«Frieden schafft kein Netanjahu, Trump oder Biden»
Fast 1'200 Menschen wurden teilweise bestialisch ermordet, 250 Israelis als Geiseln genommen. Wie war Doron Schneiders erste Reaktion, als der Hamas-Terrorangriff an jenem Sabbat in Israel bekannt wurde? Der Sohn des bekannten Journalisten Ludwig Schneider bringt im Talk mit Flo Wüthrich ehrlich seine persönliche Beobachtung und Interpretation des Ganzen zum Ausdruck.
«So kenne ich meine Armee nicht»
«Gänsehaut – schon ein Jahr ist es her!», bekennt Schneider. «Ich war frustriert, ich war ja auch in der Armee, mein Sohn ist bei den Fallschirmspringern. Die ersten Meldungen gingen raus, die Leute schrien um Hilfe – und keiner kam. Wir haben die beste Armee der Welt; wenn es einen Anschlag gibt, sind sie sofort da. Aber am 7. Oktober: keiner kommt, stundenlang passiert nichts. So kenne ich meine Armee nicht.» Und er braucht einen drastischen Vergleich: «Wie die Kristallnacht für die deutschen Juden, wie 9/11 für die Amerikaner – das wird für ewig ein Tag der Schande für uns bleiben.»
Gott arbeitet an seinem Volk
Der Hamas-Angriff platzte mitten in das Nova Festival hinein – 3000 junge Israelis tanzen um eine Statue auf der Bühne, 5 km vom Gazastreifen entfernt. Schneider: «Da war Trance, Tanz, Energie. Die Szene erinnerte mich an den Tanz um das goldene Kalb.» Die jungen Leute hätten die Statue dort zwar nicht angebetet, aber sie tanzten um sie herum.
Generell sei das moderne Israel eine über weite Strecken gottlose Gesellschaft. Schneider erinnert an Gottes Mahnung aus 5. Mose Kapitel 32: «Wenn ihr ins Land kommt und es euch gut geht, passt auf, dass ihr mich nicht verachtet. Wenn ihr neuen Göttern nachlauft, dann wird euch das alles passieren.»
Gott arbeite aber parallel an seinem Volk, so Schneider. Der 7. Oktober habe dazu geführt, dass sehr viele Israelis wieder über Glauben und Gott nachdenken und sich ihm wieder zuwenden. «Viele Soldaten gehen z.B. vor dem Einsatz In die Synagoge, Gott um Hilfe zu bitten. Viele sind zu Gott zurückgekehrt, aber noch nicht alle.»
Christen und Israel
Schneider ist – in den Fusstapfen seines Vaters Ludwig Schneider, der jahrzehntelang aus Israel berichtete – als Referent viel in christlichen Kreisen unterwegs. Er müsse immer eine doppelte Korrektur anbringen: zuerst die Informationen «geradebiegen», die Christen vorwiegend aus säkularen Medien holen; dann das Verständnis für die prophetische Dimension des Geschehens wecken. Christen müssten erst mal ihr Denken korrigieren. Schneider: «Ich schätze, ein Drittel der Christen sieht im heutigen Israel das biblisch-prophetische Volk – zerstreut, zurückgekehrt, die Wüste grünt, das Land wird wiederaufgebaut. Heute leben in Israel 50 Prozent der Juden weltweit, bei der Staatsgründung 1948 waren es nur 6 Prozent.» Er glaubt an die Verheissungen: «Es wird erst zu Kriegen, zu Gottes Reinigung und zur Wiederherstellung Israels kommen; je näher, um so mehr tobt der Teufel rum, denn er kennt die Bibel auch. Er weiss, dass dann Jesus zurückkommt.»
Die aktuelle Situation
Schneider sieht im aktuellen Staat Israel ein gespaltenes Volk – Linke gegen Rechte. Seine Interpretation: «Die Linken sind nicht gegen Netanjahu, sondern gegen seine Koalition mit den orthodoxen und den gottesfürchtigen Parteien, die für die biblischen Grenzen Israels sind.» Es sei ein weltweites Phänomen: «Alles, was göttlich ist, muss abgeschafft werden. Eine Minderheit macht viel Lärm – letztendlich geht es ihnen um den Kampf gegen das Göttlich-Biblische.»
Was der Konflikt mit Israels Nachbarn anbetrifft, ist Schneider Realist: «Die Feinde haben die Vernichtung Israels in der Verfassung, sie wollen keinen Frieden mit Israel; auch laut dem Islam muss Israel verschwinden.» Das Beste, das man sich im Moment wünschen könne, sei eine Feuerpause, wie sie in den letzten Jahren die Regel gewesen sei: «Schon fünf Jahre Ruhe sind sehr viel wert.» Ein eigentlicher Friede aber könne nur durch Jesus kommen, «das schafft kein Netanjahu, Trump oder Biden».
Es lohne sich, bei dem Informationswirrwar und dem weltweiten Widerwillen gegen Israel auf Stimmen zu hören, die die Situation einerseits von innen her kennen und andererseits die prophetische «Blaupause» dagegen halten. «Wir müssen alle genau prüfen: Was ist mein Part und wie stehe ich zu dem Ganzen», schliesst Interviewer Flo Wüthrich das aufschlussreiche Gespräch.
Sehen Sie sich hier den Talk mit Doron Schneider an:
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