«Ich glaube, mich hat der Himmel berührt...»
Während Verena in Bonn Filmmusik und Komposition studierte, wurde ihr klar, dass sie nicht in erster Linie für Regisseure Musik machen möchte. Sie bildete sich zur Sozialpädagogin aus und arbeitete mit Jugendlichen. Gleichzeitig absolvierte die Deutsche in der Schweiz die Ausbildung zur Musiktherapeutin. Verena lächelt und hält fest: «Die freundliche und gutmütige Mentalität der Schweizerinnen und Schweizer hat’s mir damals angetan.» Nicht nur die! Zwei Jahre später, 2017, an einem christlichen Musikevent in Zürich, begegnete sie Beniamino. Seit 2019 stehen die beiden gemeinsam auf der Bühne. Der gebürtige Schweizer mit italienischen Wurzeln und die Musikerin aus Rheinland-Pfalz heirateten 2020. Beniamino arbeitet in einer Bank, Verena hat sich direkt nach ihrem Grundstudium in Musiktherapie selbstständig gemacht und ein Masterstudium an der ZHdK angehängt.
Schlimmer Sturz
Als Teenager war Verena eine engagierte Tischtennisspielerin und hätte sich damals eine Karriere als Leistungssportlerin vorstellen können. Doch bei einem Aufwärmtraining stürzte sie sie derart unglücklich, dass sie sich das linke Handgelenk brach. Die Knochen wuchsen nicht mehr zusammen, ein Stück der Elle musste entfernt und der Rest mit Schrauben fixiert werden. Verena kann und darf nicht mehr schwer heben und muss die Beweglichkeit des Gelenks regelmässig trainieren.
Inzwischen hat sie sieben Operationen hinter sich und benötigt Ergound Physiotherapie. «Ich bin immer wieder auf Hilfe angewiesen, kann zum Beispiel nicht putzen, weil die Stabilität im linken Unterarm fehlt», sagt sie. Gute Freunde beten weiter um vollständige Heilung, Verena empfindet es bereits als Wunder, dass sie nur selten Schmerzen hat. Und dass sie trotz allem in der Lage ist, Instrumente zum Klingen zu bringen: Klavier, Querflöte, Trommeln, Glocken, verschiedene Saiteninstrumente wie Gitarre oder die Klangliege kann sie spielen und für ihre Patienten einsetzen.
Physikalische Wirkung
«Der menschliche Körper besteht grösstenteils aus Flüssigkeit», erklärt die Musikerin. «Wenn ein Instrument vibriert, überträgt sich dies auf die Zellen und die Schwingungen lösen verklebte Stellen. So wird die physikalische Ordnung und damit das innere Gleichgewicht wiederhergestellt.» Dies sei ein natürlicher Vorgang, der entspannend wirken, innere Unruhe besänftigen und Schlafstörungen auflösen könne. «Oft wird Musiktherapie mit Esoterik gleichgesetzt oder Klienten meinen, sie müssten musikalisch sein, um sie nutzen zu können.» Beides treffe nicht zu. Je unbekannter ein Instrument sei, desto besser. Die betroffene Person könne intuitiv reagieren, Erinnerungen und Gefühle würden aufsteigen und Blockaden sich lösen. Manchmal seien auch Bildkarten hilfreich, um die Dinge beim Namen zu nennen.
Musik erreicht das Herz
«Eigentlich betreibe ich Musikpsychotherapie», präzisiert die junge Frau. Über den Ablauf sagt sie: «Jedes Treffen beginnt mit einem Gespräch, in dem das Anliegen besprochen wird. Danach können Instrumente ausprobiert werden. Am Ende musizieren wir gemeinsam, um uns aufeinander einzustimmen.» Oft nehme die feinfühlige Frau intuitiv wahr, was die ratsuchende Person beschäftige, seien dies Angst, Depression, Aggression oder ein Trauma. «Wenn ich meine Vermutung dann ausspreche, trägt dies häufig zur Klärung bei», so ihre Erfahrung. «Musik berührt tiefe Ebenen unseres Seins, fördert Kreativität und macht uns handlungsfähig.»
Das Schmuckstück
Sehr gern lädt Verena Barbera ein, sich auf die Klangliege zu legen, ihr «Schmuckstück» im Therapiezimmer. Sie spielt auf den darunter verlaufenden Saiten und singt dazu. Dies kann als Wellnessprogramm genutzt werden, während sie improvisiert und der Klient sich entspannt. Oder es dient gezielt der Entkrampfung und somit besseren Wahrnehmung des Körpers. «Einmal fing eine Klientin an zu weinen und konnte nicht mehr aufhören», erinnert sich die Therapeutin. «Ich sah, dass es ihr guttat, deshalb brach ich das Spielen und Singen nicht ab.» Sie habe allerdings den Eindruck gehabt, dass Jesus neben ihr stehen und seine Hand auf ihre und die Schulter der Klientin legen würde. Nach der Sitzung hätte diese verwundert erklärt: «So etwas habe ich noch nie erlebt … Ich glaube, mich hat der Himmel berührt. Sie haben gesungen wie ein Engel!»
Durch die Klänge und das körperliche Wahrnehmen der Vibrationen sei die Frau offen für Dinge geworden, die sie zuvor nie erlebt oder bekannt hatte. Verena Barbera lächelt und verrät: «Ich trage den Glauben an den lebendigen Gott in mir, und so entsteht eine Verbindung zwischen Himmel und Erde.» Ohne ausdrücklichen Wunsch ihrer Klientinnen und Klienten spricht sie aber nicht darüber.
Unzählige Möglichkeiten
An der Vordergasse 37 in Schaffhausen führt Barbera eine eigene Praxis. Dazu besucht sie jugendliche Straftäter, die in einer überwachten Institution eine Ausbildung absolvieren. Musiktherapie dient hier der Gewaltprävention. Die Jugendlichen üben, ihre Impulse zu kontrollieren. Krebspatienten hilft die Musikexpertin, sich mit Gefühlsschwankungen oder dem Tod auseinanderzusetzen, Traumatisierte können Ressourcen entdecken. Weiterhin möchte die Musiktherapeutin mit Schwangeren, jungen Müttern und deren Babys musizieren. Sie sollen Instrumente kennenlernen und Spass haben können.
Im September 2023 wurde auch für Verena und ihren Mann Beni ein süsses Wunder wahr. Obwohl die Ärzte die Voraussetzungen dafür nicht positiv eingestuft hatten, brachte Verena einen Sohn zur Welt. Die Geburt des kleinen Tobia sehen beide als grosses Geschenk von Gott, das ihr Leben nun in eine neue Richtung weist. Die junge Mutter strahlt: «Ich kann kaum beschreiben, wie glücklich dies uns beide macht!»
Dieser Artikel erschien zuerst in der Hope Schaffhausen.
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Datum: 22.02.2024
Autor:
Mirjam Fisch-Köhler
Quelle:
Hope Regiozeitungen