Von der TV-Gastgeberin zur Lebensretterin
Leslie Means, Gründerin von «Her View from Home», heute Mutter von drei Kindern, wuchs in Nebraska auf. «Im gleichen Haus, in welchem mein Vater aufgewachsen ist, in welchem bereits sein Vater grossgeworden ist, ebenso wie dessen Vater. Die Geschichte des Hauses ist sehr wichtig für mich – es ist seit dem Jahr 1901 im Besitz unserer Familie, und jetzt leben meine Schwester und ihre Familie dort.»
Nach dem College studierte sie an der Universität von Nebraska-Lincoln. «Dort lernte ich diesen süssen Kerl namens Kyle kennen. Wir haben direkt nach dem College geheiratet und sind nach Houston gezogen.» Kyle ergatterte einen Traumjob in der NBA bei den «Houston Rockets» und Leslie wollte als TV-Journalistin arbeiten.
Traumjobs?
Weil Leslie in Houston die gewünschte Arbeit nicht fand, zog das Paar nach Nebraska zurück. «Wenn man beim Fernsehen arbeitet, wird man schlecht bezahlt. Es ist nicht glamourös, bis man ganz oben angekommen ist. Als ich anfing, war ich Wochenend- und dann Morgenmoderatorin. Ich ging um 1 Uhr nachts zur Arbeit, und mein Mann arbeitete für ein lokales Sportteam im Marketing. Er kam erst spät von den Spielen nach Hause. Um Mitternacht küssten wir uns im Flur. Er kam von der Arbeit nach Hause und ich ging zu meinem Job. Es war wirklich schwierig, als meine Mädchen dann zur Welt kamen.»
Nach ein paar Jahren konnte Leslie Means eine lokale Talkshow starten. «Auf dem Papier sah es wie ein Traumjob aus. Bessere Arbeitszeiten, keine Wochen- und Nachtarbeiten. Ich konnte um sechs Uhr morgens beginnen und um eins wieder gehen.»
«Ich bin nicht da…»
Doch irgendetwas fehlte ihr. «Meine Familie und alles andere war wunderbar. Aber ich hatte das Gefühl, dass es in meiner Karriere mehr gab als das, was ich tat. Ich wusste einfach, dass es da draussen noch etwas anderes für mich gab.»
Dann erhielt sie einen Anruf von einer Frau, die ein paar Mal in der Sendung gewesen war, und die für die Handelskammer arbeitete. «Sie bot mir einen Job an. Eigentlich gab es keinen Grund, diesen anzunehmen, nur schon weil ich mich in der Wirtschaft nicht auskannte; aber ich sagte mir: 'Gottes Pläne sind grösser!'» Sie verliess das TV-Geschäft nach sieben Jahren.
Tränen
«Am ersten Tag, an dem ich für die Kammer arbeitete, kam ich in der Mittagspause schluchzend nach Hause. Ich fragte mich, was ich da überhaupt tat. Ich wusste nicht einmal, wie man eine Google-Tabelle erstellt, ich hatte keine Ahnung von Wirtschaft.»
Doch sie arbeitete weiter und stellte fest, dass sie sogar noch mehr Menschen kennenlernen konnte als beim Fernsehen. Ausserdem gründete sie die Website «Her View From Home», die Frauen und Mütter stärkt.
Nach einiger Zeit ermutigte Kyle sie, ihren Job bei der Kammer zu kündigen und sich voll und ganz auf die Website zu konzentrieren.
Getragen
Beim Start war klar, dass das Budget für die Seite einfach für den nächsten Monat reicht, um die Umtriebe zu bezahlen. «In diesem Monat erfuhren wir auch, dass wir unser drittes Kind erwarteten – aber es war, als würde Gott mir ermutigend zuflüstern; ich wusste einfach, dass alles gut werden würde, und ich hatte echten Frieden darüber.»
In jenem Sommer erhielt sie eine E-Mail von einer Frau, die schrieb: «Leslie, ich habe darüber gebetet und ich möchte meine Geschichte auf deiner Website erzählen.» Diese war damals noch recht klein. «Wir hatten 20'000 bis 25'000 Facebook-Follower, heute sind es 1,5 Millionen. Ich weiss nicht einmal genau, wie sie uns gefunden hat, aber ihre Geschichte handelte von ihrer Freundin, die sich vier Monate nach der Geburt ihres Kindes das Leben nahm. Nun wollte diese Frau diese Geschichte erzählen, damit andere Frauen erkennen, dass sie nicht allein sind, wie sie Hilfe bekommen und was sie tun müssen, um sich selbst und ihre Freunde zu schützen, wenn sie in dieser Situation sind.»
Frauen aus der ganzen Welt lasen diesen Artikel. «Uns wurde klar, wie wichtig all diese Verbindungen sind und dass wir weitermachen müssen. Jemand schrieb zum Beispiel, dass dieser Artikel ihr Leben gerettet habe. Da wusste ich, dass Gott einen grösseren Plan für diese Webseite hat, etwas, das ich mir nicht hätte vorstellen können.»
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