Wie Cancel Culture und Verlustangst Kraft verlieren
Eine Meinung, welche vom gesellschaftlich akzeptierten Denken abweicht, sollte besser für sich behalten werden – so ist zumindest die allgemeine Tendenz. Anders zu denken hat nämlich Konsequenzen. Vielleicht verpasst man eine Beförderung, verliert Kunden oder wird auf andere Weise benachteiligt. Es scheint also besser, die Meinung der Mehrheit zu teilen. Sich dabei etwas zu verbiegen, scheint ein lohnender Preis zu sein.
Und in der Kirche?
Manche glauben, dass dies in ihrer Kirche anders läuft. Da seien alle willkommen und angenommen – ganz unabhängig von derer Meinung. Jemand, dessen Meinung in wichtigen Punkten der kirchlichen Lehre widerspricht, geniesst aber nicht gerade höchste Gunst. Und wer die Ansichten des Pastors nicht teilt, dem wird weniger Verantwortung übertragen. Aber mal ehrlich: Wer handhabt dies anders? Wer fördert schon Menschen, die Werte vertreten, hinter welchen wir nicht stehen können?
Egal ob am Arbeitsplatz, in einem Verein, der Kirche oder einer politischen Partei: Überall gibt es so etwas wie eine allgemeine Einstellung, Werte, nach denen sich gerichtet werden sollte. Damit müssen wir uns abfinden.
Eigene Überzeugungen aufgeben
Die Versuchung, sich einer Menschengruppe anzupassen, um Annahme oder Anerkennung zu finden, ist gross – und auch nicht immer falsch. Aber: Wie weit gehen wir? Sind wir bereit, unsere Überzeugungen und unseren Glauben über Bord zu werfen? Um mit der Gruppe kompatibel zu sein, werden Glaubensüberzeugungen auch mal etwas angepasst. «Menschen müssen mich mögen, damit ich Einfluss habe.» So ähnlich klingt es dann.
Die Versuchung, sich einer Menschengruppe anzupassen, um Annahme oder Anerkennung zu finden, ist gross – und auch nicht immer falsch. Aber: Wie weit gehen wir? Sind wir bereit, unsere Überzeugungen und unseren Glauben über Bord zu werfen? Grundsätzlich gehen Menschen Kompromisse ein, um mit der Gruppe kompatibel zu sein und viele passen ihre Glaubensüberzeugungen auch mal etwas an.
Oft scheint der Preis des Andersdenkens hoch. Ablehnung, Widerstand oder Leiden mag niemand – und so verschweigt man, wovon man überzeugt ist. Letztlich hat ein Schweigen jedoch die gleiche Wirkung wie eine Zustimmung.
Menschenfurcht führt in Gefangenschaft
Die Meinung von Mitmenschen oder der Gesellschaft können dazu verleiten, Kompromisse einzugehen oder entgegen des eigenen Glauben zu handeln. Gunst und Anerkennung bei Menschen wird zur höchsten Triebkraft. Das nennt man Menschenfurcht.
Menschenfurcht bedeutet, vom (vermeintlichen) Denken anderer Menschen abhängig zu sein. Da wir zur Gemeinschaft geschaffen und auf zwischenmenschliche Beziehungen angewiesen sind, ist die «Menschenfurcht-Falle» omnipräsent. Der Drang, Menschen zu gefallen, führt aber in eine Gefangenschaft, aus welcher wir erst frei werden, wenn unser Leben von etwas Höherem bestimmt wird als der Einstellung von Menschen.
Das Heilmittel ist Gottesfurcht
Als Gegensatz zur Menschenfurcht steht die Gottesfurcht; die Ehrfurcht vor Gott, welche uns innerlich fesselt und unser ganzes Sein bestimmt. Diese Furcht und gleichzeitig die Gewissheit seiner Annahme und Liebe führt zu freimachender Gottesfurcht.
Es gibt nichts Höheres, als in Gottes heiliger Gegenwart und in Einklang mit seinem Willen zu leben. Tatsächlich ist es so, dass wir dann, wenn wir unsere Sehnsucht nach Bedeutung und Annahme bei Menschen zurückstellen und uns in ein Leben der Anbetung und Hingabe an Jesus ergeben, genau das empfangen, wonach wir zuvor erfolglos gestrebt haben.
Wo wir echte Freiheit finden
Sich auf Gott und nicht auf die eigene Karriere oder Beliebtheit zu fokussieren, führt zu innerer Freiheit. Wie bedeutungslos erscheint ein attraktiver Karriereschritt im Blick auf das erfüllte Leben, wie es nur durch den Heiligen Geist möglich ist?! Und wie belanglos erscheinen «geistliche Dienste», wenn wir dazu Glaubensüberzeugungen und damit zusammenhängend unsere Gottesbeziehung zurückgestellt haben?!
In Zeiten, wo über soziale Medien die Zustimmung der Massen gesucht und in Kirchen Selbstverwirklichung propagiert wird, geschieht es schnell, dass wir die Führung für unser Leben nicht Gott überlassen, sondern in die eigenen Hände nehmen. Konkurrieren und Vergleichen ist genauso Ausdruck von Menschenfurcht wie Anpassung und Kompromiss.
Mutige Schritte sind gefragt
Zu einem gottesfürchtigen Leben, welches von Freiheit und Fülle geprägt ist, braucht es Mut, um gegen den Strom zu schwimmen. Es gilt, sich nicht von Cancel Culture und möglichen Shitstorms beängstigen zu lassen. Es braucht auch den mutigen Entscheid, dass Karriere und Einflussmöglichkeiten nicht das letzte Wort haben (auch in der Kirche nicht).
Gottesfurcht bedeutet, dass Anbetung und Hingabe an Jesus das Leben bestimmen. Sein Wille gibt die Marschrichtung an und die Gemeinschaft mit ihm wird zum Wichtigsten des Lebens. Je mehr Gottesfurcht uns prägt, desto weniger Raum gibt es für Menschenfurcht, Angst oder selbstsüchtiges Streben nach Einfluss, Bedeutung und Selbstverwirklichung. Und desto mehr erfahren wir innere Freiheit und tiefe Zufriedenheit.
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Datum: 25.03.2024
Autor:
Markus Richner-Mai
Quelle:
Livenet