Ein Missionar für Menschen auf der Strasse
Im Sommer 2020 wohnte ein Tramper mit dem Spitznamen «Boxcar» in einer Jugendherberge, bei sich hatte er nur sein Auto und einen Hund. Nach ein paar Tagen begann er die Leute zu fragen, ob sie auf seinen Hund aufpassen würden, weil er sich das Leben nehmen wollte…
In derselben Jugendherberge war US-Missionar Brad Sasser untergebracht – er fragte den Tramper, was Gott denn in seinem Leben verändern müsste. Die Antwort war klar: Boxcar brauchte eine Arbeit, bei der er mindestens 15 US-Dollar pro Stunde verdiente, und er brauchte jemanden, der während der Arbeitszeiten auf seinen Hund aufpasste. Sasser setzte sich zu dem Mann und betete für ein Wunder. Nur zwei Tage später erzählte Boxcar, dass ein Restaurant am Ort ihn zum gewünschten Gehalt angestellt habe. «Ich bekomme sogar einen Raum, in dem ich gratis wohnen kann. Und ich darf dort meinen Hund halten.»
Sasser hielt den Kontakt und erzählte dem Mann mehr von Jesus, bis Boxcar sein Leben Jesus übergab. Ein Jahr später wurde er getauft – mit dabei war seine Mutter, die schon immer für ihren Sohn gebetet hatte.
Ein Missionar auf der Strasse
Genau diese Menschen hat Brad Sasser auf dem Herzen. «Es ist häufig eine tiefe innere Verletzung, die die Menschen zum Wandern oder Trampen bringt. Sie versuchen, in der Natur Frieden zu finden», berichtet Sasser gegenüber AG News. Ihnen möchte er Gottes Liebe nahebringen und einfach Gesellschaft leisten, denn die Menschen sind häufig sehr einsam.
Er wandert bereits seit 2012. Damals war er als Jugendpastor durch den Bundesstaat Alabama gewandert, um Geld für ein Projekt zu sammeln. Nach der sechstägigen Wanderung hatte es ihn gepackt – er wanderte in seiner freien Zeit, baute Beziehungen zu anderen Wanderern auf und erzählte von Jesus. Doch viele, von denen, die er traf, wandern Vollzeit, es ist ihr einziger Lebensinhalt. «Ich merkte, dass ich, wenn ich diese Nomaden erreichen will, das nicht einfach nebenher machen kann. Ich musste es Vollzeit machen.»
Essen als Türöffner
So begann der Prozess und seit letztem Jahr ist er nur Vollzeit-Missionar. Dabei arbeitet er nicht mit Gelegenheitswanderern, sondern mit Menschen, die keinen festen Wohnsitz mehr haben, von denen es in den USA viele gibt. Zusammen mit seiner Frau baut er Beziehungen zu ihnen auf, organisiert Grillabende und wartet mit einem vollgedeckten Tisch auf hungrige Pilger und Obdachlose, die immer hin- und herziehen. Beim Essen lernen sie sich dann gegenseitig kennen. «Mit der Zeit werden die Leute offener und erzählen, warum sie auf der Strasse leben.» Dann kann Sasser ihnen von Jesus erzählen, für ihre Bedürfnisse beten und eine Freundschaft aufbauen. Über eine App können sich Wanderer auch immer informieren, wo das Paar als nächstes sein wird, um sie dort zu treffen.
Über das ungepflegte Äusserliche hinweg
Auch solche, die sich nur zeitweise auf der Strasse befinden oder wandern bzw. pilgern, begleitet Sasser – und ermutigt sie, zu Hause eine lokale Gemeinde aufzusuchen. «Ich möchte die Kirchen dazu herausfordern, über das Äusserliche hinweg zu sehen, das manchmal wilde und ungepflegte Äusserliche, das viele Tramper haben. Auch das sind Menschen. Natürlich, es kann schwierig sein, sie zu erreichen, aber sie sind innerlich gebrochen und verletzt. Sie brauchen einen Retter!»
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Datum: 05.07.2024
Autor:
Rebekka Schmidt
Quelle:
Livenet / AG News