Wird das Rote Meer nun erneut geteilt?
«Was lange währt…» – bereits Theodor Herzl schwebte anno 1902 vor, das Tote Meer durch einen Wasserkanal zu speisen. In den letzten Jahren gab es vermehrt Gespräche über Herzls Idee, er dachte damals aber an einen Kanal aus dem Mittelmeer.
Nun traf sich in New York Tzachi Hanegbi, Israels Minister für regionale Zusammenarbeit, mit seinem jordanischen Amtskollegen. Dabei soll eine endgültige Vereinbarung zwischen den beiden Ländern getroffen worden sein, welches das Kanal-Projekt ermöglicht. Dieser soll das Rote Meer mit dem Toten Meer verbinden.
Beide Länder versorgt
Konkreter wurden die Pläne bereits 2013, damals war die Rede von einem Plan, nach dem Wasser aus dem Roten Meer in ein Entsalzungszentrum im jordanischen Hafen von Aqaba gepumpt werden sollte.
Jordanien und Israel sollen so Trinkwasser erhalten und gleichzeitig solle das Tote Meer wieder aufgefüllt werden können – und die Palästinenser können den Jordaniern entsalztes Wasser zum Selbstkostenpreis abkaufen. Weil das Tote Meer niedriger liegt als das Rote Meer, wird dies die Errichtung eines Wasserkraftwerks ermöglichen.
«Grösstes Projekt»
«Dies ist das grösste gemeinsame Projekt im Nahen Osten zwischen Israel und einem arabischen Staat», sagt Hanegbi. «Jordanien hat ernsthafte Wasserprobleme und Israel will die Stabilität Jordaniens erhalten. Es ist das Land, zu dem wir unsere längste Grenze haben.»
Der Bau der ersten Phase dauert voraussichtlich sieben Jahre und umfasst die Gewinnung von 400 Millionen Kubikmetern Meerwasser pro Jahr, was zu 210 Millionen Kubikmetern Süsswasser pro Jahr und 190 Millionen Kubikmetern jährlich zur Einspeisung in das Tote Meer führt.
Wasserproblem kann behoben werden
Der Wasserspiegel im Toten Meer sinkt jährlich, seine Oberfläche ist in den letzten 20 Jahren um etwa 30 Prozent zurückgegangen. Dies ist vor allem auf die Umleitung von über 90 Prozent des Wassers des Jordan für die Landwirtschaft in Jordanien und Israel zurückzuführen.
Der ebenfalls involvierten Weltbank gehe es weniger um die Rettung des Toten Meeres, so die Hydrologin Isch Schalom, sondern viel mehr um die «Verflechtung der Nachbarländer Jordanien und Israel», um den Frieden zu festigen. Der grössere Teil des gewonnen Wassers würde nach Israel fliessen und im Gegenzug könnte Jordanien mehr Wasser aus dem See Genezareth erhalten, was der nahe gelegenen Stadt Amman dienen würde.
Die Verbindung zwischen dem Roten und dem Toten Meer dürfte rund 180 Kilometer lang werden.
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Datum: 21.01.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch/Times of Israel/NZZ/Die Presse