Tennis-Heldin feiert Gott auf Pressekonferenz
Es ist die Geschichte von David und Goliath in einer modernen Auflage: Mirjana Lucic-Baroni (34) liegt auf der Weltrangliste auf dem 79. Rang – im Tennis ein kaum überbrückbarer Abstand zu jenen Athleten, die um den Ausgang des Turniers mitsprechen. Acht Mal startete die Kroatin bislang in Australien, siebenmal musste sie die Heimreise nach der ersten Runde antreten, einmal gelang der Vorstoss in die zweite Runde, das war anno 1998.
Schon sah es aus, als würde das Aus auch 2017 in der ersten Runde erfolgen. Sie traf auf die Chinesin Qiang Wang (Weltnummer 70) und verlor den ersten Satz. Doch Mirjana gelang die Wende und er Sieg. Zum zweiten Mal erreichte sie die zweite Runde in Australien.
Mirjana, der moderne David
In der zweiten Runde schien das Schicksal jedoch besiegelt. Gegenüber stand mit Agnieszka Radwanska die Weltnummer drei. Oder für Nicht-Tennis-Kenner: Es ist, als würde im Fussball Andorra auf Italien treffen. Doch Mirjana setzte sich erneut durch, diesmal sogar in nur zwei Sätzen. In der dritten Runde gewann sie gegen die Griechin Maria Sakkari und plötzlich fand sich Mirjana im Achtelfinale wieder, wo sie der Amerikanerin Jennifer Brady gegenüberstand – und erneut gewann.
Das Viertelfinale schien dann jedoch schon vor dem Spiel zur Endstation zu werden. Denn gegenüber stand Karolina Pliskova, die Nummer fünf der Weltrangliste. Und zweimal würde die Nummer 79 kaum eine derart hochdotierte Gegnerin bezwingen. Doch tatsächlich setzte sie sich erneut durch. Erst im Halbfinale gegen Venus Williams (Nummer 2) endete der packende Siegeslauf, den Tennis-Legende Boris Becker so kommentiert: «Das ist bei weitem die emotionalste Geschichte des Australien Open.»
Mirjana dankt Gott
In der Stunde ihres grössten Triumphs bekannte sich Mirjana Lucic-Baroni in Melbourne zum christlichen Glauben. Nach ihrem Überraschungssieg im Viertelfinale dankte sie Gott in aller Öffentlichkeit. Je eine Spielerin hatte zunächst einen Satz gewonnen. Dann musste sie ein Time-out nehmen, um sich zu pflegen (ihr am Oberschenkel und der Wade bandagiertes, linkes Bein machte Probleme). «In dem Moment habe ich gefühlt, dass nur Gott mir helfen kann.»
Und nach dem Sieg warf sie sich auf dem Platz nieder, verbarg ihr Gesicht und begann zu weinen. «Ich kann es nicht glauben», sagte sie. «Gott ist gut. Das ist alles, was ich sagen kann. Ich kann nicht glauben, dass ich im Halbfinale stehe. Ich fühle mich gerade etwas schockiert.» Und weiter wird sie im «The Australien» zitiert: «Ich bin Gott wirklich, wirklich dankbar, dass ich das Spiel zu Ende spielen konnte und dass ich gewinnen konnte.» Die «New York Times» schrieb von der unwahrscheinlichsten Halbfinalistin, an die man sich erinnern kann.
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Datum: 27.01.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / idea / New York Times / Mirror