Warum fällt es so schwer, sich zu entschuldigen?
Es scheint so, als wenn sich ein ganzes Heer von Stimmen in einem meldet, wenn es darum geht, sich zu entschuldigen: «Der oder die andere war doch genauso beteiligt oder schuldig! – Wieso soll ich anfangen? Was soll das bringen? Ich sehe das nicht ein! Ich mache vor dem anderen doch keine Verbeugung! Die Genugtuung gönne ich ihm oder ihr nicht!»
Was sich da an Stimmen meldet, hat viele Facetten. Zunächst das Zeigen auf die Schuld des anderen. Und wenn einem die eigenen Fehler klar sind, fällt es oft schwer, sich dann auch noch zu entschuldigen. Der Betroffene würde lieber im Boden versinken, als sich hinzustellen und zum anderen zu sagen: «Es tut mir leid. Das war nicht in Ordnung von mir. Ich bitte dich um Entschuldigung.»
Entschuldigen, nicht rechtfertigen
Grundsätzlich gilt: Bei der Bitte um Entschuldigung ist es nicht das Wichtigste, die eigenen Gedanken und Gefühle zu offenbaren. Denn nicht selten gehen diese sogar über das hinaus, was gesagt wurde. Es geht auch nicht darum, dass der andere das Verhalten versteht und nachvollzieht. Denn dann ist der Schritt nicht weit, dass jemand die Bitte um Entschuldigung dazu nutzt, sich zu rechtfertigen. Das aber kann den Streit neu anfachen oder vertiefen.
Was hindert den Schritt zur Entschuldigung?
Es gibt eine Reihe von Gründen, warum manche Menschen sich nur sehr schwer dazu durchringen können, um Entschuldigung zu bitten:
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Ihnen ist die Beziehung gar nicht so wichtig.
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Sie wollen es unbedingt vermeiden, mit der Bitte um Entschuldigung klein und schwach zu erscheinen. Sie haben das Gefühl, sich in die Hand des anderen zu begeben.
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Manche stellen sich den Augenblick der Bitte um Vergebung so unerträglich und peinlich vor, dass sie es lieber sein lassen.
Verantwortung übernehmen
Bevor man sich zu einem «Bitte entschuldige» durchringt, sollte man sich Folgendes klar machen:
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Die Bitte um Entschuldigung resultiert daraus, dass jemand Verantwortung für sein eigenes Handeln übernimmt, nicht mehr und nicht weniger. Die Beziehung wird bereinigt und bekommt eine neue Chance.
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Um Entschuldigung zu bitten zeigt, dass der- oder diejenige die Beziehung ernst nimmt und ihr Bedeutung beimisst.
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Gerade dann, wenn jemand um Entschuldigung bittet, ist er aktiv und nicht mehr gefangen.
Gegenüber Untergeordneten und Schwächeren
Gerade in einer Beziehung, in der jemand dem anderen übergeordnet ist, ist die Bitte um Vergebung seitens des Übergeordneten gut und wichtig. Das kann im Verhältnis zu einem Mitarbeiter sein, einem Schüler, Lehrling, Kindern und Jugendlichen gegenüber. Die Bitte um Vergebung zeigt dem anderen,
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dass ich mich nicht auf meine Überlegenheit zurückziehe.
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dass die Bitte um Entschuldigung keine Einbahnstrasse ist.
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dass ich Fehler erkenne und damit verantwortlich umgehe.
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dass ich meine übergeordnete Position nicht ausnutze und damit eigene Schwächen zu überdecken versuche.
Vergeben erleben – Vergebung schenken
Über das Thema Vergebung sprach Jesus zu den Menschen immer wieder. Er machte dabei deutlich, dass alle Menschen Vergebung brauchen, sowohl von Gott, als auch von ihren Mitmenschen. Um Vergebung zu bitten und zu vergeben sind zwei der wichtigsten Grundsätze im Reich Gottes.
Wer Vergebung verweigert, wird von Jesus dafür zur Rechenschaft gezogen. Er erwartet, dass jeder dem anderen «von Herzen vergibt» (Die Bibel, Matthäus-Evangelium, Kapitel 18). Das könnte man als das Grundgesetz des Reiches Gottes bezeichnen.
Doch woher kann man die Kraft zur Vergebung nehmen? Jesus vergleicht dies mit einem König, der einem Verwalter eine Millionen-Schuld erlässt, aber dieser Verwalter geht gnadenlos mit einem Schuldner um, der ihm viel weniger schuldet. Und das ist der Kern der Botschaft von Jesus: Jeder Mensch darf mit seiner Schuld zu Gott kommen. Wenn er sie von Herzen bereut, wird Gott ihm vergeben. Und das befähigt ihn dazu, anderen zu vergeben. Sie glauben nicht, wieviel Kraft das freisetzt!
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Datum: 13.11.2022
Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch