Jesus wirkt auch auf Haiti
Neben Wellblechhütten türmen sich Müllberge: Plastik vermischt mit faulenden Tomaten. Ziegen und Schweine wühlen im Unrat. Der Geruch nach Fäkalien und Urin verpestet die Luft. Die Menschen leben hier dicht an dicht. Das ist Haiti, einziger Staat in Amerika, der zum ärmsten Teil der Entwicklungsländer gezählt wird. Zum Erdbeben von 2010 und dem Hurrikan danach kommen eine schwache Wirtschaft und instabile politische Lage. Doch es gibt auch aktives christliches Leben bis hin zur christlichen Uni.
Die ersten Missionare
Baptisten-Missionare waren schon 1823 ins Land gekommen, das sich eben seine Freiheit von den französischen Kolonialherren erkämpft und mit jährlichen Zahlungen in Gold erkauft hatte. Religionsfreiheit gab es aber erst 1987, bis dahin war nur die katholische Kirche anerkannt. Allerdings mit einer freikirchlich-befreiungstheologischen Strömung, die sich als «Ti Legliz» (Kleine Kirche) verstand.
Heute gehört aber mehr als ein Drittel der Bevölkerung evangelischen Freikirchen an. Die meisten von ihnen bilden die Convention Baptiste d’Haiti (CBH), gefolgt von verschiedenen Pfingstkirchen.
Hoffnung wo immer möglich
Die Baptisten sind auf Haiti bestrebt, in der allgemeinen Misere Hoffnung in Jesus zu schenken, aber auch materiellen Nöten abzuhelfen. Dabei ist jede Gemeinde so gut wie auf sich allein gestellt, da es an den primitivsten Verkehrsverbindungen fehlt: Ewige Staus und die extrem schlechten Strassen im Landesinneren sind typisch für das Land. Viele wollen Gutes tun, aber es geht nicht, weil man nicht vorwärts kommt… Wie die Baptisten unermüdlich in sozialen und gesellschaftsrelevanten Projekten ins Land hineinwirken, ist angesichts ihrer eigenen Armut erstaunlich.
Die meisten Gemeinden haben Grundschulen gegründet und soziale Projekte ins Leben gerufen und sind von daher in den Dörfern und Städten grosse Anziehungspunkte. Daneben betreiben Baptisten zentrale Krankenhäuser, Gymnasien und sogar eine der renommiertesten Universitäten im Land: die Université Chrétienne du Nord d'Haïti (UCNH). Ein zentrales Problem bleibt die Versorgung mit sauberem Wasser. Das gäbe es im Land zwar genug, aber viele Wasserkanäle, Bäche und Flüsse gleichen eher Müllhalden und Kloaken, vor allem in den Städten.
Heiliger Geist statt Voodoo
Spenden für Haiti zur Wassersanierung sind daher besonders willkommen. Darüber hinaus bemühen sich besonders die Pfingstkirchen, den ums Überleben kämpfenden Menschen das lebendige Wasser Jesu zu spenden. Vielen bot nur der vorübergehende Rausch von Voodoo-Zeremonien Erleichterung, die ihre versklavten Vorfahren aus Afrika mitgebracht hatten. Mit kräftiger Hilfe von Rum und anderen Spirituosen werden Geister um Hilfe gerufen. Als Pfingstchristen lernen sie jedoch, den Heiligen Geist an sich in Nüchternheit wirken zu lassen.
Jesus, der Handwerker
Als Schweizer «Doppel» in Port-au-Prince wirkt schon seit 1998 im Elendsviertel Fort Mercredi das Ehepaar Gerhard und Cornelia Schippert. Der einstige Westafrika-Missionar wurde nach längerem Pfarramt in der Heimat zuletzt von Rorschach in den Ruhestand verabschiedet, sah sich aber nicht zur Untätigkeit berufen. Die Schipperts gingen nach Haiti, ins ärmste Land der westlichen Welt, um dort mit tätiger Hilfe «Jesus, den Handwerker» zu verkünden. Auf sich allein gestellt, nach der Einsicht von Martin Buber, «dass die Welt rettet, wer auch nur einem einzigen Menschen beisteht!»
Tatsächlich haben Gerhard und Cornelia Schippert in ihren Jahren auf Haiti einiges bewirkt: «Wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe, bilden Fachlehrerinnen und Schneiderinnen mit Diplomabschluss aus, führen die einzige Weberei von Haiti, unterhalten zwei Gästehäuser und sind in den Bereichen Kinderhilfe und Altenspeisung aktiv.» Aus der Schweiz wird ihre Arbeit inzwischen vom Hilfswerk «Lemuel» unterstützt, was im biblischen Hebräisch «Gott ergeben» bedeutet. Cornelia und Gerhard gehen nun auf die 80 zu, sind aber noch kein bisschen müde im Dienst des Herrn.
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Datum: 11.06.2021
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet