Vom Legastheniker zum Bibelübersetzer
Schon sehr früh wurde bei mir die Lernbehinderung Legasthenie diagnostiziert, später zusätzlich das Aufmerksamkeitsdefizit ADHS. Durch die Legasthenie fiel es mir sehr schwer, lesen und schreiben zu lernen. Wenn ich in der zweiten Klasse ein Diktat mit zwanzig relativ einfachen Worten hatte, lernte ich zu Hause mit meiner Mutter zwei bis drei Stunden dafür – und hatte hinterher trotzdem nur 80 Prozent richtig. Das war echt heftig für mich.
Erst in der vierten Klasse wurde ich im Lesen besser. Ich glaube, dass das wirklich Gottes Gnade war, durch die Gebete meiner Mutter, aber ich habe auch sehr hart dafür gearbeitet. Wir machen unseren Teil, und Gott macht seinen.
Von Gott geführt
In den folgenden Jahren entfernte ich mich vom Glauben, aber etwa in der 9. Klasse zog mich Gott zurück zu ihm. In der Zeit begann ich mit Lateinunterricht – und ich hatte das Gefühl, dass Gott mir sagt, dass ich mich darauf konzentrieren soll. Wenn ich lernte und übte, spürte ich Gottes Gegenwart, wie er mir Dinge beibrachte und er gab mir ein Verständnis für Sprachen, wie ich es nie hätte erlernen können.
Später merkte ich, dass ich auf die Uni meiner Heimatstadt, die Universität von Missouri, gehen und dort Linguistik und Altgriechisch studieren sollte. Ich war mir nicht sicher, warum, aber Gott führte mich durch diverse Gebetszeiten dahin.
«Nein, Herr, ich will nicht!»
Im dritten Studienjahr hatte ich ein beschämendes Erlebnis. Jeden Montagabend betete ich dafür, dass Gott mir zeigt, wohin er mich beruft. Mein Vater hatte mir schon zu Schulzeiten gesagt, dass ich mal die Bibelübersetzer-Organisation Wycliffe anschauen sollte. Aber ich sagte ihm nur: «Nein, lieber nicht… Wenn ich Lehrer bin, kann ich eine Unterrichtsstunde vermasseln; wenn ich Pastor bin, kann ich eine Predigt vermasseln; aber wenn ich Bibelübersetzer werde, dann habe ich Angst vor dem Buch der Offenbarung. Ich will nichts Falsches übersetzen…»
An einem Montagabend betete ich wieder zu Hause – und Gott sprach zu mir: «Erinnerst du dich noch, als ich dir vor zwei Wochen sagte, dass du dir mal Wycliffe anschauen sollst, und du es nicht gemacht hast?» Ich antwortete ihm: «Ja, Herr, ich habe es nicht gemacht, weil ich nicht wollte…»
Überzeugt
Das war die Wahrheit! Und ich glaube, dass der Heilige Geist mir diese Worte in den Mund legte, denn von mir aus hätte ich sie nicht gesagt. Als ich ein paar Videos auf der Wycliffe-Webseite anschaute, begann ich bitterlich zu weinen; ich wusste, dass der Heilige Geist mich in die Bibelübersetzung berief. Noch am selben Abend meldete ich mich über die Seite für diese Arbeit an.
Seit Januar lebt Joshua Frost in Nigeria und arbeitet als Linguist und Übersetzer in einer der 300 Sprachgruppen des afrikanischen Landes, die bisher noch kein biblisches Buch in ihrer eigenen Sprache haben.
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Datum: 15.04.2019
Autor: Joshua Frost / Rebekka Schmidt
Quelle: Youtube / Übersetzung: Livenet