Von einer lesbischen Rapperin und einer Mutter, die nicht aufgab
Wenn es um das Thema «Gebet» geht, ist die Bibel sehr deutlich: «Betet ohne Unterlass» schreibt Paulus in 1. Thessalonicher, Kapitel 5, Vers 17 und Jesus selbst lehrte seine Jünger durch das Gleichnis der Witwe und des ungerechten Richters im Lukasevangelium, Kapitel 18, «wie wichtig es ist, Gott unermüdlich um alles zu bitten». Doch manche Menschen beten jahrelang für ein Herzensanliegen, häufig darum, dass Familienangehörige oder Menschen, die ihnen nahe stehen, zum Glauben kommen. Fünf, zehn, fünfzehn Jahre – wie lang ist genug? Wann darf man einen Menschen aufgeben? Wer bestimmt, ob jede Hoffnung verloren ist? Für Vicki Lee war dies nie die Frage: 20 Jahre lang betete sie für ihren Sohn und insbesondere ihre Tochter Venus Burton – bevor diese eine Veränderung erlebte.
Venus' Rebellion
Die alleinerziehende Mutter, nimmt ihre zwei Kinder schon früh mit in die Kirche, erzählt ihnen die biblischen Geschichten, und dennoch kommt Venus auf die falsche Bahn. Auf der Suche nach Vaterliebe, die ihr immer gefehlt hatte, gelangt sie an die falschen Freunde. «Mir fehlte die Vaterfigur, dabei wollte ich immer 'Papis Mädchen' sein…», berichtet Venus. «Während meiner Highschool-Jahre war ich rebellisch und suchte an den falschen Orten nach Liebe. Ich litt unter Gruppendruck und darunter, keinen Vater zu haben, und wurde sehr wütend.»
Bald darauf beginnt sie, Drogen und Alkohol zu konsumieren. Von ihrer Tante weiss sie, seit sie klein ist, dass diese homosexuell ist. Eigentlich hat Venus dies immer verabscheut, doch jetzt wird sie neugierig. Auf einer Party küsst sie zum ersten Mal ein Mädchen – die Freundin ihres Bruders… und bald darauf geht sie von einer lesbischen Beziehung zur nächsten. «Ich traf diese Entscheidung, weil ich in der (homosexuellen) Community angenommen wurde und Aufmerksamkeit erhielt.» Zunächst versucht sie, ihren Lebensstil geheim zu halten, doch als dies nicht mehr geht, zieht sie von zuhause aus und mit ihrer Lebenspartnerin in eine Wohnung. Dazu verfolgt sie ihre Rapmusik-Karriere als «Booski Love». Um dem inneren Schmerz zu entkommen, konsumiert sie Crystal Meth, Schmerztabletten, Kokain und harten Alkohol. «Ich versuchte, meine Identität zu finden, herauszufinden, wer ich war – das war eine sehr schmerzvolle Zeit für meine Mutter.»
«Du bist eine Frau!»
Für ihre Mutter Vicki Lee ist die Veränderung der Tochter ein harter Schlag. «Nach und nach kamen die Dinge über ihren Lebensstil heraus und dann bemerkte ich, dass sie sich wie ein Junge anzog und immer männlicher aussah… Eines Tages schaute ich sie an und sagte einfach: Du weisst doch, wer du bist. Du bist kein Mann, du bist eine Frau!» Die Mutter weiss, dass ihr nichts anderes bleibt, als zu beten. Sie gibt nicht auf und glaubt fest an ein Wunder.
Trotzdem bleibt Venus bei ihrem Lebensstil, der nicht ungefährlich ist. Mehrere Male bedrohen Frauen sie, werden Pistolen auf sie gerichtet. «Allein durch Gottes Gnade bin ich heute noch am Leben!» Doch die junge Frau fühlt sich wohl, möchte nicht ausbrechen. «Ich war durstig danach. Ich dachte, dass dies genau das war, was ich war. Ich fühlte mich wohl und genoss diesen alternativen Lebensstil.»
«Du und dein Haus…»
Währenddessen gibt ihre Mutter nicht auf. «Wir hatten die ganze Zeit über Kontakt, aber ich betete vor allem sehr viel», blickt Vicki Lee zurück. «Ich veranstaltete jeden Freitag ein Gebetstreffen, dass die ganze Nacht anhielt, betete für meine Tochter und meinen Sohn, weil ich mich so sehr danach sehnte, dass meine Kinder gerettet würden…» Sie hält sich dabei an dem Bibelvers aus der Apostelgeschichte, Kapitel 16, Vers 31 fest: «Glaube an Jesus, den Herrn, und du wirst gerettet werden, du und alle, die in deinem Haus leben!»
Begegnung im Schlafzimmer
Doch erst, als Venus sich entscheidet, wieder bei ihrer Mutter einzuziehen, kommt die Veränderung. «Ich war allein in meinem Schlafzimmer und erinnerte mich an einige Verse aus der Offenbarung, in denen steht, dass es gewisse Zeichen geben wird, bevor der Herr wiederkommt. Als ich die Nachrichten im Fernsehen sah, hatte ich mit einem Mal total Angst, dass Jesus zurückkommen könnte und ich nicht bereit bin. In dem Moment hörte ich eine Stimme, die mich fragte: 'Wenn du heute Nacht sterben wirst, wo kommst du dann hin?' Mir war klar, dass ich in die Hölle kommen würde. Und so ging ich auf die Knie, bereute meine Sünden – und Gott begegnete mir dort, in meinem Schlafzimmer!»
Eine persönliche Entscheidung
Als Venus aus ihrem Zimmer kam, merkte ihre Mutter sofort, dass sich etwas verändert hatte. Doch sie war sich noch unsicher, hatte sie doch noch keine Veränderung in Venus' Leben erkennen können. Zur selben Zeit erkannte aber auch Vicki Lee etwas Entscheidendes: Sie konnte die Entscheidung ihrer Tochter nicht abnehmen. «Ich hatte 20 Jahre lang gebetet und gefastet und kurz bevor sie die Entscheidung für Jesus traf, brachte mich der Heilige Geist dazu, ihr zu sagen: 'Venus, wenn du weiter so leben willst, kannst du das tun – ich weiss, dass Gott mir alle Tränen abwischen wird, wenn ich in den Himmel komme. Dann werde ich vor Jesus Christus stehen und ich werde mich noch nicht einmal an dich erinnern, weil ich dann in seiner Gegenwart sein werde.' Ich sagte ihr, dass sie die Entscheidung selbst treffen musste, ich konnte sie nicht dazu bringen. Gott hat uns allen einen freien Willen geschenkt, wir sind keine Roboter und so stellt er es jedem zur Wahl, Leben und Tod, Segen und Fluch…»
Diese Worte treffen Venus tief im Herzen. «Es war wie ein Realitäts-Check für mich, insbesondere als sie mir sagte, dass sie sich nicht an mich erinnern würde. Manchmal tun wir Dinge, die andere verletzen, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen oder eine Lücke zu füllen – obwohl Gott der einzige ist, der sie füllen kann…» Und so entscheidet sich Venus für ein Leben mit Jesus. «'Booski Love' starb an dem Tag und ich wurde zu einer Nachfolgerin von Jesus.» Von einer Minute auf die andere hat sie kein Verlangen mehr danach, mit anderen Frauen zu schlafen. Dass sich ihr Äusseres verändert, ihr männliches Aussehen, braucht etwas länger. Doch «all die Emotionen in mir, alle Verletzungen, alle Schmerzen und Enttäuschungen, die ich durchgemacht hatte, nahm Gott und begann den Prozess – bis ich verändert wurde.»
Heute reist Venus mit ihrer Mutter herum, um anderen von ihrem Lebenszeugnis zu berichten. Ihr Erleben schrieb sie auch in dem Buch «S.T.U.D. – A Shared Testimony of Unashamed Deliverance» nieder, das im vergangenen Jahr sogar verfilmt und in diesen Tagen in die US-Kinos gekommen ist. Doch auch Vicki Lee hat ein grosses Zeugnis zu erzählen, nämlich, dass sie nie aufgegeben hat. 20 Jahre Gebet und Fasten – und Gott hat ihre Treue belohnt!
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Datum: 27.08.2016
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Godreports