Fairplay-Lektionen des Fussballs
Wir sind alle Kinder unserer Zeit. So hat die Kritiksucht oder Besserwisser-Kultur auch im Kickerumfeld Einzug gehalten. Das Akzeptieren und Respektieren des Gegenübers, und hier im Besonderen von Schiedsrichter-Entscheiden, sollte erneut «en Vogue» werden.
Wo Fairplay draufsteht (auf der Armbinde oder dem Trikot), sollte auch Fairplay drinstecken – also im Fussballspieler. Hier ein Sicht-Seiten-Wechsel.
Ein Stück Fussball-Knigge
Zu Beginn mal ein paar Benimm-Regeln, oder Fussball-Knigge, die eigentlich selbstverständlich sein könnten und früher meist so gehandhabt wurden:
- Ich akzeptiere Schiedsrichter-Entscheide (er leitet die Partie und muss für Gerechtigkeit sorgen).
- Ich falle, weil ich falle, nicht weil ich mir eine Zeitverzögerung oder eine mögliche Strafe des Gegners erhoffe.
- Ich respektiere den Gegner plus Schiri auch körperlich. Mann/Frau kommt ihm nicht zu nahe und wird nicht handgreiflich.
- Menschen sind wichtiger als Geld, die Gesundheit wichtiger als der Sieg.
- Nach dem Match sollte man sich beim Gegner für das Spiel bedanken – bedingungslos.
So hoffen und unterstützen wir, dass höfliche Gepflogenheiten und ein wohlwollendes Miteinander wieder mehr Raum gewinnen – und nicht nur der vermeintlich «Stärkere» gewinnt.
Der Fussball-Gott lebt ...
... besonders in Afrika – könnte der Zuschauer meinen. Eine Spielerin sinkt zu Boden und macht das Kreuzzeichen über den ganzen Körper. Später sieht man noch eine ganze Gruppe, inklusive Trainerinnen, die zusammen beten … so die Südafrikanerinnen.
Oder eine Nigerianerin, die im Kurzportrait sagt, man sollte sich immer an den Gott erinnern, von dem man erschaffen wurde. Die Superfalken Nigerias, Giganten Afrikas als zehnfache Afrikameister, singen jeweils ein Lob- und Kampflied.
Es lebe die Fairness
Ein allgemeiner Goodwill für den Gegner und ein faires Verhalten auf dem Fussballplatz dürfte wieder vermehrt zur prägenden Kultur werden. Natürlich gab es immer schon Hitzköpfe und Situationen, in denen der Kampfgeist den Gentleman etwas in die Defensive drängte. Doch sollte dies die Ausnahme bilden und nicht umgekehrt.
So erlebt der Matchverfolger immer wieder, dass eine Spielerin oder ein Spieler nach einem Sturz oder Ähnlichem nachfragt, wie es dem Gegner geht. Das Wohlergehen, die Gesundheit soll wichtig bleiben – auch wenn es «den Feind» betrifft.
Was du nicht willst, dass man dir tu…
Immer wieder kommen die Menschenkinder auf diese güldene Regel zurück. Und Jesus selbst packte noch einen obendrauf, dass Jesusnachfolger auch die Nächsten lieben sollen, mit denen sie Mühe haben: «Behandelt die Menschen so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Oder wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden, dass ihr die Menschen liebt, die euch auch lieben? Das tun selbst die Leute, die von Gott nichts wissen wollen.» (Lukas, Kapitel 6, Verse 31+32)
Ein Beispiel: dass eine Spielerin nach Spielende zur Gegnerin geht, sich verabschiedet und sich für das Spiel bedankt, obwohl diese sie zuvor übel behandelt hat.
Wie der Spieler, so das Publikum. Die Zuschauer sind ein wichtiger Teil des Matches. Und da ist es wohltuend, wenn beispielsweise bei Nigeria trotz drohender Niederlage und massivem Hintertreffen eine bunte Masse tanzend auf den Rängen zu sehen ist. «Es geht um mehr, als nur den Sieg! Wir feuern unsre Girls an!» Ausbuhen ist out.
Nette Gesten der «Ballerinas»
Ballbesitz ist ja das A und O des Matches. So ist ein besonders flottes Verhalten, wenn die Spielerin der Gegnerin den Ball übergibt. Und ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass bei einer Unterbrechung bei eigenem Ballbesitz dieser wieder an die vorher ballführende Mannschaft gegeben wird, obwohl man jetzt selber den Ball hätte – bei Fouls, Stürzen oder anderen Pausen.
Und Ehrlichkeit herrscht bei der Outlinie, wenn akzeptiert wird, dass der Ball dem Gegner überlassen werden muss. Nicht jedes Mal den Ball für sich reklamieren.
Wie geht’s dir?
Bei einem Penaltyschiessen konnte der Zuschauer beobachten, wie die beiden Goalies einander einen Glückwunsch aussprachen; und sich die Hände reichten. Ähnlich wohlwollend fühlt sich jeweils ein kameradschaftlicher Klaps auf die Schulter an.
In einer noch höheren Liga spielt die Nachfrage, wie es geht, wenn sich bei einem (Un)Fall die Gegnerin am Boden krümmt. Hierzu wirken die Begrüssungs-Rituale, Handshakes mit allen inklusive den Schieris, schon selbstverständlich; oder der Applaus als Dank für die Leistung bei der Auswechslung.
Auch der Wimpel-Tausch gehört in diese Kategorie. Da wird ein Geschenk verteilt und nicht nur das, wenn man aus Versehen dem Gegner den Ball in die Füsse spielt.
Botschaft am Arm
Man sieht diverse Statements bei Trikots, allseits bekannt das «Fairplay». Gerade das Fairplay, verdeutlicht jedoch, dass auch dort die Absicht nicht immer mit der Umsetzung übereinstimmt. Der Wille allein genügt oft nicht, beziehungsweise kommt besonders bei Druck und Stress unter die Räder.
Manchmal wehen auch Trauerschleifen am Oberarm, es wird eine Gedenkminute an einen oder mehrere Verstorbene abgehalten. Verbindend wirkt auch die Nationalhymne, womit das vertretene Land geehrt wird.
All we need is … Unterstützung
Ausraster und andere Reaktionen zeigen die Bedürftigkeit und Unvollkommenheit der Spielenden. Denn hier wird deutlich, wie sehr jeder Mensch die göttliche Hilfe nötig hat. Meist wären die Spieler willig, das Gute zu tun, aber das Fussball-Fleisch ist schwach und tut, was nicht fair ist.
Philipper, Kapitel 2, Vers 13: «Gott selbst ist ja in euch am Werk und macht euch nicht nur bereit, sondern auch fähig, das zu tun, was ihm gefällt.» Ein Beispiel: Ein Spieler, der sich bei einem Foul nicht revanchiert und ruhig bleibt.
Achtsamer Abgang
Wohltuend sind jedenfalls Kompliment-Bekundungen, wenn der Gegner ein hervorragendes Tor geschossen hat und ihm gratuliert wird; oder nach dem Spiel noch freundlich geplaudert wird. Ab und zu kann man sogar beobachten, wie der Gewinner den Verlierer tröstet. Das ist dann echt berührend. Menschlich-gnädig ist auch eine Trinkpause bei grosser Hitze.
Zum Schluss: Ich glaub ja, dass es im Himmel keine Goals oder Tore geben wird, weil die lieben Spielerinnen und Spieler immer dem Gegner den Ball überlassen – mit christlicher Haltung brauchts dann wohl ein anderes «Goal» (dt. Ziel).
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Datum: 17.08.2023
Autor:
Roland Streit
Quelle:
Livenet