Von Kindheitsträumen zur Luftfahrt-Leidenschaft
Emsiges Treiben herrscht auf dem geschäftigen Wilson Airport, der sowohl dem inländischen wie auch dem internationalen Flugverkehr dient; mit jährlich rund 120’000 Starts und Landungen ist er einer der verkehrsreichsten Flughäfen Afrikas. Von hier aus fliegt der Flugdienst MAF in die entlegensten Winkel in Kenia, um isolierten Menschen beizustehen – wie diese vielschichtige Arbeit aussieht, erklärt Susan Faith, die Programm-Leiterin von «MAF Kenia», Livenet im Gespräch in ihrem Büro.
«Im Alter von 15 Jahren entschied ich mich dazu, Christin zu werden», erinnert sich Faith Susan. «Ich begann, eine persönliche Beziehung zu Jesus aufzubauen. Von da an verspürte ich den starken Wunsch, mein Leben Gott zu widmen und ihm zu dienen.»
Trotz vieler Herausforderungen entschied sie sich dazu, Flugzeugmechanikerin zu werden. «Meine Freunde hielten das für unmöglich und sie warnten mich davor, dass dies zu schwer sei, aber ich liess mich nicht entmutigen. Ich liebte die Luftfahrt leidenschaftlich.» Ihren Traum behielt sie stets vor Augen.
Anfang oder Ende des Traums?
«Es war eine schwierige Zeit, da Frauen in der Luftfahrt und im Ingenieurwesen damals noch selten waren. Oft hörte ich, dass diese Bereiche eine Männerdomäne seien und dass es schwierig sei, eine Anstellung zu finden.»
Eine besonders frustrierende Erfahrung war, als sie versuchte, ein Flugzeugrad zu reparieren und dafür ausgelacht wurde, weil sie sich mit dem Gewicht des Rades schwertat. «Ich fragte mich, ob dies das Ende meines Traums war. Doch ich blieb standhaft im Gebet und ich wollte weiterhin Gott dienen.»
Nach dem Schulabschluss und dem Erhalt ihres Diploms hörte sie von MAF. «Eines Tages traf ich einen Fotografen, der mich ermutigte: Er gab mir ein MAF-Magazin, in dem ich las, dass sie als Christen durch die Luftfahrt anderen Menschen dienen. Ich beschloss, Kontakt aufzunehmen.»
Eine vergebliche Reise?
Faith Susan reiste mit dem Nachtbus von ihrem Wohnort Mombasa nach Nairobi, um das MAF-Büro auf dem Wilson Airport aufzusuchen. Doch da wartete eine Ernüchterung. Am Tor wurde sie vom Wächter abgewiesen. Sie trank auf dem Flughafen-Areal eine Limonade und überlegte, ob die ganze Reise vergebens war. Da fiel ihr ein, dass eine Bekannte von ihr im Büro arbeitete. Schliesslich schaffte sie es zur Rezeption. «Der Chefingenieur, der mich zuvor nie getroffen hatte, behandelte mich wie eine langjährige Bekannte und stellte mich dem gesamten Team vor. Er war beeindruckt, dass ich so weit gereist war, um meinen Traum zu verfolgen.»
Im Februar bot man ihr an, zwei Monate später, zum 1. April, zu beginnen. «Ich packte meine Sachen und zog um. Seit dem Jahr 2004 arbeite ich bei MAF und habe meine Berufung gefunden. Es ist ermutigend zu sehen, dass Frauen in der Luftfahrt einen Platz haben und respektiert werden. Heute bin ich Landesleiterin und arbeite eng mit unserem internationalen Team und den Ingenieuren zusammen. Der Ruf der MAF in Kenia und anderen Ländern als zuverlässige Organisation ist gewachsen. Wir sind als eine Organisation mit hohen Standards bekannt.» Und der Wächter am Tor? «Wir verstehen uns gut, er hat seinen Job richtig gemacht.»
Ein grosses Privileg
Die Arbeit bei MAF hat ihr Leben und das Leben vieler anderer verändert. «Wir unterstützen christliche NGOs, Missionsorganisationen, Missionare und die lokalen Kirchen und helfen besonders in den trockenen und oft von Dürren betroffenen Gebieten im Norden Kenias. Mit Partnern wie ‘Veterinarians with a Mission Program (VMP)’ sorgen wir dafür, dass die Menschen und ihre Tiere versorgt werden. Die Veränderung, die durch Gottes Liebe in entlegenen Gemeinschaften geschieht, ist unglaublich.»
Ein weiteres Beispiel ist die Zusammenarbeit mit der «Fred Hollows Foundation». «Wir bieten dem Team von Augenärzten und Augenchirurgen Flugdienste zu entlegenen und schwer zugänglichen Orten. Vor kurzem haben wir eine ambulatorische Rundreise organisiert, bei der 2000 Menschen untersucht und 300 operiert wurden. Eine alte Frau, die nach einer Katarakt-Operation wieder sehen konnte, freute sich, ihre Enkelkinder wiederzusehen.»
Immer wenn ein Flugzeug landet, bringt es Hoffnung und Veränderung in die Gemeinschaften. «Es ist ein grosses Privileg, Teil dieser Arbeit zu sein und zu sehen, wie das Leben der Menschen durch unseren Einsatz und die Liebe Gottes verändert wird.»
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Datum: 19.09.2024
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet