Auch die versteckte Armut sehen
Das Prekäre materieller Armut bestehe nicht nur im Fehlen des (Über-)Lebens-notwendigen. Vielmehr ziehe dieser Mangel häufig andere Missstände nach sich: eine Armut der Lebenschancen, einen Mangel an gesellschaftlicher Anerkennung und Beteiligung, der Verlust jeglichen Vertrauens oder deprimierende Hoffnungslosigkeit.
Die Bibel kenne diese Spirale der Armut, die immer neue Mangelzustände hervorbringe. Sie bleibe allerdings nicht bei einer Analyse der Defizite stehen, sondern kehrt die Perspektive um: «Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.»
Der Gehorsam gegenüber Gott und die Solidarität mit seinen Geschöpfen gehörten untrennbar zusammen, betonen die Landeskirchen. Wie Gott sich den Menschen in Jesus Christus liebend mitteile, teilten die Menschen das zum Leben Gehörende in Gemeinschaft. Das Wort Jesu sei weit mehr als eine moralische Forderung. Es bestimme das Verhältnis der Menschen als Beziehung zwischen Schwestern und Brüdern.
Anerkennung und Würde
«Als Schwestern und Brüder kann uns die Armut der und des anderen nicht gleichgültig sein – der Mangel am Lebensnotwendigen genauso wenig, wie das Fehlen von Anerkennung, Hoffnung und Vertrauen oder das Ausgeschlossensein aus der Gemeinschaft», heisst es in der Botschaft der Kirchen. Die Adventszeit sei eine reiche Zeit, «die uns an das grösste Geschenk erinnert, das den Christinnen und Christen zu Teil geworden ist».
Die Botschaft ist von Bischof Norbert Brunner, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Thomas Wipf, Präsident des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, und Bischof Harald Rein von der Christkatholischen Kirche der Schweiz unterzeichnet.
Datum: 04.11.2010
Quelle: Kipa