Achtung: Jesus kommt einmal wieder
Für die ersten Christen war es das A und O ihrer Hoffnung: Der Jesus, der zum Himmel gefahren ist, kommt einmal wieder und «richtet es». Diese Hoffnung hat Gläubige schon immer durch schwere Zeiten getragen – wenn sich auch die Erwartung, dass diese «Wiederkunft» schnell geschehen würde, nicht erfüllte. Nachdem sich in den 80er Jahren ein Boom von Büchern mit der Wiederkunft von Jesus beschäftigte, ist es um dieses Thema heute stiller geworden. Zu Unrecht: Wenn Jesus nicht wiederkommen würde, stände es schlimm um unsere Welt. Aber es gibt Hoffnung – Jesus wird das letzte Wort in den Ereignissen unseres Globus sprechen. Persönlich anwesend.
Auf Katastrophen fixiert
Um die Wiederkunft von Jesus ranken sich enorm viele Vorstellungen und Theorien, auf die wir hier nicht eingehen können. Grundsätzlich muss man die biblischen Texte, wo immer möglich, historisch auslegen. Das gilt z.B. für die Ankündigungen, die uns Jesus in einer grossen Rede mitteilt (Matthäus-Evangelium, Kapitel 24) – die meisten dieser Voraussagen haben sich im 1. Jahrhundert, um das Jahr 70 und die Zerstörung Jerusalems herum, erfüllt. Trotzdem haben Christen bei grossen Weltkatastrophen immer wieder versucht, diese als Zeichen des nahen Wiederkommens Jesu zu interpretieren, was immer wieder mal zu Hektik, erhöhter Erwartung – und dann zu Enttäuschung führte. Hier ist langer Atem angesagt, und die Aussage von Jesus, dass niemand, nicht einmal er selbst, den Tag seiner Wiederkunft kenne, ist ganz wichtig (Matthäus-Evangelium, Kapitel 24, Vers 36).
Die Rückkehr des Königs
Egal, wie die Umstände sein werden: Die Bibel lehrt klar, dass der gleiche Jesus, der an der «Auffahrt» in den Himmel eingegangen ist, genau so sichtbar wiederkommen wird (Apostelgeschichte, Kapitel 1, Vers 11). Sein Kommen wird für alle überraschend sein. Für dieses Ereignis verwendet das Neue Testament den Begriff «Parousie» – ein Wort, das für die Gegenwart oder den Besuch eines Königs oder Kaisers gebraucht wurde. Die Betonung bei diesem Wort liegt nicht so sehr im «Kommen», sondern im kraftvollen «Da Sein». Plötzlich wird Jesus da sein, und zwar sichtbar. Indem die ersten Christen das bekannten, sagten sie: «Jesus ist der rechtmässige Herr, der über die Welt herrschen wird – nicht Cäsar (oder sonst irgendeine Macht).»
Zum «Wie» dieses Wiederkommens gibt Paulus einige Informationen (1. Brief an die Thessalonicher, Kapitel 4 Verse 13-18):
- Jesus wird öffentlich sichtbar und hörbar werden (mit den heutigen Massenmedien absolut vorstellbar)
- Tote Gläubige werden lebendig werden…
- …und mit den Lebenden in der Luft Jesus begegnen, um immer bei ihm zu sein.
Entrückung: und weg sind wir?
Aus diesem und anderen Texten ist in der Vergangenheit die Lehre von der «Entrückung» entwickelt worden, als wenn gläubige Menschen plötzlich von der Erde verschwinden und alles Böse hinter sich lassen würden. Wenn man aber alle Texte zusammen nimmt, muss man sich etwas anderes vorstellen, das in der Antike völlig normal war: Wenn die «Parousie», also die Ankunft eines Königs ansteht, gehen die Bürger einer Stadt hinaus, ihm entgegen – aber nicht, um mit ihm zu verschwinden, sondern um ihn in die Stadt zu geleiten. Wir werden Jesus also begegnen, nicht um von der Erde zu verschwinden, sondern um mit ihm auf die Erde zurückzukommen und sein Reich aufzurichten. Die Wiederkunft von Jesus ist eine Konfrontation aller falschen Mächte, und es geht nicht darum, der «bösen Welt» zu entkommen.
Aktives Warten
Die Erwartung des Wiederkommens von Jesus ist zunächst eins: Trost und die feste Gewissheit, dass Gott diese Welt nicht dem Bösen und der Zerstörung überlässt. Darum fordert Jesus seine Leute auf: «Wenn das alles geschieht (wenn ihr Katastrophen und Schlimmes geschehen seht), dann hebt euren Kopf hoch, denn eure Erlösung ist nahe» (Lukas-Evangelium, Kapitel 21, Vers 28). Das ist christliche Haltung: Der Kopf gehört nicht in den Sand, sondern in die Höhe.
Petrus schreibt dazu erstaunlich nüchtern: «Bald wird das Ende dieser Welt kommen. Deshalb seid wachsam und nüchtern, werdet nicht müde zu beten. Vor allem aber lasst nicht nach, einander zu lieben. Denn 'Liebe sieht über Fehler hinweg'. Seid gastfreundlich, und klagt nicht über die vermehrte Arbeit» (Erster Brief des Petrus, Kapitel 4, Vers 7). Wir erwarten also das Ende aller Dinge aktiv mit Wachheit, Beten, Liebe und Gastfreundschaft (wörtlich: Fremdenliebe!) – denn Jesus kommt wieder, das ist noch sicherer als das Amen in der Kirche. Dann – erst dann, aber ganz sicher dann – wird alles anders.
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Datum: 09.05.2024
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Jesus.ch