Ein Pfarrer macht sich erreichbar
Tobias Rentsch gilt als unkonventioneller Pfarrer, der gerne neue Wege geht. «Ich frage mich aber manchmal, wie neu diese wirklich sind», wendet er im Livenet-Talk ein. «Die Geschichte der Kirche ist 2'000 Jahre alt und da wurde vieles, was wir heute tun, schon gemacht.» Natürlich würden mit den heutigen Medien neue Möglichkeiten offenstehen, damit das, was schon früher gemacht wurde, auf neue Art getan werden kann.
Ein Pfarrer, der sein Leben lebt
«Ich gehe mit meinem Bruder oder mit Freunden an einen YB-Match, wir trinken ein Bier, ich freue mich, wenn sie gewinnen und rege mich über Fehler des Schiedsrichters auf.» Natürlich ist Tobias Pfarrer, doch er lebt so, wie er ist. «Für mich ist das nicht ein Ausbrechen, sondern einfach mein Leben.» Leute stellen Fragen in Bezug dazu, was ein Pfarrer darf und was nicht. Für ihn stellt sich nicht die Frage, ob ein Pfarrer ein Bier trinken oder eine Lederjacke tragen darf. Für ihn sei dies auch keine Taktik, um ein gewisses Image aufzubauen.
Ein Pfarrer mit originellen Aktionen
Einmal setzte sich Tobias in ein Restaurant. Neben seinen Schreibutensilien stand ein Kaffee und ein Schild mit der Beschriftung «Pfarrer bei der Arbeit. Ablenkung erwünscht.» Anfänglich sei er schon unsicher gewesen und habe sich gefragt, wie die Gäste wohl reagieren würden. Mit den Angestellten der Beiz war die Aktion abgesprochen. Sie hatten keine Einwände, wenn er etwas Zeit bei ihnen verbrachte.
«Drei Stunden lang sass ich dort und es kam kein Mensch vorbei.» Beim Bezahlen kündigte er jedoch an, in der folgenden Woche erneut zu kommen. «Vom dritten Besuch an nahm ich gar nichts mehr zum Schreiben mit. Die Leute kannten mich und ich führte Gespräche mit ihnen.» Begeistert berichtet Tobias von Begegnungen und lehrreichen Unterhaltungen. Diese Art entspricht Tobias. Er muss nicht auf Leute zugehen und um ein Gespräch bitten. «Ich mache mich einfach erreichbar.»
Mut, aufs Wasser zu stehen
Tobias liebt den biblischen Text im Matthäusevangelium, wo Petrus aufs Wasser hinaustritt. In dieser Geschichte erkennt er sich selbst. «Aufs Wasser hinausgetreten, sieht Petrus die grossen Wellen und sinkt ab. So ist es auch beim Improvisieren und Ausprobieren neuer Dinge.» Es gehe darum, etwas zu wagen und dazu gehöre auch die Erfahrung des Sinkens. «Scheitern gehört dazu. Wer nie scheitert, versucht wahrscheinlich auch nie etwas Neues und geht nie ein Risiko ein.» Scheitern sei nicht das Ende. Tobias betont die Gnade, welche gerade im Scheitern eine wunderbare Botschaft ist.
Im Talk werden verschiedene Aktionen von Tobias angesprochen. Dabei geht es auch ums Osterlamm und das Erzählen von Witzen.
Ein Pfarrer, der gerne mit Menschen diskutiert
Tobias liebt die Diskussion mit Menschen. Gerne erfährt er von den Gedanken anderer und lernt von ihnen. Natürlich habe er in seinem Theologiestudium an der Uni viel Wertvolles gelernt, das er auch gerne weitergibt. Dadurch weiss er aber letztlich längst nicht alles – auch nicht in Bezug auf die Bibel. So könne er in Gesprächen immer auch sehr viel lernen. Tobias ist spürbar begeistert von der Bibel, die ihn immer wieder neu anspricht. «Die Texte sind so gehaltvoll, da kann man immer wieder viel rausnehmen.»
Den kompletten Livenet-Talk mit Tobias Rentsch können Sie hier ansehen:
Zum Thema:
«Mit den Augen der Apostel»: Verstehen wir die Bibel falsch?
Thomas de Maizière: «Fakt ist, dass die Kirche einen Missionsauftrag hat»
Zum 90. Geburtstag: Pfarrer Sieber: Vom Bauern zum Knecht Gottes
Datum: 04.07.2023
Autor:
Markus Richner-Mai
Quelle:
Livenet