Ein Fundamentalist ist nicht wie der andere
Genau dies geschah vielen Christen im Römerreich. Sie verleugneten ihren Glauben aber nicht, noch wehrten oder rächten sie sich. Die Art und Weise, wie sie in den römischen Arenen vor den Augen von Tausenden starben, brachte viele Römer dazu, an Jesus zu glauben. Das brachten nicht «Wischiwaschi-», sondern fundamentale Christen zustande.
Was ist ein Märtyrer?
Mehr als 300 Jahre ertrugen sie immer wieder derartige Verfolgungen. Woher nahmen sie die Kraft dazu? Zweifellos aus dem Leben ihres Vorbildes Jesus Christus. Gemäss dem Bericht der Evangelien führte Jesus nie Krieg. Er wehrte sich nicht, als er verraten, angeklagt und schliesslich sogar gekreuzigt wurde. Damit setzte er einen Massstab für seine Jünger. Im Christentum gilt nur derjenige als Märtyrer, der so wehrlos für seinen Glauben stirbt wie der Christus. Ganz anders als etwa im Islam, wo auch jeder Soldat, der im Krieg stirbt, und sogar Selbstmordattentäter Schahiid, das heisst Märtyrer genannt werden.
Gewaltvolle Eroberung
Beide, Islam und Christentum, eroberten innerhalb von 300 Jahren je ein Weltreich. Doch der Unterschied ist frappant. Während die Jünger von Jesus dies taten, ohne einen Tropfen Blut zu vergiessen, bauten die Muslime ihr Reich auf die Leichen unzähliger Menschen. Allein in der Kamelschlacht, wo eine der Witwen Mohammeds namens Aisha gegen seinen Schwiegersohn Ali kämpfte, kamen zehntausend Menschen ums Leben. Abgesehen von den Bruder- und Eroberungskriegen fanden auch bei Versklavungen und Sklavenaufständen Millionen von Menschen den Tod.
Erst als sie den Fundamentalismus verliessen…
Heute gelten diejenigen, welche die Bibel wörtlich nehmen, als Fundamentalisten. Damit wird suggestiv die Gleichstellung mit islamischen Terroristen verbreitet. Zweifellos gibt es sinnlose Engstirnigkeit. Auch ich hasse sture Wortklauberei. Ich möchte hier aber betonen, dass die beste Zeit des Christentums damals war, als die Worte und das Vorbild von Jesus derart wörtlich genommen wurden, dass seine Jünger eher bereit waren, Gewalt zu erleiden als auszuüben. Und die schlimme Zeit, in der Christen ihre Hände mit Blut beschmutzten, begann damit, dass man aufhörte, die Worte von Jesus buchstäblich zu nehmen, d.h. als man den Fundamentalismus verliess. Der moderne Mensch verachtet das Christentum wegen der Blutspur, die es hinterlassen habe. Doch erst als die Kirche das fundamentale Verständnis des Vorbildes von Jesus verliess, konnte sie kriegerisch missbraucht werden.
Aber wie ist das mit der Gewalt im Alten Testament? Die gibt es tatsächlich. Und Jesus zeigte auch grössten Respekt für jene alten Propheten und ihre Schriften, bot aber seinen Jüngern einen ganz neuartigen Bund an, in dem es nicht um ein Reich auf dieser Welt ging, und welches deswegen auch nicht mit den Mitteln dieser Welt erobert werden kann. Jesus war Jude, seine Jünger waren Juden, und sie glaubten offensichtlich an die gesamten jüdischen Schriften, aber sie wandten sogar im Angesicht des Todes keine Gewalt an. Sie verstanden eben, dass sie in einem neuen Zeitalter lebten, in dem es um ein ganz anderes Reich ging, das mit Waffen nicht erobert werden kann.
Die Erfindung des Pazifismus
Das Vorbild von Jesus war derart kraftvoll, dass es sogar aus einem Terrroristen namens Saulus den Apostel Paulus machte, der vom Verfolger zum Verfolgten wurde. Oft hat man ihn verprügelt, gepeitscht, ins Gefängnis gesteckt, gefoltert, ja sogar eine Steinigung überlebte er. Doch er hat sich nicht einmal gewehrt, noch hat er jemanden verflucht, oder sich gerächt, sondern die Verfolger gesegnet. Diese Verwandlung eines Terroristen zum friedlichen Menschen ist umso verblüffender, als es das Ideal des Pazifisten zu jener Zeit überhaupt noch gar nicht gab. Die Bibel hat also den Pazifismus erst erfunden! Führen wir uns das mal vor Augen! Ja, die Bibel enthält viele Berichte von Kriegen, aber sie führt den Leser zu etwas völlig Neuem: dem Pazifismus der Jünger von Jesus.
Die Bibel hat seither immer wieder ähnlich friedfertige Bewegungen hervorgebracht, welche während der vergangenen 2000 Jahren unzählige blutige Verfolgungen ertragen mussten, obwohl, oder sogar weil sie die Lehre von Jesus über die Gewaltlosigkeit ernst nahmen und auslebten. Kennen Sie die Geschichte der Frühprotestanten, Waldenser und Hugenotten, der Schweizer Brüder und Mennoniten, der Täufer und Amischen? Haben Sie einmal die Abschlachtung der Christen unter den Kommunisten Osteuropas und Chinas verfolgt? Haben Sie schon über die Verfolgung der Christen in der islamischen Welt geweint, die mancherorts bis heute andauert?
Wo fundamentale Christen heute zu finden sind
Schon als junger Mensch haben mich die Berichte von Pastor Richard Wurmbrand, Alexander Solschenizyn und vielen anderen Märtyrern aus kommunistischen Ländern fasziniert. Sie allesamt sind Überlebende, welche unglaubliche Leiden durchmachten. Ihnen allen war gemeinsam, dass sie Wunder über Wunder erlebten, während sie ihren Peinigern scheinbar hilflos ausgeliefert waren. Heute besteht meine Lieblingslektüre aus Geschichten von Ex-Muslimen, die es irgendwie schaffen, gegen alle Wahrscheinlichkeit zu überleben. Echte Christen sind selten. Sie sind aber nach wie vor die meist verfolgte Minderheit, die es auf unserer Welt gibt. Das zeigt zum Beispiel auch der Weltverfolgungsindex, der jedes Jahr von der Organisation Open Doors herausgegeben wird.
Da beobachte ich Menschen, die diejenigen segnen, welche ihre Lieben getötet und ihnen alles gestohlen haben, was ihnen lieb und teuer war. Muss ich denn da nicht ehrfürchtig Gott am Werk sehen, und zur Hochachtung vor fundamentalen Christen aufrufen, die es letztlich sind, welche mit ihrem Blut die Religionsfreiheit in wenigstens einem Teil der Welt erkauft haben? Sie sind auf gar keinen Fall mit fundamentalen Muslimen gleich zu stellen!
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Datum: 23.05.2024
Autor:
Kurt Beutler
Quelle:
Livenet