Carey Mulligan: Schauspielerin und Normal-Christin
Die Britin Carey Mulligan (38) war gelinde gesagt überrascht, als ein TIMES-Journalist ihr in einem Exklusiv-Interview erklärte, dass ihr «Schweigen über ihre christliche Kindheit dazu führt, dass Beobachter sich in Ermangelung von Fakten vorstellen, dass sie ein Super-Super-Christentum verkörpert». Verblüfft antwortete sie: «Ich glaube nicht, dass ich mich als Super-Super-Christin bezeichnen würde.»
Mulligan ist seit Jahren als Schauspielerin bekannt. Sie startete 2005 mit «Stolz und Vorurteil», überzeugte an der Seite von Leonardo DiCaprio in «Der grosse Gatsby» und ist momentan in «Maestro» zu sehen. Der Film ist mehr als eine Biografie des Starkomponisten und -dirigenten Leonard Bernstein (verkörpert von Bradley Cooper), er zeigt vielmehr die komplexe Liebesbeziehung zu dessen Ehefrau Felicia Montealegre. Sie wird von Carey Mulligan gespielt. Beide Darsteller sind für die nächste Oscar-Verleihung als beste Hauptdarsteller nominiert.
Im Hotel aufgewachsen
Als Kind war die Schauspielerin extrem schüchtern. Das lag wohl nicht zuletzt an der Umgebung, in der sie aufwuchs. Im Alter von drei Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Deutschland – und spricht immer noch leidlich deutsch. Ihr Vater leitete den europäischen Teil einer internationalen Hotelkette, deshalb wohnten Carey und ihr Bruder von nun an in teuren Hotels. Sie besuchten die Internationale Schule in Düsseldorf, und während einer Schulaufführung ihres grossen Bruders entschied sich das kleine Mädchen: «Das will ich auch. Ich werde Schauspielerin.»
Fünf Jahre später kehrte die Familie erst einmal nach England zurück. Dort lernte Carey im Alter von zwölf Jahren bereits ihren jetzigen Ehemann, den Musiker und Produzenten Marcus Mumford, auf einem christlichen Sommercamp kennen. Bis zur Hochzeit dauerte es allerdings noch 15 Jahre. Die Schauspielerei verlor sie jedoch nicht mehr aus dem Blick. Nach der Schule bewarb sie sich heimlich an mehreren Schauspielschulen und wurde überall abgelehnt. Also schrieb sie einen Brief an den Drehbuchautoren Julian Fellowes, der an ihrer Schule einen Vortrag gehalten hatte. Dieser war beeindruckt von ihrem Engagement und lud die Achtzehnjährige zum Vorsprechen für die Rolle der Kitty Bennet in Jane Austens «Stolz und Vorurteil» ein – sie bekam die Rolle.
Ein privates Privatleben
Neben einer kurzen Zusammenfassung ihrer Kindheit ist der Abschnitt «Privatleben» in ihrem Wikipediaeintrag recht kurz, was eher eine Seltenheit ist bei einer Schauspielerin dieses Formats. Carey Mulligan macht kein Staatsgeheimnis aus ihrem Leben, aber sie lebt es auch nicht öffentlich. 2011 kam sie wieder in Kontakt mit ihrem Jugendfreund Marcus Mumford und bereits im folgenden Jahr heirateten die beiden. Sie haben inzwischen drei Kinder und leben auf einem Bauernhof in Südengland. Vor einigen Jahren wurde sie vom «Guardian» interviewt – gern erzählte sie dabei von ihren Filmen und auch ihrem Weg in die Schauspielerei, doch sobald die Rede auf ihre Familie oder ihr aktuelles Leben kam, wurde sie einsilbig oder verweigerte die Antwort. Ob der Journalist seinen Artikel deshalb «Die dunkle Seite der Carey Mulligan» überschrieb? Mit Religiosität hat ihre Zurückhaltung jedenfalls nichts zu tun. Freimütig erzählte sie aus ihrer Kindheit: «Ich hatte von klein auf ein schrecklich schlechtes Gewissen. Ich weiss nicht, warum.» Lag es ihrem christlichen Umfeld? Nein, erklärte sie, Religion war immer positiv. «Ich hatte Religion um mich herum. Sie bot mir echte Gemeinschaft, und das hielt bis ins Erwachsenenalter an.»
Christin – aber nicht «super»
Auch Mumford lebt als Christ. Er besuchte früher in den USA eine Vineyard-Gemeinde, was den TIMES-Reporter dazu veranlasste, von einem «sehr christlichen Zuhause» zu schreiben, statt von einem «christlichen». Der Autor Tim Bechervaise mutmasst deshalb in einem Artikel: «Vielleicht liegt hier der Hauptgrund dafür, dass Mulligan und andere, die im Rampenlicht stehen, wenig über ihren Glauben sprechen – weil er von den religiös unkundigen Medien zu oft missverstanden oder ungerecht beurteilt wird.» So stehen auf der einen Seite oft Unverständnis und Ablehnung, sobald sich eine prominente Person als Christin oder Christ outet – auf der anderen Seite steht eine überzogene Erwartung und Begeisterung frommer Menschen, die in prominenten Gläubigen manchmal all das sehen wollen, was sie selbst nicht umsetzen können. Dabei ist das alltägliche christliche Leben, das kaum Aufsehen erregt, das, was wirklich zählt.
Bechervaise meint: «Für Mulligan und andere berühmte gläubige Menschen ist der grösste Unterschied, den sie machen, vielleicht nicht auf unseren Bildschirmen zu sehen, sondern hinter den Kulissen – am Set, in Geschäften und auf den Strassen, wo sie leben.» Dazu passt auch Carey Mulligans Erstaunen, eine Super-Super-Christin genannt zu werden. Nach ihrer verblüfften Reaktion: «Ich glaube nicht, dass ich mich als Super-Super-Christin bezeichnen würde», ergänzt sie jedoch: «Aber ich bin auf jeden Fall mit der Kirche aufgewachsen und gehe immer noch dorthin. Es ist nur kein heisses Thema für mich. Ich bin einfach froh, sagen zu können, dass ich Christin bin und zur Kirche gehe.»
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Datum: 19.02.2024
Autor:
Hauke Burgarth
Quelle:
Livenet