Heute sieht er seine zwei leeren Hemdärmel als Geschenk
Vor meiner Geburt wusste niemand, dass ich keine Arme hatte. Meine Mutter hatte eine einwandfreie Schwangerschaft, zwei Ultraschall-Untersuchungen und dann: Überraschung! Das Baby hat keine Arme und atmet nicht... Der Arzt, der mich bei der Geburt empfangen hatte, hielt mich meinem Vater hin und fragte: «Wollen Sie, dass wir ihn sterben lassen?» Dieser Moment fasst genau das zusammen, wogegen ich so lange gekämpft habe: Ist er es wert? Ist ein Leben ohne Arme wert, gelebt zu werden?
Kein körperliches Problem
Ich hatte nie wirklich Probleme mit meinem Körper an sich. Alles, was andere mit den Händen machen, mache ich mit den Füssen: schreiben, am Computer arbeiten, essen, Zähne putzen, sich anziehen – mein Körper hat mich in keiner Weise gehemmt. Aber das Problem war, dass ich spürte, dass ich anders bin. Die Leute starrten mich an, machten unschöne Kommentare und so zog ich mich schnell in mich zurück, weil die Leute mich für etwas verurteilten, das ich selbst nicht verändern konnte. Ich fühlte mich nicht liebenswert und fragte Gott: «Warum hast du mir das angetan? Warum muss ich etwas haben, das so destruktiv ist und so sichtbar? Warum kann ich nicht einen Sprachfehler haben, wo ich einfach nicht rede und niemand etwas merkt?»
Eine simple Andacht
Je älter ich wurde, desto verbitterter wurde ich und verschanzte mich in der Dunkelheit. Ich wurde zu einem Teenie, der nach aussen hin lächelt, aber innen drin extrem verletzt ist. Dann lud mich ein Junge zu einem Event in seiner Kirche ein. Es war eine simple Andacht über die Liebe Gottes, aber es drang direkt zu mir durch: Wie konnte mich irgendjemand lieben? Das haute mich um: Gott liebt mich, trotz meines Hintergrunds, meiner Sünde, meiner Boshaftigkeit, meines Hasses und meines Frusts ihm gegenüber… er liebt mich trotzdem.
Nicht mehr abhängig von dem, was andere sagen
An dem Abend übergab ich mein Leben Jesus. Und in dem Moment verliess mich all die Dunkelheit. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie Gott an dem Abend mein Leben zu verändern begann. Vorher wollte ich, dass die Menschen mich lieben und das Fehlen meiner Arme nicht beachten. In den Worten von Menschen suchte ich Wert und Anerkennung. Aber als ich Frieden bei Jesus fand, kam mein Wert und meine Anerkennung plötzlich aus dem, was Gott über mich dachte. Dass ich wunderbar und einzigartig gemacht bin (Psalm, Kapitel 139). Dass er mich im Leib meiner Mutter gebildet hat. Dass Gott uns als sein Ebenbild erschaffen hat.
Zu verstehen, dass ich nicht von dem abhängig bin, was andere über mich sagen, hat alles verändert! Ich begann, ein Leben zu leben, in dem ich keine Angst mehr davor hatte, was andere sagen würden, weil das einzig wichtige war, was Gott über mich sagt. Und das verändert sich nicht. Den Wert davon, wie er mich geschaffen hat, durch die Beziehung, die ich mit ihm habe durch das, was Jesus am Kreuz getan hat, dieser Wert konnte nicht verschwinden, denn ich war bereits von ihm als Sohn adoptiert worden. Mein Wert, meine Anerkennung, meine Hoffnung standen zum ersten Mal auf felsenfestem Grund.
Zwei leere Ärmel: eine Riesenchance
Praktisch über Nacht wurde ich von einem elenden Jungen zu einem glücklichen, hoffnungsvollen Teenie. Und ich wollte, dass jeder das erfährt. Früher hatte ich Menschen gehasst – jetzt wollte Gott, dass ich sein Evangelium zu den Menschen trage. Dabei war ich von Natur aus introvertiert und nicht gerne mit anderen zusammen. Aber ich begann mit einem Mal, an der Tankstelle, im Supermarkt oder anderswo den Leuten von meiner Hoffnung in Gott zu erzählen. Und die Leute wollen meine Geschichte hören: Wenn ich an der Kasse meinen Geldbeutel aus dem Schuh hole und die Kreditkarte durchziehe, fragen sie mich danach und das ist eine super Chance, um ihnen zu erzählen, was ich durchgemacht habe und wie Jesus mich verändert hat. Was für mich in der ersten Hälfte meines Lebens wie ein Fluch aussah, nämlich keine Arme zu haben, sehe ich jetzt als Geschenk. Zwei leere Ärmel sind eine Riesenchance, um die Aufmerksamkeit der Leute zu erregen und sie zu Jesus zu weisen, zu dem, der sie wunderbar und einzigartig gemacht hat.
Ich weiss, was es bedeutet, sich wie ein Fehler zu fühlen, ein Unfall, ein Freak, aber ich weiss auch, was es bedeutet, Hoffnung und ein Ziel im Leben zu finden und zu wissen, dass Gott sich nicht «vernäht», wenn er uns wunderbar und einzigartig im Mutterleib formt.
Heute ist Daniel Ritchie seit elf Jahren verheiratet und Vater von zwei Kindern. In seinem Buch «My Affliction for His Glory» erzählt er seine Lebensgeschichte.
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Datum: 22.04.2018
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Jesus.ch / danielritchie.org