Wenn Flüchtlinge Christen werden wollen...
Dass immer öfter Flüchtlinge aus dem Iran, Syrien und anderen muslimischen Ländern Christen werden wollen, ist jetzt auch Thema in säkularen Medien. Zum Beispiel in Berlin. Hier hat die Agentur Reuters eine Umfrage in verschiedenen christlichen Gemeinden gemacht. Dabei erklären Pastoren übereinstimmend, dass man es taufwilligen Flüchtlingen nicht einfach mache. Schon gar nicht, wenn sie sich in der Landeskirche taufen lassen wollen. Auch freikirchliche Pastoren betonen, die Vorbereitung auf eine Glaubenstaufe sei individuell und zeitaufwendig. «Da hilft uns kein Taufkurs. Wir müssen beurteilen, wer von Herzen glaubt. Leicht ist das nicht. Aber ein Miteinander kann man nicht vorspielen», sagt zum Beispiel Pastor Hendrik Kissel, der sich gegen den Vorwurf wehren musste, die Taufanwärter kämen zur Blitztaufe in die Freikirche.
Keine Blitztaufen
Auch Pfarrer Jens Jacobi aus der Melanchthongemeinde im Berliner Stadtteil Spandau betont: «Dass jemand kommt und sagt, lasst mich schnell getauft werden, das funktioniert nicht.»
Die Pastoren reagieren damit auf Äusserungen von Migrationsämtern. Die Behörden hegen den Verdacht, dass einige Flüchtlinge sich durch den Übertritt rückversichern wollten. «Ein Teil der Antragsteller versucht, über einen Religionswechsel einen Schutzstatus zu erzwingen, der ein Aufenthaltsrecht sichert», kritisiert zum Beispiel Matthias Henning vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Berlin.
Österreich: sprunghaft angestiegen
In Österreich wollen sich immer mehr Flüchtlinge in der katholischen Kirche taufen lassen. Friederike Dostal leitet die Vorbereitung von Erwachsenentaufen der Erzdiözese Wien. Gegenüber der österreichischen Tageszeitung «Die Presse» sagte sie, etwa 200 Asylwerber und Flüchtlinge hätten in Österreich im vergangenen Jahr beschlossen, zum christlichen Glauben zu konvertieren. Die Zahl sei 2015 sprunghaft angestiegen, erklärte sie gegenüber der Agentur kathpress. Rund 70 Prozent der rund 300 Erwachsenen, die sich in Österreich taufen lassen wollen, seien mittlerweile Asylbewerber und Migranten, schätzt das Österreichische Pastoralinstitut.
Sie wies dabei auf die Hürden im Asylverfahren hin: «In den Verfahren vermutet man prinzipiell, dass die Menschen nur konvertieren, um Asyl zu bekommen.» Vor dem Asylgericht sei deshalb die Kirche gefordert, die Erfahrungen mit den betreffenden Menschen zu bestätigen und zu berichten, «wie sehr sie in die Gemeinde integriert sind und dass wir ihren Glauben als sehr ernst einstufen».
Und die Konsequenz daraus
Tatsache ist: Muslime, die zum Christentum konvertiert sind, können auch bei negativem Asylentscheid schwer abgeschoben werden, denn in Ländern wie dem Iran steht auf dem Austritt aus dem Islam die Todesstrafe.
Kommentar
Es ist ebenso nachvollziehbar wie befremdlich, wenn Behörden nicht nachvollziehen können, dass es auch andere als nur taktische Gründe gibt, den Islam zu verlassen und besser einem Gott der Liebe zu dienen. Sollen die Kirchen vielleicht einen Glaubenskurs für Migrationsämter anbieten, damit ihre Funktionäre nachvollziehen können, weshalb der christliche Glaube eine Anziehungskraft auf Muslime hat? Und dass sie die Gelegenheit zum Glaubenswechsel nutzen, sobald sie nicht mehr unter dem Druck ihrer Gesellschaft und ihrer Glaubenswächter stehen? Wenn der Westen seinen Werten treu sein will, soll er auch die volle Glaubensfreiheit der Migranten anerkennen und schützen, und sie nicht gleich verdächtigen, sich bessere Aufenthaltschancen verschaffen zu wollen. Zudem dürften Flüchtlinge mit der Hinwendung zum christlichen Glauben auch bessere Integrationschancen haben.
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Datum: 30.05.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet