Schockstarre oder hoffnungsvolles Handeln?
Einen Tag nach dem gutbesuchten Vortrag von Dr. Johannes Hartl in Thun (Livenet berichtete) sprach dieser mit Florian Wüthrich im Livenet-Talk.
Positive Sicht auf die Zukunft
«Es war wunderbar», blickt Johannes Hartl auf die Veranstaltung zurück. «Über 500 Leute auf einem Haufen, das war toll.» Am Nachmittag hatte er bereits zu Führungskräften gesprochen, besonders begeistert war er dann aber von der Abendveranstaltung. Der Vortrag trug den Titel «Lust auf Zukunft».
«Wir leben in einer zunehmend angstgesteuerten Kultur», erklärt Hartl den Inhalt. «Das betrifft sogar die junge Generation, die sagt, es werde alles schlecht. Wir haben einen klaren Blick auf die möglichen Zukunftsszenarien, die negativ sind – über KI oder Klimawandel», bedauert er. «Doch uns fehlt zunehmend eine Perspektive der Hoffnung.» In seinem Vortrag ging es um Hoffnung, gerade auch angesichts aktueller Herausforderungen. «Es gibt eine Haltung der positiven Zukunftszugewandtheit, die zum Gestalten kommt und nicht in der Angst erstarrt.»
Negative Impulse führen zu einer Schockstarre
Die Sichtweise, dass die Welt gut, der Mensch aber schlecht sei, beinhalte die Aussage, dass menschliches Leben gar nicht mehr erstrebenswert ist. «Das ist eine erschreckende Aussage», hält Hartl fest. «Es ist ein Flirt mit dem Nichts, ein Flirt mit dem Tod.»
Er führt aus, dass die heutige digitale Vernetzung dazu führe, dass wir durch die vielen negativen Impulse in eine Schockstarre geraten. Da brauche es einen guten Umgang mit den Medien. «Wir brauchen eine gute Selbstführung im Umgang mit unseren wunden Punkten.» Dabei geht es um Angstgefühle, welche aufgrund früherer Erlebnissen in uns drin sind. «Wenn die dann hochspringen: Wie kann man gesund damit umgehen?»
Wie wird unser Handeln konstruktiv?
«Durch Schritte der Selbstführung und der Disziplin», beantwortet Hartl die Frage, wie eine positive und hoffnungsvolle Perspektive zu einem konstruktiven Handeln führt. «Es ist die Kunst, grosse Ideen herunterzubrechen in kleine, machbare Ziele, Schritte, die man einzeln überprüfen kann.» Ziele klar zu definieren, wöchentliche Schritte planen und ihre Verfolgung mit einem Partner überwachen – das steigere die Wahrscheinlichkeit, dass auch tatsächlich etwas erreicht wird. Weiter sei wichtig, sich des eigenen Einflussbereiches im Klaren zu sein. Innerhalb dieses Bereichs könne etwas bewegt werden, ausserhalb sei es schwierig.
Rammstein und die sexuelle Revolution
Im Talk wird dann auch auf die aktuellen Schlagzeilen rund um die Band Rammstein und die vorgeworfenen Sexskandale eingegangen. Hartl hat sich darüber Gedanken gemacht und bringt sie mit der sexuellen Revolution in Zusammenhang. Er beschreibt, welche Auswirkungen diese in der heutigen Zeit hat. «Dieses Rammstein Thema hat für mich danach geschrien, das Thema auch von dieser Seite her zu beleuchten.» Im Blick auf die riesige Pornoindustrie, welche solche Dinge ungehindert zeige, seien die jetzt diskutierten Auswirkungen eigentlich nicht verwunderlich.
Breites Publikum und eine Ehefrau, die Feedback gibt
Im Talk beschreibt Hartl auch, wie er zu den Inhalten komme und wie sich diese zu Vorträgen entwickeln. Er erwähnt, dass er sich mit seinen früheren Videos vornehmlich an Christen gerichtet habe, während er jetzt ein viel breiteres Publikum anspreche. «Das ändert natürlich die Weise, wie ich Sachen formuliere.» In diesem Sinne war Hartl neulich im Schweizer Fernsehen zu Gast in der Sendung «Sternstunde Religion». Rückblickend beklagt er, hartnäckig zum Thema Homosexualität befragt worden zu sein, welches nicht sein Kernbereich sei und worüber er sich eigentlich auch nicht äussern wolle.
Auch über persönliche Dinge gibt Johannes Hartl im Talk Einblick. Er erzählt, wie seine Ehefrau ihm Feedback zu Vorträgen gibt und wie er damit umgeht, dass er zuweilen ziemlich viele Menschen anzuziehen vermag. Er kenne Leute, die beachtlich grössere Menschenmengen anziehen, was ihn bei seinem Wirkungskreis demütig bleiben lässt. Weiter sei er sich auch bewusst, dass mehr Zuhörer auch mehr kritische Reaktionen und Kommentare mit sich bringen. Damit muss er leben. «Ich hoffe, dass das, was ich sage, Menschen auch wirklich hilft und dient. Ich bin nicht der Mittelpunkt dieser Botschaft.»
Welche Leiter geniessen Vertrauen?
Es wird auch über Leiterschaft gesprochen, unter anderem dem intuitiven Vertrauen, welches gewissen Leitern entgegengebracht wird, während es bei anderen nicht so ist. Der Unterschied dabei liege nicht primär in dem, was der Leiter tut, sondern vielmehr darin, wer er ist und was er ausstrahlt. «Menschen zu werden, die authentisch aus dem heraus strahlen, wer sie sind. Das wäre das Ziel eines authentischen geistlichen Lebens, wo ich auch selbst gerne mehr und mehr hinkäme.» Auf dem Weg dorthin müsse aber über die tiefen persönlichen Fragen, welche wir oftmals gerne vermeiden, nachgedacht werden. «Früher oder später wird jeder von uns damit konfrontiert.»
Sehen Sie sich den Livenet-Talk mit Johannes Hartl an:
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Datum: 21.06.2023
Autor:
Markus Richner-Mai
Quelle:
Livenet