ist nicht dazu da, sich mit Programmen innerhalb ihrer Kirchgebäuden zu unterhalten, sondern um Gottes Reich in dieser Welt zu repräsentieren.
Kaltenrieder ist überzeugt, dass in Gottes Reich alle Gläubigen gleichermassen gefragt sind. «Das Verständnis, dass lediglich ein paar Profis Gottes Auftrag ausführen, führt nicht zu einer zukunftstauglich Gemeinde.» Deshalb brauchen Christen Hilfe – und zwar nicht nur von Bibellehrern (so wichtig diese auch sein mögen). Wir brauchen ein Bewusstsein, dass die Gemeinde nicht existiert, um die Zahl ihrer Gottesdienstbesucher zu vergrössern, sondern um die Gesellschaft in der Kraft des Heiligen Geistes zu durchdringen.
Die Bedeutung des fünffältigen Dienstes
Für diese Ausrüstung sind wir, dessen ist Kaltenrieder überzeugt, auf den fünffältigen Dienst angewiesen. Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer sind allesamt wichtig, um der Gemeinde die nötigen Impulse zu geben. «Keiner dieser Dienste ist wichtiger als der andere», betont Kaltenrieder mit Nachdruck. «Sie alle werden gebraucht.» Dass heute gerade apostolisch handelnde Menschen ihren Platz einnehmen müssen, steht für ihn fest: «Wir brauchen Menschen, die wie ein Baumeister Zusammenhänge in Gottes Reich erkennen, Strategien entwickeln und neue Wege begehen. Ein unternehmerischer Geist ist gefragt, um Gottes Reich in die unerreichten Winkel unserer Welt hineinzutragen.»
Es gilt, die Fähigkeiten der einzelnen Gläubigen zu fördern, damit alle für ihren Dienst ausgerüstet werden. «Apostolisch begabte Leiter erkennen die Wichtigkeit von Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrern, helfen bei deren Positionierung und stärken damit ihren Dienst.» Letztlich braucht es sie alle. «Das Zusammenspiel von Propheten und Aposteln ist für eine Erneuerung der Gemeinde entscheidend wichtig», erklärt Kaltenrieder. «Propheten sehen die Stadt in der Wüste, können sie aber nicht bauen. Apostel sind wie Baumeister, erkennen was, wo, wann, mit wem dran ist.»
Prioritäten neu ordnen
Martin Kaltenrieder stellt fest: «Das Neue Testament führt unterschiedliche Listen von Dienstgaben auf. Interessanterweise werden diese Listen aber stets von Aposteln und Propheten angeführt.» Und tatsächlich: Das Fehlen dieser beiden Ämter hat über Jahrhunderte hinweg ein introvertiertes Gemeindeleben gefördert. Auch wenn Evangelisten immer wieder auf die Dringlichkeit missionarischer Bestrebungen hingewiesen haben, blieb die Gemeinde aber doch auf den «internen Betrieb» fokussiert.
«Die Etablierung eines des fünffältigen Dienstes ist nicht unser Ziel, sondern ein Werkzeug Gottes, um die Gläubigen zum Erfüllen dieses Auftrags fit zu machen. Was wir aber genauso brauchen, ist ein neues Verständnis von dem, was Gott durch die Gemeinde tun will.»
Apostolische Leiter sind gefragt
In jeder Gemeinde gibt es Menschen, die davon träumen, Gott in einer völlig neuen Weise zu dienen. Innovative Gläubige fühlen sich mit ihren Träumen aber oft alleine gelassen, da diese in der Struktur traditioneller Gemeinden keinen Platz finden. Dessen ist sich auch Kaltenrieder bewusst, wenn er sagt: «Durch die Verbindung mit apostolischen Leitern werden diese Leute ermutigt, ihren gottgegebenen Stab zu ergreifen.»
Nein, Martin Kaltenrieder sieht den apostolischen Dienst nicht als das Wundermittel für eine glorreiche Zukunft der Gemeinde. Er ist aber davon überzeugt, dass die Gemeinde auf diese Art von Leitung angewiesen ist, um in Zukunft einen Unterschied in dieser Welt zu machen. Dass es hierzu Veränderung braucht, glauben viele, haben aber sehr unterschiedliche Vorstellungen davon. Genau deshalb braucht es Leiter, welche die Wichtigkeit der einzelnen Anliegen erkennen und einem grossen Plan zuordnen können.
Apostolische Konferenz – ein Schritt auf einem langen Weg
Die Kirche ringt heute damit, unserer schnelllebenden Welt zu begegnen. Eine Antwort, wie dies geschehen muss, kann kaum auf die Schnelle gefunden werden und die Prozesse der Veränderungen dauern meist viele Jahre. Das ist Grund, sich an die Arbeit zu machen. Martin Kaltenrieder versucht deshalb, auf verschiedene Weise zu einem veränderten Gemeindeverständnis beizutragen.
Vom 26. bis 28. Oktober findet in Heimberg eine apostolische Konferenz zu dieser Thematik statt. Sie trägt den Titel «Dein Reich komme». Neben Frans du Plessis Jr. aus Südafrika ist Martin Kaltenrieder Hauptredner.
Mehr Infos zur Konferenz finden Sie hier.
Zum Thema: Datum: 15.10.2018
Warum eine Methode nicht genügt: Der fünffältige Dienst und unser Auftrag in der Gesellschaft
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet