Talk mit Ruedi Josuran

«Der das letzte Wort hat, an den glaube ich»

Ruedi Josuran moderierte jahrelang bei Fenster zum Sonntag.
Wer die Fernsehsendung «Fenster zum Sonntag» kennt, ist mit dem Gesicht von Ruedi Josuran vertraut. Bevor er die Aufgabe des Moderators abgibt, blickt er im Livenet-Talk auf diese Zeit zurück und erzählt auch Persönliches aus seinem Leben.

Als Moderator vom «Fenster zum Sonntag» wurde Ruedi Josuran bekannt. Jetzt gibt er die Aufgabe ab, sieht es aber noch als «zu früh, sich einfach zurückzulehnen». Auf jeden Fall will er neue Aufgaben suchen und «das tun, was immer schon meine Leidenschaft gewesen ist: mit Menschen reden». Ruedi bezeichnet sich nicht als klassischen Interviewer. Für ihn zählt das Gespräch mit Menschen und dies will er auch in Zukunft suchen. «Ich will Begegnungen. Ich will mit Menschen etwas erleben.»

Kraft empfangen in schwierigen Zeiten

Ruedi hat selbst Schicksalsschläge erlebt. «Ich muss nicht Empathie spielen», sagt er. «In vielen Bereichen weiss ich ganz genau, wie sich jemand fühlt.» Wenn das Herz plötzlich stehenbleibt, eine Krebsdiagnose im Raum steht oder psychisches Leiden plötzlich hereinbricht: «Ich weiss, wie sich solche Sachen anfühlen – aus eigenem Erleben.»

Trotz gesundheitlicher Probleme lieferte Ruedi beständig Sendungen ab. «Irgendwie habe ich es geschafft, mich nicht ständig zu fragen, wie meine Befindlichkeit ist. Im Moment, wo ich jemand Spannendes gegenüber habe, ist das gerade das Wichtigste und das gibt unglaubliche Kraft.» Ruedi betont aber auch, wie Gott in jener Zeit seine Hand über ihm gehalten hatte. «Ich bin einfach dankbar!»

Über Highlights und Applaus

Ruedi blickt auf Erfahrungen seiner Moderatorentätigkeit zurück. «Wenn dir plötzlich ein führender Wissenschaftler, eine grosse Nummer, gegenübersitzt, hast du nur eine Chance: Wie ein Kind einfache Fragen zu stellen und nicht etwa jemanden zu spielen, der etwas von der Sache versteht.»

Zu den Highlights zählt er die Begegnungen mit Anselm Grün, bei welchem er während einer persönlichen Krise einige Zeit im Kloster verbrachte. «Mit ihm dann eine Sendung zu machen, war aus meiner Sicht sehr speziell.» Auch die Erfahrung als Team war ihm wertvoll. «Wir hatten lustige Momente miteinander. Das werde ich sicher vermissen.»

Für Fernsehsendungen gibt es nicht so viel Applaus, wie viele denken. Da er oft als Ruedi Josuran vom «Fenster zum Sonntag» erkannt wurde, kam aber immer wieder jemand auf ihn zu und sprach ihn dankbar auf eine gewisse Sendung an. «Eine Zeitlang hatte ich jede Woche mindestens eine solche Begegnung.» In diesen Momenten dachte er, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat – wenn auch nur für diese eine Person.

Jesus ist immer bei ihm geblieben

Im Talk spricht Ruedi über die Anfänge seines Glaubens. Das war durch die New Life Bewegung mit ihren Teestuben. «Da wurden die Leute auf der Strasse abgeholt.» Als Teenager wurde Ruedi damals voll angesprochen. «Ich war kein Mensch, der Gott gesucht hat. Definitiv hat er mich gefunden. Plötzlich war er in meinem Leben und stellte alles auf den Kopf.» Logisch kann er das heute nicht erklären. «Das ist einfach ein grosses Geschenk im Leben. Und es blieb bis heute.» Auch wenn sich viel Äusseres verändert hat, sei Jesus als Person immer bei ihm geblieben.

Abschied, Fussball und die Hamas

Im Talk spricht Ruedi über seine Gefühle in Bezug auf den anstehenden Abgang beim «Fenster zum Sonntag» und unterstreicht seine Freude am Fussball. Dass jedes Spiel bei Null beginnt und immer wieder überraschende Situationen mit sich bringt, begeistert ihn genauso, wie mit den meisten Menschen aus unterschiedlichsten Ländern über Fussball sprechen zu können. Da er im Radio viele Sportsendungen gemacht hatte, kennt er die Namen der Klubs aus den verschiedenen Ländern und weiss, welche Emotionen dahinterstehen.

Auch die Angriffe der Hamas auf Israel gingen Ruedi nahe. Vor Jahren verbrachte er eine Zeit in einem Kibbuz – in einer Gegend, die von den Angriffen besonders betroffen war und mit welcher er auch heute noch emotional verbunden ist. «Letztlich hilft es zu wissen, dass ein anderer Regie führt.» Er wisse nicht, wie alles kommen wird, ist aber überzeugt, dass zuletzt eine gute Lösung kommen wird. «Der das letzte Wort hat, an den glaube ich.»

Es gibt keine 08/15 Geschichten

Ruedi berichtet von einem Gespräch, in welchem er von seinen Gefühlen übermannt worden war. «Eine Mutter erzählte, wie sie zuerst ihren Mann bei einem Militärunfall und eine Woche später ihr Kind verloren hatte. So wie sie das erzählt hatte, musste ich das Gespräch unterbrechen. Ich konnte das nicht mehr steuern.»

Der Moderator ist fasziniert, wie jeder Mensch einzigartig ist und es keine 08/15 Geschichten gibt. Diese Storys mit Menschen teilen zu können, bedeute ihm unglaublich viel. «Das werde ich mehr vermissen als den öffentlichen Auftritt.» Er ist sichtbar berührt, das Vorrecht gehabt zu haben, diesen spannenden Menschen zu begegnen.

Die vielen Schicksalsgeschichten hatten auf ihn auch persönliche Auswirkung, gerade während der gesundheitlichen Krisen, wie beispielsweise seinem Herzinfarkt. «Ich habe mich nie gefragt, weshalb das ausgerechnet mir passiert.» Schliesslich hatte er während fünfzehn Jahren beim «Fenster zum Sonntag» von solchen Schicksalsschlägen anderer Menschen gelebt. «Wer bin ich, dass ich mir die Frage stellen dürfte, weshalb das mir passiert?» In schwierigen Zeiten habe er nie den Glauben verloren und wurde auch nie bitter. «Das sehe ich persönlich als ein Geschenk!»

Sehen Sie sich den Talk mit Ruedi Josuran an:

 

Zum Thema:
Weiterer Moderationswechsel: Ruedi Josuran hört nach 15 Jahren auf
Nach 40 Jahren Ehe: TV-Moderator Ruedi Josuran gibt seiner Frau erneut das Ja-Wort
Doku über Philipp Mickenbecker: Er erlebte kein Wunder, wurde aber selbst zum Wunder

Datum: 02.01.2024
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung