Mit welcher Linse sehen wir Migranten?
Den Start der Konferenz in Olten machte Dr. Israel Olofinjana, der vor 20 Jahren als Missionar von Nigeria nach England gesendet worden war. Er hielt Europa den Spiegel vor, dass Migranten oft auf statistische Zahlen reduziert werden. «Will Gott, dass wir Menschen so behandeln? Die Bibel sagt, dass wir alle nach Gottes Ebenbild geschaffen sind und ihn widerspiegeln.» Olofinjana plädierte dafür, dass die Wahrnehmung der Kirche über Migration von diesem Punkt aus startet. Und sie soll wahrnehmen, dass christliche Migranten etwas zu bringen haben. Viele von ihnen haben Leiden erlebt und können so das Kreuz von Jesus glaubwürdig verkünden. «Ich habe eine Vision für die europäischen Kirchen, dass sie das Geschenk erkennen, das Gott ihnen mit Migrationskirchen macht, und beide gemeinsam wirklich das himmlische Königreich reflektieren.»
Aufruf zur Einheit unter Christen
Im zweiten Plenum kam die Schweizer Seite zu Wort. Peter Schneeberger, der Präsident von Freikirchen.ch, stellte die Gemeinde in Antiochia (vgl. Apostelgeschichte 11 und 13) als nachahmenswertes Beispiel vor. Eine noch so kleine Kirche kann sich ebenfalls für Migranten und Migrantinnen einsetzen und gemeinsam mit ihnen Gottesdienst feiern. Auch in kleinen Gemeinden wirkt Gott durch und mit Migranten für ein liebevolles Miteinander. Angst und Sprachhindernisse sollten keine Hürden darstellen, um zusammen Gott zu loben und zu ehren.
Die SEA-Co-Generalsekretärin Viviane Krucker-Baud rief zur Einheit unter Christinnen und Christen auf. Sie bezog sich auf Epheser Kapitel 2, Verse 11-22 und betonte: «Durch Jesus Christus und seinen Tod am Kreuz sind alle Bürger des Himmels und gehören zu Gottes Familie. In Christus wird alles Unmögliche möglich. Das Evangelium gilt allen Nationen. Kirchgemeinden sind selbstverständlich nicht vor Konflikten verschont, gerade interkulturelle Gemeinden. Aber da Jesus am Kreuz starb, hat Gott Menschen aus verschiedenen Kulturen miteinander versöhnt. Wir sind Gemeinde und Einheit über die Kulturen hinweg. Christus macht uns eins.»
Planung und Raum für Spontanes
Zum Start des Nachmittagsprogramms trafen sich die Teilnehmenden in einem Dutzend herkunftsmässig durchmischter Gruppen, um miteinander auszutauschen, wie Brücken zwischen internationalen und Schweizer Gemeinden verstärkt werden können. Die Feedbackrunde brachte zum Vorschein, dass eine gute Mischung von Herangehensweisen am ehesten zielführend ist. Ohne bewusste Kontaktaufnahme geschieht kaum etwas: Es braucht Überzeugung und Planung, um die Komfortzone zu verlassen. Umgekehrt ist Raum für Spontaneität und die Leitung durch den Heiligen Geist entscheidend. In der zweiten Nachmittagshälfte wurden verschiedene Workshops angeboten.
Eine neue Sichtweise
Migranten, nicht zuletzt die Christen unter ihnen, als ein Geschenk Gottes an die Schweiz sehen – Israel Olofinjanas Aufruf zu einer neuen Sichtweise bleibt haften. Die Tagung zeigte etwas von dem Potenzial, wenn sich Christen verschiedener Herkunft nicht nur auf Augenhöhe begegnen, sondern gemeinsam für Gottes Reich engagieren. Der Weg ist noch weit, aber gerade die ermutigende Durchmischung der Teilnehmenden gibt Anlass zu Hoffnung.
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Arbeitsgemeinschaft interkulturell
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Datum: 14.09.2023
Quelle:
Arbeitsgemeinschaft interkulturell