Schwarzer Musiker entmachtet Ku-Klux-Klan
Daryl Davis ist ein begnadeter Musiker, der im Laufe seiner Karriere mit Grössen wie der Muddy Waters Band, Chuck Berry und Little Richard gespielt hat. Bei einem seiner Konzerte 1983 bemerkt er, dass er der einzige Farbige im ganzen Raum ist. Es ist der Abend, an dem seine aussergewöhnliche Geschichte beginnt.
Begegnung mit dem Ku-Klux-Klan
Ich erinnere mich noch gut an jenen Abend. Nach dem Konzert kam ein Mann auf mich zu, der meinte, er habe noch nie einen Schwarzen gehört, der so gut Klavier spielen könne wie Rock'n Roll-Legende Jerry Lee Lewis. Das amüsierte mich. Scheinbar wusste er nicht, dass Jerry Lee alles von Schwarzen gelernt hat! Ich erzählte ihm, dass ich Jerry seit vielen Jahren gut kenne. Erst glaubte er mir nicht, dann lud er mich auf einen Drink ein. Und gestand mir, dass er noch nie mit einem Schwarzen an einem Tisch gesessen hätte. Weil er zum Ku-Klux-Klan gehört. Wahrscheinlich hätte jeder andere Farbige hier das Gespräch beendet, aber ich war neugierig. Ich fand den Mann sympathisch und wir mochten die gleiche Musik. Es wurde der Beginn einer langjährigen Freundschaft.
Es interessierte mich, wie Rassismus entsteht und wir unterhielten uns oft darüber. Irgendwann bat ich ihn, mir den Kontakt zu seinem Klan-Oberhaupt herzustellen. Erst zögerte er, er hatte Angst, dass sie mich töten würden. Aber schliesslich gab er mir die Telefonnummer von Roger Kelly, Anführer des Klans in Maryland.
Treffen mit dem Angst-Gegner
Unter dem Vorwand, ein Buch über den Klan zu schreiben, vereinbarte meine Sekretärin ein Interview mit Roger Kelly. Sie verschwieg, dass ich ein Schwarzer bin. Als Kelly mich bei dem Treffen dann sah, erstarrte er. Trotzdem setzte er sich. Ehrlich gesagt hatte ich ziemlich Angst vor ihm und auch er war mir gegenüber sehr angespannt. Doch während unseres Gesprächs entdeckten wir, dass wir viel gemeinsam haben. Das einzige, was uns unterschied, war der Rassismus. Aber auch da liess ich mich auf eine Diskussion auf Augenhöhe ein. Ich wollte ihn als Mensch begreifen, wollte ihn weder angreifen noch umstimmen. Als Kelly sagte, dass schon in der Bibel steht, Weisse und Schwarze müssten getrennt werden, holte ich die Bibel aus meiner Tasche und fragte ihn, wo er das gelesen habe. Er konnte es mir nicht zeigen, denn so etwas steht nicht in der Bibel. Aber ich zeigte ihm die Stellen, an denen Jesus davon spricht, dass wir unsere Feinde lieben sollen. Am Ende des Gesprächs war uns beiden klar, dass wir nur voreinander Angst gehabt hatten, weil wir nichts voneinander gewusst haben. Durch Angst wächst Hass. Und aus Hass wird Gewalt.
Wie Gedanken ihre Macht verlieren
Auch Roger Kelly und ich freundeten uns an. Immer wieder trafen wir uns und redeten viel. Durch ihn lernte ich auch andere Mitglieder des Ku-Klux-Klans kennen. Oft wurde ich auf ihre Feste eingeladen. Und auch wenn viele meiner farbigen Freunde sich darüber empörten, versuchte ich, den Klan-Mitgliedern in Liebe zu begegnen, so wie es Jesus vorgelebt und geboten hat.
Immer wieder stellte sich raus, dass die Mitglieder Meinungen von anderen übernommen hatten, ohne sie zu überprüfen. Einmal sagte einer, dass alle Schwarzen ein Gewalt-Gen in sich tragen. Ich lachte laut und fragte, wer hier wen bedroht und umbringt? Ich meinte, dass ich durch und durch schwarz bin, aber noch nie jemanden überfallen oder umgelegt habe. Nach einer Weile sagte ich ihm: «Wusstest du, dass alle Weissen das Gen eines Serienmörders in sich tragen? Oder kannst du mir einen schwarzen Serienmörder nennen? Selbst du trägst dieses Gen in dir, du kannst nichts dagegen tun...» Da wurde ihm bewusst, wie dumm sein Vorurteil gewesen ist.
Ein andermal erklärte mir einer, er wäre Christ. Ich fragte, warum er dann Kreuze verbrennt. Er antwortete, dass sie Jesus den Weg leuchten wollen, wenn er wieder auf die Erde zurück kommt. Daraufhin sagte ich: «In meiner Bibel steht, dass Jesus das Licht der Welt ist und dass er mir den Weg erleuchtet und nicht umgekehrt.» Da musste der Mann erkennen, dass ich Recht habe.
Wie der Ku-Klux-Klan zusammenbrach
Es ist schwer, jemanden zu hassen, den man gut kennt. Je tiefer unsere Freundschaften wurden, desto mehr bröckelte das Weltbild der Mitglieder. Immer mehr meiner Klan-Freunde erkannten, dass sie keine Rassisten mehr sein konnten. Sie traten aus und einige schenkten mir ihre Roben. Irgendwann hatte ich mehr als 24 Roben in meinem Schrank und der Klan in Maryland zerfiel.
Wenn Jesus sagt, wir sollen unsere Feinde lieben, sollten wir das tun. Das bedeutet nicht, ihre Taten gut zu heissen. Aber es ist wichtig, den Mensch hinter der Robe oder der Fassade zu sehen. Es bringt nichts, wenn ich mich mit Gleichgesinnten treffe und gegen Rassisten oder Islamisten hetze. Dann bin ich nicht anders als sie. Lieber lädt man mal einen seiner Gegner ein und lernt ihn kennen. Es sind auch nur Menschen, in denen sich andere Gedanken manifestiert haben. Es ist nicht mein Verdienst, dass dies alles passiert ist, das hat Gott getan. Aber ich möchte immer bereit sein, die Worte von Jesus in die Tat umzusetzen.
Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Neuauflage. Er erschien bereits im Januar 2017 auf Jesus.ch.
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Datum: 16.09.2023
Autor:
Miriam Hinrichs
Quelle:
Jesus.ch / guardianlv.com / christianitytoday.com