Kein Satz, den ich gerne höre
Manchmal kann ich es richtig geniessen, mit dem Auto von einem Ort zum anderen zu fahren. Vor allem frühmorgens, wenn der Berufsverkehr noch nicht angefangen hat. Oder am späten Abend, wenn sich der Trubel des Alltags mit seinen vielen To-dos so langsam beruhigt, der Nachthimmel seinen Schleier der Gemütlichkeit über den Tag legt und die Autobahnen sich immer mehr leeren. Doch was am wichtigsten dabei ist, damit ich das so geniessen kann: Ich darf keine Zeitnot haben.
Was ich gar nicht haben kann, sind volle Autobahnen und dann gestresst unterwegs zu sein, weil ich pünktlich zu einem Termin kommen muss und zu knapp kalkuliert habe. Es gab sie nicht oft, diese Situation, aber ich erinnere mich noch genau daran, als ich mal wieder etwas stärker unter Zeitdruck die richtige Ausfahrt verpasst habe und das Navi mir sagte: «Bitte wenden.»
Umdrehen – eine gute Nachricht?
Du kannst dir vorstellen, wie schnell mich das genervt und gestresst hat. Wie ich zunehmend wütend wurde, und mich dann natürlich über die anderen Autofahrer und deren Fahrweise aufgeregt habe, obwohl ich am meisten genervt von mir selbst war.
Bitte wenden. Es gibt nicht viele Lebenssituationen, wo ich diese Nachricht als eine Gute Nachricht erlebt habe. Bis ich sie als eine fröhlich und glücklich machende Botschaft gehört habe. «Bitte wenden. Mach kehrt. Dreh um. Du bist falsch abgebogen. Das ist nicht der optimale, ja sogar der falsche Weg für dich.» Das sind keine schönen Sätze. Aber manchmal welche, die wir dringend hören müssen. Auf Europas Strassen und auf unseren Lebensbahnen.
Kehrtwende – Chance für Neuausrichtung
Mach kehrt. Dreh um. Dieser Weg wird dich nicht ans Ziel bringen. Dieser Weg hilft dir nicht weiter. Ich habe einen besseren, ich habe den richtigen Weg für dich. Als ich zum lebendigen Glauben an Jesus Christus gekommen bin, war das einer der Sätze, die mich sowohl vor den Kopf gestossen, als auch dazu angestossen haben, einen neuen, einen besseren Lebensweg einzuschlagen: «Andreas, so geht es für dich nicht lange weiter. Der Weg in die Ewigkeit, zu einem Leben über den Tod hinaus, sieht anders aus.»
Ich habe ein Kehrtwende-Gebet gesprochen, habe erlebt, wie Gottes Geist mich mit seiner Liebe erfüllt hat und voller Freude habe ich einen neuen Lebensweg mit Jesus angefangen. Seitdem ich auf diesen Ruf Gottes gehört habe, habe ich nicht einen Tag bereut, den neuen Weg mit Jesus gegangen zu sein. Gottes bedingungslose Liebe auf dem Weg des Glaubens an Jesus Christus durch persönliche Umkehr zu erfahren, ist einer der schönsten, manchmal schmerzhaftesten, aber immer befreiendsten Erlebnisse, die wir in unserem Leben machen können.
Menschen auf dem neuen Weg begleiten
Deshalb arbeite ich auch so gerne im FeG-Praxisinstitut Evangelisation als Berater. Gemeinden dabei zu unterstützen, anderen Menschen auf diesen neuen Lebensweg mit Jesus zu begleiten, mit ihnen an einer Atmosphäre und an einem Gottesbild zu arbeiten, bei dem dieser Satz «Kehr um!» zu einem der besten Sätze des Lebens wird, weil sie erleben, dass Gottes Reich und seine Liebe ihnen nahegekommen ist, das motiviert und begeistert mich total.
Es gibt sie also tatsächlich, diese Rufe, dass eine Kehrtwende eine gute Nachricht für dein Leben bedeuten kann. In der Bibel wird überliefert, dass Jesus selbst dazu aufgerufen hat, dass Menschen umkehren: «Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.» (Markus 1,15) Luther hat dazu gesagt: «Als der HERR das gesagt hatte, meinte er: Euer ganzes Leben soll eine Umkehr sein.»
Kehrtwende – jeden Tag zurück zu Jesus
Der neu eingeschlagene Lebensweg mit Jesus, die grosse Kehrtwende, wird Tag für Tag durch die erneuten Umkehrungen bestätigt und mit Leben gefüllt. So wie sich das grosse Ja einer Beziehung an der Hochzeit durch die vielen kleinen Jas des Alltags bestätigt und mit Leben gefüllt wird.
Darum fange ich in der Regel jeden Morgen damit an, erneut zu Jesus umzukehren. Ihm meinen Lebensweg auch an diesem neuen Tag anzuvertrauen, meine gewohnten Wege bewusst zu verlassen und stattdessen ihm und seinem Weg zu folgen.
Für mich persönlich habe ich dafür extra mal ein morgendliches Gebet geschrieben, das ich an manchem Morgenden zu Jesus und zu mir spreche. Denn Kehrtwende fängt für mich damit an, jeden Tag erneut mit Jesus zu reden und nicht bei mir und mit mir selbst allein zu bleiben.
Gebet für den Alltag
Ich würde dir gerne mein Gebet hier aufschreiben. Vielleicht inspiriert es dich dazu, dir auch ein morgendliches Kehrtwende-Gebet zu überlegen:
Himmlischer Vater, allmächtiger Gott und grosser König,
Ich staune und bete an, dass du der Ewige und Heilige,
so leidenschaftlich für mich bist, obwohl so viel gegen mich spricht.
Ich glaube dir deine grosse Liebe, die du mir in deinem Sohn Jesus Christus geschenkt hast.
Danke, dass du mir mit ihm alles schenkst, volle Vergebung, ewiges Leben und dein göttliches Heil.
Ich glaube dir, dass du dich durch deinen Heiligen Geist nun für immer und ewig an mich gebunden hast.
Ich glaube dir, dass du mich niemals betrügst oder aufgibst. Und ich niemals tiefer fallen kann, als in deine mich liebenden Hände.
Und nun hilf mir an diesem neuen Tag, meinen Glauben zu leben, zu denken, zu reden, danach zu handeln und dir einst vertrauensvoll zu sterben.
Ich hab dich lieb und ich weiss du liebst mich.
Amen.
Und vielleicht machst du dann so wie ich die geniale Erfahrung, dass dieses Gebet an vielen Morgenden dazu führt, ein kleines Ostern mit Jesus zu erleben. Dass Gott die Dunkelheit der ungläubigen Nacht vertreibt und dir in deinem Gebet zu einem neuen Glaubensmorgen in seiner Auferstehungswirklichkeit verhilft.
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Datum: 06.10.2024
Autor:
Andreas Schneider
Quelle:
Magazin Christsein Heute 10/2024, SCM Bundes-Verlag