Der Stamm Dan ist zurück und blüht auf
Die äthiopische Jüdin Yitish Aynaw (21) aus Netanya ist offiziell die schönste Frau Israels. Sie sagte laut «Israel heute», es sei bedeutend, dass die Schönheitskönigin aus der äthiopischen Gemeinschaft stamme. «Israel hat viele ethnische Gruppen und Farben, und es ist wichtig, dies der Welt zu zeigen.» Das Publikum in Haifa dankte mit tosendem Beifall. Yitish Aynaw war zuvor Offizierin in der Armee, heute betreibt sie ein Modegeschäft.
Yitish, genannt Titi, wanderte im Alter von zwölf Jahren ins Heilige Land ein. «Das war sehr hart. Eine neue Sprache, eine moderne Gesellschaft.» Auch sehe sie sich als Vorreiterin, es gebe zu wenig dunkelhäutige Models in Israel. Sie wolle die erste dunkelhäutige Fernsehmoderatorin Israels werden.
«Operation Salomo»
1991 brach das kommunistische System in Äthiopien wie ein Kartenhaus zusammen. Dieser Knall war für Israel der Startschuss zur spektakulären «Operation Salomo» – nach der «Operation Moses» ein weiteres Luftfahrtspektakel.
Tausende äthiopischer Juden strömten in kürzester Zeit nach Addis Abeba und siedelten in der Nähe der israelischen Botschaft. «Während die Regierung dort zusammenbrach, begann die 'Operation Salomo'», erinnerte sich Gerald Gotzen, als livenet.ch den Zeitzeugen einst in Äthiopien traf.
In den frühen Morgenstunden des 24. Mai 1991 landete eine erste israelische Maschine. Noch nie zuvor in der Geschichte Israels waren an einem einzigen Tag mehr Menschen eingewandert. In gut 30 Stunden flogen über 30 Flugzeuge rund 14'000 Menschen aus.
Der Pilot weinte
In einem der Jumbo-Jets flog auch der Israeli Nathan Sharansky mit – später war er in Israel Minister für Diaspora-Angelegenheiten. Einer der Flieger hatte gar keine Sitze mehr. Man hatte sie einfach rausgerissen. Gotzen: «Die Menschen sassen am Boden. Ohne die Sitze war das Flugzeug leichter. Damit konnten mehr Leute mitfliegen. Die meisten dieser Juden hatten noch nie ein Flugzeug gesehen, geschweige denn, dass sie schon einmal geflogen wären!»
Gerald Gotzen über den bewegenden Augenblick: «Trotzdem war es sehr ruhig und ordentlich. Vor dem Abflug wurden 1'087 Personen gezählt. Alle in einem einzigen Jumbo! In Tel Aviv wurde viereinhalb Stunden später nachgezählt. Jetzt waren es 1097 Passagiere. Denn im Flugzeug kamen zehn Babys zur Welt. Der Pilot weinte. Die Emotionen rissen alle mit.» Andere Quellen sprechen sogar von 1'135 am Start, aber nur zwei Babys und einer Gesamtzahl von 1137 Passagieren bei der Landung.
Zurück nach Jerusalem
Eines der Gebete, das die äthiopischen Juden seit vielen hundert Jahren an jedem Sabbath beten, ist einfach und bewegend: «Der Hungrige geht zum Essen, der Durstige zum Wasser, aber ich will nach Jerusalem gehen.»
Lange wusste man in Israel nicht um die Nachkommen des Stammes Dan. «Die meisten von ihnen wohnten in entlegenen Gebieten und hatten weder Fernsehen noch Radio oder Zeitungen. Aber sie sind sehr kultiviert und haben interessante Handfertigkeiten. Erst in den 90er Jahren wurden sie von der israelischen Regierung und durch die 'Jewish Agency' entdeckt», so Gerald Gotzen.
Der Stamm Dan lebt
Oft würden ältere äthiopische Juden sagen: «Wir selbst sterben vielleicht hier in Äthiopien. Aber das Wunder des Exodus wird sich an unseren Kindern ereignen.» Ihre Kinder würden in Israel aufwachsen. In Israel zur Schule gehen. Und bei ihrem Volk sein. So wie Yitish Aynaw. Sie ist Miss Israel. Der Stamm Dan ist zurück. Der Stamm Dan lebt.
Datum: 12.03.2013
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch