«Selbstbewusst über christliche Werte sprechen»
Gläubige sind gefordert
«Mit fortschreitender Säkularisierung», so Merkel, «lassen die Kenntnisse über das Christentum immer mehr zu wünschen übrig. Jeder sollte sich selbst fragen, was er zur Stärkung der eigenen Identität, zu der bei der Mehrheit immer auch noch die christliche Religion gehört, tun kann.» Dies sei keine Aufgabe der Politik, vielmehr seien die «Kirchen und in erster Linie die Gläubigen gefordert.» Die Politik könne hier nur Rahmenbedingungen schaffen. Als Beispiel nannte sie den Religionsunterricht, den sie «sehr befürworte».
Angela Merkel ist Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Union (CDU). Ihr Vater, Horst Kasner, zog 1954 mit der Familie in die damalige DDR, um dort als evangelischer Pfarrer in der Uckermark zu arbeiten.
Der Islam ist eine Realität in Deutschland
Ihren Appell an die Christen verband Merkel mit einem neuerlichen Ja zum Islam in Deutschland: «Sie (die Muslime in Deutschland, Anm. d. Red.) sind ein Teil von Deutschland, und der Glaube, der ihnen wichtig ist, ist es inzwischen auch.» Sie erwarte von ihnen, dass sie die deutsche Sprache lernten und sich zur deutschen Rechtsordnung bekennen.» Im Gegenzug dürften Muslime von der deutschen Gesellschaft erwarten, «dass wir sie dann auch als zu uns gehörig annehmen.» Dass der Islam zu Deutschland gehöre sei eine «Realität». Daraus ergebe sich ihre Aufgabe als Kanzlerin «die übergrosse Mehrheit der Muslime in Deutschland vor einem Generalverdacht zu schützen und Gewalt im Namen des Islams zu bekämpfen.»
Zugleich hob Merkel das Selbstverständnis der deutschen Gesellschaft hervor: «Natürlich stehen wir auf dem Fundament der christlich-jüdischen Traditionen...Wir sind durch eine gemeinsame Geschichte in Europa gegangen, wir hatten die Aufklärung. Daraus haben sich unsere heutige Werteordnung und unser Verhältnis von Staat und Glauben entwickelt.»
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Datum: 17.01.2015
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet