«Eure Gebete haben viele Wunder bewirkt»
Die Situation der Christen im Jemen ist äusserst schwierig. Nicht nur durch den Bürgerkrieg und die wirtschaftliche Not, sondern auch durch den Druck, den islamische Extremisten und die Regierung ausüben. Der Islam ist Staatsreligion und somit ist es verboten, eine andere Religion anzunehmen – dies wird mit Hausarrest, Gefängnisstrafen, Folter und Tod geahndet.
Folglich treffen sich Christen nur im Geheimen, nutzen codierte Nachrichten und Pseudonyme. «Es ist als ob wir unsere eigene Sprache hätten», erklärt Saad (Name geändert), ein Gemeindeleiter, gegenüber der Hilfsorganisation Open Doors UK. Zwar ist die Situation von Stadt zu Stadt unterschiedlich – an manchen Orten wird mehr toleriert als an anderen, manche Christen können sich heimlich treffen, andere sehen sich nur online. Doch: «Jeder christliche Dienst innerhalb von Jemen muss heimlich geschehen», so Odai (Name geändert), ein weiterer Gemeindeleiter. «Wir danken Gott, dass wir ihm in so einem Land dienen können, doch alles muss äusserst sorgsam, aufmerksam und heimlich passieren.»
Angst und Entmutigung
Der Tod eines Christen im vergangenen Sommer hat die Christen noch stärker eingeschüchtert. «Vor einem Jahr hatten wir noch mehr Möglichkeiten, über Jesus zu reden», berichtet ein weiterer Leiter, der Zain genannt wird (Name geändert). «Jetzt gibt es mehr Angst. Die Leute sind entmutigt und gehen nicht mehr raus, um anderen von Christus zu erzählen. Extremisten arbeiten stärker daran, die Kirche zu behindern.»
Beantwortete Gebete
Was bewirken dann überhaupt die Gebete von Christen aus dem globalen Westen und Süden? Zunächst einmal ermutigt es die Christen im Jemen, wenn sie hören, dass andere Gläubige an sie denken. «Wir sind nicht allein, wir haben Brüder und Schwestern, die mit uns beten. Das zu wissen, gibt uns Mut, weiterzumachen und dem Unvermeidlichen entgegenzutreten», bezeugt Zain.
Ein anderer Gemeindeleiter berichtet: «Eure Gebete haben viele Wunder gewirkt – eure Gebete für Sicherheit und Schutz wurden beantwortet! Es ist ein Wunder, dass wir immer wieder sicher nach Hause kommen und sicher in der Nacht schlafen können…»
Aufbruch, Taufen und Soziale Medien
Währenddessen wächst die Kirche im Jemen weiter, insbesondere durch die Sozialen Medien. Es gibt bestimmte Seiten, die spezifisch für Jemeniten erstellt wurden, die auf der Suche nach einem Sinn oder nach einer Alternative zum Islam sind. Dort gibt es die Möglichkeit der Kontaktaufnahme – und so kommt es dann zu persönlichen Gesprächen, in denen die Suchenden von Jesus hören.
Gemeindeleiter Salman (Name geändert) berichtet, dass im Jahr 2024 vermehrt Taufen durchgeführt wurden. Etwa dadurch, dass sie in den Sozialen Medien Werbung posten, auf der Bibelverse stehen. «Gott hat die Sozialen Medien als Erweckungs-Tool für die Menschen im Jemen genutzt. Etwa 90 Prozent der Jemeniten weiss nichts über die Bibel; wenn wir also beispielsweise Bibelverse posten, sind die Leser von den neuen Worten gepackt. Die Verse haben vielen die Augen geöffnet, die auf der Suche waren…»
«Gott ist mit uns», ist Odai überzeugt. «Er versorgt seine Kinder und arbeitet in und durch uns, trotz aller Herausforderungen. Wir erleben, wie Menschen zu Christus kommen und Gläubige in der Jüngerschaft wachsen. Das ist ein Beweis dafür, dass Gott in der jemenitischen Kirche am Wirken ist. (…) Wir danken Gott, dass wir ihn kennenlernen durften, und wir danken euch für eure Gebete!»
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Datum: 24.01.2025
Autor:
Rebekka Schmidt
Quelle:
Livenet / Open Doors UK