Livenet-Talk: Was die Krise mit uns macht
Letzte Woche startete die erste Gesprächsrunde in dieser Form, unter der Moderation von Florian Wüthrich. «Was die Krise mit uns macht» war das Thema. Zu Gast waren GvC-Pastor Johannes Wirth, Bestseller-Autor Thomas Härry und PR-Beraterin Brigitte Frei. Hier ein paar Highlights aus dem Gespräch:
«Die Hirtenaufgabe»
Thomas Härry, Bestseller-Autor und Dozent am TDS Aarau:
«Ich habe den Eindruck, dass diese Situation – wie jede grössere Krise – das Beste und das Schlechteste in einem Menschen hervorbringt. Das heisst für mich, dass ich nicht erschrecke, wenn jemand überreagiert. Manchmal ist die Lösung nicht, das richtige Wort zu haben, sondern einfach zu sagen: Bringen wir das zu Jesus.»
«Die Pastoren und Personen in Leitungsfunktionen liegen mir besonders am Herzen.»
Für Pastoren ist wichtig, dass sie sich nicht in die Aufgabe an andere stürzen, sondern auch stille Momente vor Gott haben, in denen sie hinschauen und fragen: Was läuft eigentlich unter der Oberfläche von meinem Leben? Seelenhygiene ist hier das Stichwort. Wenn sie dies beachten, können sie auch den Menschen bessere Hirten sein.
«Angst zulassen»
Brigitte Frei, PR-Beraterin, Dozentin und Vorstandsmitglied AVC:
«Was macht das jetzt mit mir? Ich alleine im Homeoffice. Ich hasse es. Auch diese technischen Sachen mag ich gar nicht. Da liegt eine grosse Chance. Es tut auch etwas mit meinem geistlichen Leben. Ich bete wirklich mehr, nicht nur wegen der Coronakrise, sondern weil meine Welt gezwungenermassen viel kleiner geworden ist.»
«Ich glaube von tiefstem Herzen an die Versorgung von Gott und sein Durchtragen, aber wir dürfen Angst auch zulassen.»
«Jesus sagt in der Bibel, dass wir Menschen in dieser Welt Angst haben. Oft sagt Gott oder ein Engel: Fürchtet euch nicht. Wenn man keine Angst hätte, müsste man das nicht sagen. Angst ist eine normale Reaktion auf ausserordentliche Situationen. Ich glaube von tiefstem Herzen an die Versorgung von Gott und sein Durchtragen, aber wir dürfen Angst auch zulassen. Wenn man sie wegzudrücken versucht, kostet das viel Energie. Der gesunde Menschenverstand sagt mir: Schau es an und bringe es zu Gott.»
«Kontinuität in der Krise»
Johannes Wirth, Pastor GvC Winterthur und Mitgründer der Quellenhof-Stiftung:
«Wichtig ist jetzt die Authentizität. Zu den eigenen Tränen stehen und Freunde haben! Pastoren – getraut euch, jemandem anzurufen: Ich brauche jemanden, der mir zuhört. Machen wir es doch wie früher, als wir fragten: Willst du mit mir gehen? Das ist die Not der Stunde. Wir brauchen Freunde! Ich finde das enorm wichtig.»
«Die Coronakrise sehe ich als Nagelprobe für unseren Glauben!»
In einer Krise laufe ich erst zur Höchstform auf. Meine Tendenz ist aber auch, dass ich dann ein bisschen ins Wirbeln komme. In solchen Situationen müssen wir darauf achten, langen Atem zu haben und nicht einfach wild zu tun und zu machen. Wir brauchen etwas, das wir wirklich durchziehen können – mit einer Kontinuität. Das bedeutet, nicht gleich alles anzupacken, auch wenn mich das persönlich herausfordert...
... Die Coronakrise sehe ich als Nagelprobe für unseren Glauben. Jetzt stellt sich heraus, ob der Glaube nur fromme Maskerade oder echtes Vertrauen ist. Wenn der Glaube echt ist, besteht auf jeden Fall die Chance, dass er weiterfliesst zu anderen Menschen.»
Hinweis zum nächsten Livenet-Talk:
Jeweils am Dienstag und Freitag um 16:00 Uhr können Sie live im Online-Talk dabei sein. Morgen, am 31. März 2020, dreht sich alles ums Thema «Plötzlich isoliert – Leben in einer ganz anderen Wohnsituation». Durch die Coronakrise arbeiten plötzlich sehr viele Leute im Homeoffice. Was bedeutet das für Familien, die eng aufeinander leben? Und was bedeutet es für Menschen, die einsam zu Hause festsitzen?
Zu Gast sind u.a. die Ehe- und Familienberater Käthi und Daniel Zindel sowie Psychologin und Paartherapeutin Sabine Fürbringer.
Hier geht’s zum Video «Was die Krise mit uns macht».
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Datum: 30.03.2020
Autor: Annina Morel / Florian Wüthrich
Quelle: Livenet