«Ansprech-Bar» und Kapelle am Metal-Festival
«Am Greenfield waren wir mit zwei Dingen präsent», erklärt Metal-Pfarrer Samuel Hug. «Zum dritten Mal dabei waren wir mit der Ansprech-Bar, einem Seelsorgezelt, das rund um die Uhr offen ist – also mit einer Begegnungszone. Neu hatten wir zum ersten Mal eine Zeltkapelle dabei. Ein Ort der Stille, an dem man beten oder sich segnen lassen konnte.»
«An der Ansprech-Bar erlebten wir eine klare Zunahme von Menschen, die gekommen sind und das Gespräch gesucht haben», bilanziert Samuel Hug. «Wir verzeichneten 550 Begegnungen. Dies von kurzen bis zu fast stundenlangen Gesprächen.»
Bei der Festivalseelsorge kommen Ereignisse zur Sprache, die am Anlass geschehen oder auch Dinge, welche die Besucher von daheim mitbringen «und von denen sie merken, dass sie diese nicht loswerden und sie sehen, dass man hier gut darüber diskutieren kann. Oder dass sogar ein grobes Problem vorherrscht und sie merken, dass sie es nicht loswerden. Wenn alle um einen herum Party machen, wird es eher noch grösser – sie spüren, dass sie einen Gesprächspartner wünschen, um an diesen Fragen dran zu bleiben.»
Leute mit allen Weltanschauungen können vorbeikommen. «Wir nehmen die Menschen an, so wie sie sind. Wir versuchen, so zu helfen, wie sie es brauchen und wünschen. Falls sie Interesse an dem haben, was wir glauben, dann bringen wir das gerne ein, aber es ändert nichts daran, wie wir ihnen begegnen.»
Ort des Rückzugs
Erstmals wurde zudem in die Kapelle geladen, diese war von morgens ab 10 Uhr bis nachts um 2 Uhr geöffnet. «Wir luden zu einem Tagesschluss-Gottesdienst – einer Mitternachts-Metal-Meditation. Zu dieser kamen rund 30 Leute.» In der Kapelle wurden insgesamt 188 Besuche mit rund 450 involvierten Personen verzeichnet.
«Die Reaktionen bei der Ansprech-Bar waren wie in den Vorjahren stets positiv. Die Kapelle hingegen ist ein explizit religiöser Ort, das ist etwas kontroverser – aber das ist normal in der Metal-Szene, da wird auch mal provoziert und geschaut, wie der andere reagiert.» Aber das könne auch etwas Positives auslösen.
«In der Kapelle merkten wir, dass Menschen kamen, die einen Rückzugsort für sich brauchten.» Das sei etwa im Gästebuch ersichtlich. «Leute haben zum Beispiel eine Kerze angezündet, weil sie jemanden verloren haben. Oder ein Paar ist gekommen und hat über eine Hochzeit nachgedacht. Dieses hat sich zudem segnen lassen – ebenso ein ganzes Camp, welches an das Festival gekommen war.»
Viele waren dankbar und nutzten den Ort. «Sie erlebten tiefe Dinge in der Stille vor Gott und in den Gebeten.»
«Als Kirche zu den Menschen»
«Wir freuen uns darauf, als Metal-Church weiterhin am Greenfield mit dabei zu sein. Die Zusammenarbeit mit der Festival-Leitung ist sehr gut», sagt Samuel Hug. «Ob wir mit der Ansprech-Bar und der Kapelle in Zukunft auch an anderen Metal-Festivals präsent sind, ist eine Frage der Ressourcen und ob es dort wirklich passt.»
Exponenten der Metal-Church versuchen aber, in den nächsten Monaten so oder so noch vermehrt an Konzerten präsent zu sein. «Ich als Metal-Pfarrer und auch mit anderen zusammen – ich glaube, das ist das, was wir als Kirche tun müssen: Wir müssen zu den Leuten gehen. Das haben wir in der Vergangenheit gemacht, aber wir müssen es noch viel mehr tun.»
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Datum: 08.07.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet