Der Tanz ums goldene Kalb
Die IAA ist die Leistungsschau einer der wichtigsten und umsatzstärksten Branchen. Und dafür werden auf der Ausstellung auch alle Register gezogen: Für manche Messebauten brauchen die Firmen zweieinhalb Monate – nur für den Aufbau. Etwa 10'000 Messebauer, Schreiner, Dekorateure und Techniker sind damit beschäftigt, die Produkte in Szene zu setzen.
Viel mehr als eine Ausstellung
Im Fokus der Ausstellung stehen neue Automodelle, die aber nicht einfach ausgestellt, sondern in Shows präsentiert werden. Die Wagen sind auf edlem Untergrund zu sehen, auf grossen Drehscheiben, andere hinter Glas oder auf Bühnen. Und natürlich werden die PKWs professionell beleuchtet, Models und Hostessen tragen ihren Teil zu einer gefälligen Präsentation bei. Politiker, Prominente und Sportler zeigen sich auf der IAA und machen sie zu einem Mega-Event. Hunderttausende Menschen besuchen diese Auto-Show.
Die Situation vor 3'000 Jahren
Wer das alles auf sich wirken lässt, für den ist der Gedanke vom Tanz ums goldene Kalb nicht so abwegig. Was aber passierte eigentlich vor 3'000 Jahren beim ersten Tanz ums goldene Kalb? Das Volk Israel, noch nicht lange aus der Sklaverei in Ägypten befreit, forderte Aaron auf, ein Kalb aus Gold zu schaffen, das sie anbeten wollten. Das war zu einem Zeitpunkt, als Mose schon lange auf dem Berg Horeb war und etliche daran zweifelten, ob er noch einmal zurückkommen würde.
Sichtbar und zum Anfassen
In der Bibel wird es so berichtet: «Als Mose so lange Zeit nicht vom Berg herabkam, versammelten sich die Israeliten bei Aaron und forderten ihn auf: 'Los, mach uns Götterfiguren! Sie sollen uns voranziehen und den Weg zeigen. Wer weiss, was diesem Mose zugestossen ist, der uns aus Ägypten herausgeführt hat!'» (Zweites Buch Mose, Kapitel 32).
In dieser Zeit des Wartens und der Unsicherheit wünschte sich das Volk Israel einen Götzen, den es sehen und anfassen kann. Sie erwarteten von ihm sogar, dass er sie führen sollte. Denn für das Volk Israel war unklar, wie es weitergeht.
Selbstgeschaffenes wird zum Götzen
Ein ganz entscheidender Punkt ist, dass hier nicht nur ein anderer Götze verehrt wird, sondern etwas, das selbst von Menschen geschaffen wurde. In der Konsequenz heisst das: Das, was ein Mensch schafft, kann zum Götzen werden.
Woran aber zeigt sich ein falsches Verhältnis von unserem Tun? Wann bekommt es zu viel Bedeutung und kann zum Götzen werden?
- Wenn Menschen daraus ihre Identität gewinnen. Sie sind, was sie tun, was sie schaffen und erreichen.
- Wenn Menschen es als etwas nehmen, das sie gross und bedeutend macht. Es geht ihnen letztlich um sich.
- Wenn Menschen sich im Blick auf das, was sie getan haben, für etwas Besseres halten.
- Wenn Menschen von dem, was sie tun, nicht (mehr) loslassen können, auch dann, wenn es erfolgreich ist.
Eine ungute Beziehung zu dem, was Menschen getan oder geschaffen haben, gilt für alle Bereiche, auch für gute Dinge, die zunächst einmal wirklich positiv sind: Hilfe für andere Menschen und auch christliches Tun, sei es Verkündigung oder was auch immer. Menschen können dem, was sie getan haben, auf eine ungute Weise verbunden sein oder sich damit selbst ein Denkmal setzen.
Geschaffenes kann den Blick auf Gott versperren
Gott hat jedem Menschen Gaben, Kraft und Fähigkeiten gegeben. Es ist seine Berufung, dass er diese einsetzt. Das ist gut und völlig in Ordnung. Fragwürdig wird es dann, wenn das Geschaffene und Erreichte zu viel Raum bekommt, wenn es verehrt wird, ganz gleich in welcher Form.
Denn verehrt wird damit nicht mehr derjenige, der der einzige Schöpfer ist, Gott selbst. Sondern der Mensch, der selbst ein Geschöpf Gottes ist, sich aber nach Ehre, Grösse und Bedeutung sehnt. Das Verehren des Geschaffenen verstellt den Blick auf den Schöpfer aller Dinge. Anstatt dass das Geschaffene den Schaffenden in Beziehung zum Schöpfer bringt, versperrt es den Weg und den Kontakt zu Gott. Das Geschaffene wird zum Hindernis, weil der Mensch nicht auf Gott, sondern auf das schaut, was er geschaffen hat.
Jesus verzichtete auf Sichtbares
Jesus ist da einen ganz anderen Weg gegangen. Er hat nichts Sichtbares geschaffen oder zurückgelassen, als er die Welt verliess. Er hätte eine Kirche aufbauen können, mit Gebäuden und Strukturen, oder doch zumindest eine neue Lehrschule gründen können. Jesus verzichtete darauf und investierte sich stattdessen nur in Menschen. Er verzichtete auf Sichtbares, das man hätte bewundern können.
Eigenes Tun kann zum Götzen werden
Damit soll nicht gesagt werden, dass Geschaffenes per se verdächtig und problematisch ist. Sondern dass es an jedem ist, immer wieder zu prüfen, wie wichtig es ihm selbst ist und welche Bedeutung es für ihn hat.
Man könnte es auch so sagen: Martin Luther entdeckte neu, dass des Menschen Tun, also seine Werke, letztlich nicht dazu führen, Gott wohlwollend zu stimmen oder gar von uns zu überzeugen. Aus dem Blick der Begebenheit des goldenen Kalbs, führen Werke nicht nur nicht zu Gott und seiner Gnade, sie können sogar von Gott wegführen; sie können zum Götzen werden.
Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Neuauflage. Er erschien bereits im September 2017 bei Livenet.
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Datum: 10.09.2023
Autor:
Norbert Abt
Quelle:
Livenet