Reformierte Pfarrerin mit römischem Kragen
Mirja Zimmermann (37) trägt gerne den Kollar oder römische Kragen – auch wenn dies eher in der lutherischen oder katholischen Kirche üblich ist. Ihre Begründung: «Es zeigt mich als Pfarrerin im digitalen Raum und gibt mir einen Wiedererkennungswert.» Der Kirche ein Gesicht geben und das verstaubte Image entstauben: Das ist der 37-jährigen Mirja Zimmermann wichtig.
Sie ist reformierte Pfarrerin in Sumiswald. Dort leitet sie Predigten, Konfirmationen, ist als Seelsorgerin unterwegs und begleitet ihren Alltag auf Instagram. «Die Kirche ist ganz und gar nicht verstaubt. Natürlich gibt es kirchliche Strukturen, die verstaubt sind und die ich auch gerne helfe zu entstauben. Aber die Kirche ist noch so viel mehr», so Mirja Zimmermann zum Lokalradio neo1.
Sich für andere einsetzen
Nach dem Gymnasium hat Mirja ein Jahr lang in Südafrika gelebt. «Ich habe dort in einem Waisenhaus gearbeitet mit Kindern, die zum Teil mit HIV infiziert waren. Das Leben mit wenig bis gar nichts hat mich demütig gemacht», erinnert sich Mirja Zimmermann. Sich für andere einzusetzen, für die Gleichstellung zwischen Mann und Frau oder für die Differenzen zwischen Nord und Süd, ist ihr wichtig. «Wir haben es so gut und sind so privilegiert. Da kann ich nur anderen etwas davon abgeben.» In Südafrika hat Mirja Zimmermann viel in der Bibel gelesen und sich danach für das Theologie-Studium entschieden. «Ich habe diese Entscheidung nie bereut. Bereits das Studium war so wahnsinnig spannend.»
Seit 20 Jahren auf Social Media aktiv
Aufgewachsen im Zürcher Oberland hat Mirja Zimmermann durch ihren Mann in den Kanton Bern gefunden. Nach dem Vikariat in Konolfingen BE hat Mirja Zimmermann 2013 ihre jetzige Stelle als Pfarrerin in der Kirche Sumiswald im Emmental übernommen. Hier lebt sie nun mit ihren inzwischen drei Kindern im Pfarrhaus. Mit ihrem Mann teilt sie sich die Kinderbetreuung, jongliert zwischen Familie und Beruf und setzt sich für den Glauben an einen realen, personalen Gott ein. Ganz nebenbei spielt sie Fussball für den FC Religion und ist politisch aktiv für die EVP sowie als Notfallseelsorgerin und Care Profi unterwegs. Alles eine Frage der Organisation, sagt sie, erklärt sie Radio Lifechannel.
Mirja Zimmermann arbeitet zusammen mit einer Kollegin als Pfarrerin mit dem Schwerpunkt auf Kindern, Jugendlichen und Familien. «Ich habe mit meinen Konfirmanden darüber gesprochen und für sie war klar, wenn die Kirche da sein will, wo die Menschen sind, dann muss die Kirche auch in den sozialen Medien stattfinden», erklärt Mirja Zimmermann. Sie ist selbst seit 20 Jahren aktiv auf Social Media. Nun füttert sie ihren Kanal auch immer gerne bei der Arbeit. «Ich zeige Ausschnitte aus meinem Alltag als Pfarrerin und bin gerne da für den Austausch in den Direktnachrichten auf Instagram.» Die Ideen dazu kommen ihr spontan, erklärt sie gegenüber Radio SRF. «Ich war schon immer fasziniert, wie man eine Botschaft in möglichst wenig Worten verpacken und auf den Punkt bringen. Auch meine Predigten waren nie sehr lang.»
Zwischen Tradition und Veränderung
Mirja Zimmermann geht gerne Änderungen an und hat es am liebsten, wenn viel los ist. Geht das mit der Kirche zusammen? «Natürlich sind Änderungen möglich. In den letzten Jahren hat sich auch bereits so vieles verändert in der Kirche», so Mirja Zimmermann. Es gebe aber auch kritische Stimmen. Die seien bei ihrem Job aber normal. «Ich bin auch eine öffentliche Person. Da gibt es immer verschiedene Meinungen zu allem.» Als Kolumnistin schreibt Mirja Zimmermann regelmässig in der regionalen Zeitung Unter-Emmentaler. Die Kirche habe sich immer wieder erneuert und das «ecclesia semper reformanda» gehört zur reformierten Kirche, so Mirja Zimmermann: Die Kirche muss beständig reformiert werden.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Dienstagsmail
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Datum: 19.07.2023
Autor:
Markus Baumgartner
Quelle:
Dienstagsmail