Ex-Kriegsflüchtling hilft heute anderen
«Ich wurde 1985 im Südsudan geboren, zwei Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs», erinnert sich Elijah Buol. «Ich wurde in eine christliche Familie hineingeboren, als einziger Junge neben vier Schwestern. Der Glaube meiner Mutter war sehr stark – sie war Laienmitarbeiterin in der anglikanischen Kirche – und als kleiner Junge lernte ich den Wert von Hoffnung und Mitgefühl kennen.»
Seine Mutter las aus der Bibel und ein Vers blieb Elijah Buol in besonderer Erinnerung: «Ihr seid von Gott auserwählt und seine geliebten Kinder, die zu ihm gehören. Darum soll jetzt herzliches Mitgefühl euer Leben bestimmen, ebenso wie Güte, Bescheidenheit, Nachsicht und Geduld.» (Kolosser Kapitel 3, Vers 12)
Der Krieg wurde normal
Dann brach der Krieg über die bereits leidgeprüfte Bevölkerung herein. «Ich sah, wie Bomben auf uns geworfen wurden. Und wenn wir Gewehrläufe entdeckten, rannten wir los, um uns hinter Bäumen zu verstecken.» Nach einer Weile wurde der Krieg zum Alltag. «Aber man denkt immer, wann man von einer Kugel getroffen wird.»
Der Krieg im Sudan riss viele Familien auseinander. Als Elijah sechs Jahre alt war, wurde seine Mutter im Kreuzfeuer getötet. Ihr Körper wurde der Familie aber nie übergeben. Seine Schwestern gingen mit der Tante in den Norden des Sudan, nach Khartum. «Und mich schickte mein Vater mit einem Cousin in ein Flüchtlingslager an der Grenze zwischen Uganda und dem Südsudan. Es gab keine Strassen, also gingen wir wochenlang zu Fuss und mussten Flüsse und Bäche überqueren und durch den Busch laufen.»
Durch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR vernahm er, dass auch sein Vater gestorben war. Er war zurückgeblieben, um für die Freiheit des Südsudan zu kämpfen. «Er war angeschossen worden und starb an seiner Wunde, aber auch seine Grabstätte habe ich nie gesehen.»
Eine harte Realität
Es ist hart, wenn man seine Mutter im Alter von sechs Jahren verliert, sagt Elijah Buol. «Man verpasst vieles, aber man muss hoffnungsvoll sein und im Leben voranschreiten. Es gab eine Daseinsberechtigung für mich. Und mir war klar, dass Gott immer an meiner Seite stehen würde, damit ich hoffnungsvoll sein und die Herausforderungen meistern kann.»
Der Glaube spielte eine entscheidende Rolle in seinem Leben. «Es ist ein wirklich bejahender und beruhigender Gedanke, dass Gott unabhängig von den Schwierigkeiten, in denen wir uns befinden, mit seinem Mitgefühl für uns da ist. Seine Güte, Barmherzigkeit und seine Gnade sind der Anker, der uns durch alle Herausforderungen hindurch trägt.»
Maismehl mit Bohnen
«Im Flüchtlingslager lebt man von Ration zu Ration, manchmal gibt es nur eine Mahlzeit am Tag. Du isst einfach Maismehl und Bohnen. Wenn man Glück hat, bekommt man ein bisschen Öl», erinnert sich Elijah Buol. «Das Tolle war, dass es sicher war. Man musste nicht vor Kugeln oder Bombenangriffen aus der Luft fliehen. Doch es war hart, ohne Eltern dort zu sein.»
Sieben Jahre lang verbrachte er in Uganda in zwei Flüchtlingslagern. Zusammen mit anderen Jungs besuchte er eine Schule; der Unterricht wurde unter Bäumen erteilt. Dort konnte er im Jahr 2000 die Grundschulausbildung abschliessen.
Anschliessend erhielt er ein UNHCR-Stipendium, um in Australien auf ein Internat zu gehen. So landete er 2002 als unbegleiteter Minderjähriger in Down Under.
Zugehörigkeit bieten
Die Fürsorge und Gnade anderer Menschen haben ihn zu dem gemacht, was er heute ist. Heute engagiert sich Elijah Buol als Geschäftsleiter von «Act for Peace», der internationalen humanitären Organisation des «National Council of Churches in Australia» («Nationalen Rates der Kirchen Australiens»), die Vertriebenen hilft, ihr Leben durch Schutz, Beistand und verschiedene Programme wieder aufzubauen.
Das Ziel von «Act for Peace» ist es, eine Welt zu schaffen, in der Menschen, die durch Konflikte und Katastrophen entwurzelt wurden, einen sicheren Ort haben, an dem sie sich zugehörig fühlen können.
114 Millionen Menschen auf der Flucht
Nach Angaben des UNHCR sind weltweit mehr als 114 Millionen Menschen aufgrund von Konflikten, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen auf der Flucht. Kinder machen 30 Prozent der Weltbevölkerung aus, aber 40 Prozent aller gewaltsam Vertriebenen.
Buol bedauert: «Angesichts der erschütternden Zahlen verlangt unsere Menschlichkeit von uns, mitfühlender zu sein. Es ist unsere kollektive Verantwortung als Menschen, die mit Gottes Barmherzigkeit gesegnet sind, unsere Hand denen zu reichen, die unser Mitgefühl und unsere Güte in dieser kritischen Zeit brauchen.»
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Datum: 26.03.2024
Autor:
Elijah Buol / Daniel Gerber
Quelle:
Eternity News / Übersetzt und bearbeitet von Livenet