Die grosse Frage, wenn wir über das Thema Identität sprechen, ist: Wer bin ich? Das ist eine Mischung aus ganz vielen Dingen: aus meinen Eckdaten, den Fakten im Personalausweis, aus meiner Prägung, aus den Gruppenzugehörigkeiten, aus so vielen verschiedenen Sachen. Und es ist keine statische Grösse, es verändert sich.

Aber die noch entscheidendere und schwerwiegendere Frage ist oft nicht «Wer bin ich?», sondern «Bin ich wer?». Wenn wir über Identität sprechen, schwingt die Frage mit: Was gibt mir Wert? Wir machen das oft abhängig von den Dingen, die wir für wichtig und wertvoll erachten. Das hängt auch mit dem zusammen, was unsere Gesellschaft sieht. Ob wir zu einer bestimmten Gruppe gehören oder ob wir eine bestimmte Leistung erbringen. Oder auch, ob wir uns abgrenzen in dieser individualistischen Gesellschaft, wo jeder etwas Besonderes sein muss, um nicht unterzugehen in der Masse.

Was ist an mir speziell? Vielleicht hängt das auch davon ab, dass unsere Welt so medial geworden ist und wir auf einen Klick alle Menschen sehen können. Und dann frage ich mich: Macht es einen Sinn, dass ich da bin, oder könnte ich mich auch einfach auflösen und keiner würde es merken? Viele leiden unter diesem Druck, kämpfen mit einem geringen Selbstbewusstsein, dass sie nicht genau wissen: Wer genau bin ich denn nun?

Ein anderes Fundament

Wir sind dabei oft so hin- und hergerissen zwischen dem Ideal, das wir haben, zwischen den Erwartungen anderer Menschen und zwischen der Wirklichkeit, in der wir leben, auch unserer Begrenztheit. Und wir stehen in der Spannung dazwischen. Aber für uns Christen gibt es eine wunderschöne Botschaft! Und die sagt: Dein Wert hängt nicht davon ab, wer du sein möchtest, was andere denken, wer du sein sollst und auch nicht von dem, der du jetzt gerade bist. Dein Wert steht auf einem anderen Fundament. Und das ist deine Identität in Christus! Die Bibel sagt uns zu, was das heisst: Du bist wunderbar gemacht, von Gott geliebt, wertvoll und kostbar, erlöst aus Gnade, erwählt und makellos, gerecht gesprochen und heilig, Gottes Kind, Teil seiner Familie, erfüllt von seinem reichen Segen, ausgerüstet, fähig, begabt, berufen, stark im Herrn.

Was würde passieren, wenn Sie das wirklich glauben würden? Stellen Sie sich vor, Sie würden wissen, wie geliebt Sie sind und niemand anders müsste Ihnen diese Anerkennung geben. Was würde sich ändern in Ihrem Dienst? Das Verrückte ist, die Bibel sagt, dass wir das nicht erst werden müssen, sondern dass wir das schon sind (2. Korinther Kapitel 5, Vers 17). Wir sind eine neue Kreatur, wir sind eine neue Schöpfung. Und unser Wert basiert auf seiner Liebe zu uns und auf der Erneuerung, die er in uns wirkt. Wir sind eingeladen, den alten Menschen abzulegen und den neuen Menschen anzuziehen. Uns wirklich einzulassen auf diesen Veränderungsprozess, den Gott mit uns vorhat. Die Bibel sagt, dass er das Werk in Ihnen angefangen hat und es auch zur Vollendung bringen wird.

Ihre Entscheidung

Und dabei ist es total wichtig, herauszufinden: Was fühle ich? Was geht in mir vor? Was will ich? Aber nicht dabei stehenzubleiben, so wie unsere Gesellschaft das oft sagt. Unsere Gesellschaft sagt: Finde heraus, wer du bist, indem du deinen Gefühlen folgst. Aber es ist wichtig zu sehen: In welche Richtung führen mich meine Gefühle und ist das das Wahre und das, was Gott für mich hat? Und eine Entscheidung zu treffen und zu sagen: «Gott, ich möchte herausfinden, was du willst. Ich möchte mich verbinden mit dir und herausfinden, wer ich wirklich bin in dir.» Und ich darf mich in dem verändern. Sie können sich entscheiden: Wer möchte ich werden? Gott hat Ihnen eine Verantwortung gegeben für Ihr eigenes Herz. In welche Richtung entwickeln Sie sich? In die Richtung Ihrer Prägung, so wie Sie schon immer waren? Oder wie die Gesellschaft Sie gerne hätte? Oder entwickeln Sie sich immer mehr in das Bild, wer Sie wirklich sind in Christus? Sie können lernen, neu zu entscheiden, neu zu leben und die Frucht zu bringen, die Gott in Ihnen sieht.

Zur Autorin:
Sara Lorenz-Bohlen ist Pastorin und Leiterin der Kirche im Pott, Sängerin und Autorin. Dieser Artikel ist ein gekürzter und bearbeiteter Vortrag des K5-Trainingstags im Juni 2023. Er erschien zuerst im Magazin Aufatmen 4/2024 vom SCM Bundes-Verlag.

Zum Thema:
«Ich bin nicht perfekt»: Natasha Bure spricht über Kampf mit Identität
TikTok-Star Millane Friesen: «Der Glaube macht alle meine Werte aus»
Freiheit in Christus: Wie die Wahrheit frei macht und Leben verändert