Pirmin Zurbriggen

«Hier oben geht mir das Herz auf»

Die Skilegende Pirmin Zurbriggen mit seiner Frau Monika
Seine Medaillen in den 1980er-Jahren sind unvergessen: Pirmin Zurbriggen ist die Skisportlegende der Schweiz! Aktiv ist er noch immer, doch nun vor allem als Gastgeber. Er erzählt, was ihn seit Generationen prägt und ihm als Hotelier wichtig ist.

Der Knopf im Ohr macht es möglich: Unterwegs zum Interview in die stylisch eingerichtete Bar seines Boutique-Hotels in Zermatt erledigt Pirmin Zurbriggen ein Telefonat. Auch für eine Familie im Foyer nimmt er sich Zeit, lächelt freundlich in die Handykameras. Der 60-Jährige ist ein aufmerksamer Gastgeber und dienstbereiter Hotelier!

Herr Zurbriggen, mit 27 Jahren endete Ihre aktive Karriere. Wie ging es weiter?
Ich habe im Marketingbereich für eine Ski-Firma gearbeitet. Als Familie lebten wir einige Jahre in der Westschweiz, bevor Moni und ich das Hotel meiner Eltern in Saas Almagell übernahmen.

Weshalb leben Sie heute in Zermatt?
Moni ist Zermatterin, es zog sie zurück. Die Liebe zu Moni war mir wichtiger als meine Heimatliebe, deshalb bauten wir das Suitenhotel Zurbriggen in Zermatt. Das elterliche Hotel führen heute meine ältere Schwester Esther und ihr Mann.

Sie sind seit 1989 mit Moni verheiratet. Wie gross ist Ihre Familie?
Wir haben fünf Kinder, sie sind heute zwischen 15 und 33 Jahre alt. Drei davon sind mit ihren Ehepartnern als Gastronomen tätig. Sie wurden wie ich schon früh einbezogen ins Metier und haben uns bereits vier Enkel geschenkt.

Bereitet Ihnen der schneearme Winter Sorgen?
Nein, das ist nichts Neues. Heute können wir uns jedoch mit Kunstschnee behelfen. Letztlich bestimmen nicht wir, wie die Dinge laufen in dieser Welt, das macht ein anderer.

Sie wurden stark von Ihrem Vater geprägt. Was war besonders an ihm?
Er hat immer das Gute und Schöne in allem gesehen und war ein wunderbarer Trainer für mich. Mein Vater hat nie an mir herum kritisiert.

Hat er Ihnen ein Vermächtnis hinterlassen?
Ja, er ermutigte mich, mein Leben auf Gott auszurichten. «Lebe mit ihm, er wird dich gut führen», waren seine Worte. Ich  habe alles gegeben, grossartige Erfolge, aber auch harte Zeiten erlebt. Im Nachhinein erkannte ich immer mehr das geistliche Erbe meiner Vorfahren. Es wurde mir bewusst, dass alles von Gott abhängt. Der Glaube ist mein «Vitamin B», die Beziehung zu Gott macht vieles möglich.

Auch Ihre Grosseltern waren Vorbilder für Sie…
Wenn ich daran denke, welche Schicksalsschläge sie überwinden mussten: Grossvater Emil starb durch den Gletscherabbruch beim Bau des Staudammes, ein Onkel verunfallte während der Plattjenabfahrt auf den Skiern tödlich. Beide Grosselternpaare waren tiefgläubige Menschen. Sie lebten ihren Glauben auch im Alltag, wussten sich von Gott begleitet, geführt und versorgt. Das hat auf mich abgefärbt.

Sie setzten sich in verschiedenen Gremien für die Förderung des Skisports ein. Von 2004 bis 2016 waren Sie Präsident des Walliser Skiverbands. Was motivierte Sie dazu?
Schneesport in den Bergen ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Der Skisport kann die Jugend prägen. Durch tragfähige Beziehungen können Kinder auf den richtigen Weg gebracht und Werte gelebt werden, die förderlich sind für Körper und Geist. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen, das zeigt sich besonders in sportlichen Triumphen und Misserfolgen. Man muss lernen, damit umzugehen. Im Skisport kommt es nicht nur auf den Einzelnen an – das Team als Ganzes ist wichtig, um den Spirit des Sports gemeinsam zu leben. Es geht nicht um verbissenes Training und Professionalität, sondern primär darum, Freude und Begeisterung zu teilen.

Woher nahmen Sie die Kraft, immer wieder ans Limit zu gehen?
Ohne intensives Training wird man kein Weltmeister. Es gilt dranzubleiben, Schritt für Schritt und immer wieder den Blick zum Himmel zu richten. Der Druck ist sehr gross. Heute werden die Athleten von Mentaltrainern unterstützt. Ich wurde katholisch erzogen. Mit 15 Jahren habe ich mich entschieden, in allen Lebensbereichen auf Gott und seine Hilfe für meine Zukunft zu vertrauen. Bei ihm fühlte ich mich immer gut aufgehoben. Diese Zuversicht haben wir auch unseren Kindern weitergegeben.

Heute führen Sie ein Hotel. Was ist Ihnen dabei wichtig?
Die Bergwelt ist so imposant, man fühlt sich dem Himmel nah, kann seinen Geist herunterfahren. Nebst allem Engagement braucht der Mensch auch Ruhe. Diese Möglichkeit wollen wir mit unserem Haus bieten; eingebettet in die Natur, mit freiem Blick auf das Matterhorn geht einem hier oben das Herz auf… Es ist uns wichtig, allen Gästen mit einem dienenden Herzen zu begegnen. Moni ist mir darin Vorbild, sie kann auch sehr gut mit anspruchsvollen Gästen umgehen.

Wie haben Sie die Pandemie erlebt?
Corona hat viel Angst ausgelöst. Alles im Leben hat zwei Seiten: Von heute auf morgen den Betrieb zu schliessen, forderte uns finanziell heraus. Die Regelungen mit ihren Widersprüchen waren schwer zu verstehen. Wir erlebten, wie Einwände den Entscheidungsträgern immer wieder vorgetragen werden mussten – und später korrigiert wurden. Wir kennen Menschen und Unternehmer, die in gesundheitliche oder betriebswirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten. Die meisten unserer Gäste wussten mit den Einschränkungen in den Ferien gut umzugehen, es gab auch andere, denen dies Mühe bereitete.

Sie müssen stets vorausschauend planen. Gilt das auch für Ihr persönliches Leben?
Ich glaube, das Leben endet nicht mit dem Tod. Die Berichte vom Leben und Wirken von Jesus lassen uns erkennen, was für Gott wichtig ist. Unter seiner Führung zu leben, schenkt Aussicht auf ewige Gemeinschaft mit ihm, ein Weiterleben nach dem Tod. Wenn ich bete, bin ich schon heute mit Gott verbunden. Deshalb blicke ich hoffnungsvoll in die Zukunft.

Dieser Artikel erschien in der Hope Schweiz.

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Datum: 15.02.2024
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Hope Regiozeitungen

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