«Wunderschön, wie uns der Worship verbindet»
Weshalb braucht
es in Ihrer Kirche den Dienst als Worship-Pastorin?
Lea Schnegg: Erst als ich die Stelle der Worship-Pastorin übernahm,
wurde mir klar, dass in meinem Bereich über 100 Leute als Volontäre tätig sind.
Das ist eine ausgesprochen grosse Verantwortung. Der Worship nimmt zeitlich einen
beachtlichen Teil des Gottesdienstes ein – etwa einen Drittel. Da es sich um so
einen grossen Bestandteil handelt, möchten wir auch darin investieren. Andererseits
stecken viele Leute enorm viel Zeit und Energie in diesen Bereich. Deshalb
möchten wir auch dafür sorgen, dass sie richtig betreut und unterstützt werden.
Was
bedeutet Worship für Sie persönlich?
Für mich persönlich – gerade, weil ich so gerne singe
und Musik mache – ist Worship einfach eine von den einfachsten Möglichkeiten, um
in Gottes Gegenwart zu kommen. Wenn ich am Morgen nicht weiss, wie ich mit dem
Beten anfangen soll, dann lasse ich ein Worship-Lied laufen, weil ich weiss,
das hilft mir. Je nach dem sind Worship-Zeiten im Gottesdienst für mich fast
noch berührender und wertvoller für meine Gottesbeziehung als nachher eine
Predigt. Ich kann dabei sehr gut mit Gott in Verbindung treten. Es entsteht eine
Art Atmosphäre, in der meine Ohren und mein Herz für Gott aufgehen. So wie die
Sonnenblume sich öffnet, wenn die Sonne kommt. Mir ist dabei absolut bewusst,
dass Worship mehr als Musik ist. Es ist mein Ziel, Gott mit meinem ganzen
Lebensstil zu ehren.
Können Sie uns ein paar konkrete Tipps geben, wie Worship zu einem Lebensstil werden
kann?
Der Spruch «What would Jesus do?» (Was würde Jesus tun) ist für mich ein
Inbegriff vom Worship-Lifestyle. Sich im Alltag zu fragen: Würde das Jesus auch
so machen? Jesus hat nämlich immer mit der Absicht gehandelt, den Vater zu
ehren. Zweitens ist es wichtig, an der Quelle angeschlossen zu bleiben und mit Gott
Zeit zu verbringen. Sonst wird es schwierig, diese Entscheidung aus einem
selbst heraus richtig zu treffen. Erst seine Kraft und auch seine Liebe
befähigen uns, seinen Willen zu tun. Als dritten Tipp hilft es uns Menschen, mit
Freunden das Leben zu teilen, die die gleiche Absicht haben und einen darin
ermutigen, gemeinsam einen solchen Lebensstil zu führen. So ist man nicht bei
jeder Entscheidung der Exot, der anders tickt. Das kann vor allem am Anfang der Beziehung zu Gott sehr
helfen. Auf der anderen Seite muss man aber hier aufpassen, nicht nur christliche Freunde
zu haben.
Was
machen Sie, wenn sich die Bandmitglieder zu stark auf die Qualität der Musik
fokussieren und der eigentliche Lobpreis in den Hintergrund gerät?
Wenn ich merke, jetzt sind wir sehr auf der
musikalischen Schiene und haben das Geistliche etwas vernachlässigt – das
merkt man oft schon in der Probe –, dann nehme ich mir mit dem Team eine
Gebetszeit, damit wir uns bewusst werden, worum es wirklich geht. Manchmal
spielen wir auch nur mit einer Gitarre ein Lied, um uns auf Gott ausrichten.
Das machen wir dann nicht als musikalische Probe, sondern als Probe für die
Herzen. Ich sage immer wieder zu meinem Team, dass unser Erfolgsfaktor nicht
ist, ob wir fehlerfrei gespielt haben oder es «voll gerockt» hat, sondern
immer: Konnten die Menschen Gott begegnen?
Wie
wichtig ist es denn, dass der Lobpreis musikalisch gut klingt?
Gott sollte immer wichtiger
sein als die Qualität der
Musik. Auf der anderen Seite wünscht man sich natürlich Qualität, besonders
musikalische Menschen. Ich selbst gehöre auch dazu: Wenn die Musik nicht
richtig ist oder jemand beim Singen immer falsch einsetzt, lenkt mich das sehr
ab. Das möchte man vermeiden. Man will den Leuten ja eine möglichst
fehlerfreie, ablenkungsfreie Plattform geben, um Gott zu begegnen. Und schliesslich wollen wir Gott mit
dem Besten ehren, was wir bringen können – nicht mit den Überresten.
Wie
können Sie anderen dabei helfen, ihre Gaben einzusetzen?
Ich achte darauf, dass ich mit offenen Augen durchs
Leben gehe. Was ich beobachte, versuche
ich in Form von Komplimenten und Wertschätzung auszusprechen, damit die Menschen ihre Gaben erkennen. Beispielsweise
sage ich: «Ich finde, du hast das heute sehr gut gemacht, du kannst das
allgemein sehr gut. Vielleicht könntest du dich noch mehr in diese Richtung
entwickeln.» Wir Schweizer sind mit den Komplimenten im Vergleich zu anderen Kulturen
eher zurückhaltend. Dann hat das, was man sagt, viel Gewicht, dafür ist es
einfach ein bisschen zu wenig. Hier versuche ich, grosszügig zu sein.
Was
wünschen Sie sich für Ihre weitere Arbeit als Worship-Pastorin?
Was mir sehr auf dem Herzen liegt, ist Einheit.
Worship hat die Kraft, die Gemeinde und auch die gesamte Gemeinde von Gott zu vereinen. Mit Worship kann man mit so vielen Leuten aus den
verschiedensten Hintergründen gemeinsam den Blick auf Jesus richten. Und das
ist etwas, was ich am Worship wunderschön finde. Ich wünsche mir für unsere
Gemeinde, dass der Worship ein Gefäss sein darf, welches die Einheit in der
Gemeinde unterstützt und bewahrt. Und in dem drin möchte ich die Leute, die für
dieses Anliegen brennen oder musikalisch ein riesen Potential haben, zusammen
an einen Tisch bringen und sie so einbinden, dass sie ihre Gaben einsetzen
können. Ich möchte ihnen die richtige Plattform geben, damit durch ihre
Gaben Reich Gottes gebaut werden darf. Gemeinsam können wir dranbleiben, nicht das Ziel vom Worship, aber vielleicht den Stil, die Form und die Art weiterzuentwickeln.
Zum Thema:
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Datum: 21.05.2019
Autor: Annina Morel
Quelle: Livenet