«The Chosen» und Angel Studios trennen sich
Angefangen hatte alles mit einem Pilotfilm namens «The Sheperd», den der amerikanische Regisseur Dallas Jenkins 2017 auf dem Bauernhof seiner Eltern drehte. Es ging darin um die Geburt Jesu aus Sicht der Hirten. Damals entwickelte der Filmemacher die Idee einer neuen Serie zum Leben Jesu und seiner Jünger: Die Sendung «The Chosen» war geboren, die Millionen Menschen weltweit fasziniert. In einer am Freitag veröffentlichten Videobotschaft fasste Jenkins die Geschichte der Serie zusammen, um dann mit einer völligen Neuigkeit zu überraschen: Die Produzenten von «The Chosen» haben ihre Beziehung zu Angel Studios abgebrochen. Der in Utah ansässige Verleiher habe seinen Vertrag gebrochen, sagte der Filmemacher.
Die Brüder Neil und Jeffrey Harmon, die «Angel Studios» gegründet hatten (anfangs noch unter dem Namen «Vid Angel»), wollten Jenkins Serie über das Leben Jesu in ihr Programm aufnehmen, und so kam es zur Zusammenarbeit, berichtet Jenkins in seinem Video. Damals hätten sich beide Parteien darauf geeinigt, dass die Serie über Crowdfunding finanziert werden sollte. «Die beiden Harmon-Brüder behielten Recht», so Jenkins, «es funktionierte! Wir brachen den Rekord und bekamen über 10 Millionen Dollar von 16'000 Investoren zusammen.» Auch die Idee des Pay-it-forward, bei der der Nutzer entscheiden kann, ob er eine Folge für sich selbst bezahlt oder für jemanden anderes, stammt von Angel Studios.
Kosten sind gestiegen
Doch von den Einnahmen sei am Ende weniger als die Hälfte – nämlich rund 40 Prozent – bei den Produzenten von «The Chosen» angekommen, sagt Jenkins. «Der Rest ging ans Marketing und an Angel Studios.» Wenn es dabei nur um einen einzigen Film ginge, seien diese 40 Prozent von den Gesamteinnahmen «prima», so Jenkins. «Doch wir müssen allein die Finanzierung der folgenden Staffeln bewerkstelligen. Mit anderen Worten: Jeder Dollar für die Produktionen kam von uns selbst.»
Aus diesem Grund habe er ein eigenes Unternehmen gründen müssen, «The Chosen, LLC» – eine «Limited Liability Company» ist im Amerikanischen vergleichbar mit einer GmbH in Deutschland. Diese sei für alle rechtlichen Angelegenheiten verantwortlich und müsse dafür auch bezahlen, und die Firma müsse der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde Bericht erstatten. Jenkins betonte, «The Chosen» soll auch in Zukunft für jeden Zuschauer kostenlos bleiben, doch die Produktion sowie das Marketing kosteten viel Geld. Mittlerweile arbeiteten bei «The Chosen» 65 Vollzeit-Angestellte, und die Ansprüche an die Qualität der Serie stiegen, und damit die Kosten.
«Wir wollten das Problem auf biblische Weise lösen»
Seit 2022 sorgt eine Organisation namens «Come and See» für den weltweiten Vertrieb der Serie. Ab sofort ist «The Chosen» nur noch über die neue gleichnamige App zu sehen sowie auf DVD und Bluray erhältlich. Spenden, auch über die App, fliessen nun zu 100 Prozent in die Produktion weiterer Staffeln.
In seinem Video betonte der Schöpfer von «The Chosen», dass weder er noch Angel Studios eine Klage eingereicht hätten. Gerüchten, denen zufolge es zu einem Rechtsstreit gekommen sei, erteilte er eine Absage. Die beiden Parteien hätten sich vielmehr aussergerichtlich über einen Schlichter geeinigt. «Wir wollten das Problem auf biblische Weise lösen», sagte Jenkins. Man habe aus den Unstimmigkeiten kein öffentliches Spektakel machen wollen, und weder die Reputation des Projektes noch der Jesu sollten darunter leiden. «Gute Menschen können unterschiedlicher Meinungen sein», so Jenkins.
Die Produktionsfirma «Angel Studios» wiederum bestätigte in einer Erklärung auf der eigenen Website die Trennung von «The Chosen». Weiter heisst es dort: «Wir hoffen, dass das Abkommen eines Tages wiederhergestellt werden kann.» Angel Studios sei «sehr glücklich darüber», massgeblich an der Gründung und Entwicklung der christlichen Serie beteiligt gewesen zu sein.
Neue Staffel im Kino
Wie Karoline Kuhn, die im deutschsprachigen Raum die Übersetzungen der «The Chosen»-Produktionen vornimmt und Pressearbeit macht, gegenüber PRO bestätigte, sei die Trennung in beiderseitigem Einverständnis geschehen. «Keiner der Beteiligten ist böse auf irgendwen», so Kuhn, «es geht niemandem darum, irgendwen in die Pfanne zu hauen.» Als zu Ostern 2024 die vierte Staffel der Erfolgsserie in einigen deutschen Kinos präsentiert wurde, sei das Interesse enorm gross gewesen, so Kuhn. Mehr als 12'000 Besucher seien in die Kinos gekommen, deren Betreiber hätten Zusatzveranstaltungen organisiert. Kuhn teilte mit, beim Start von Staffel 5 werde diese Art der Präsentation in Kinos in Deutschland wiederholt werden, wahrscheinlich sogar in noch grösserem Rahmen.
Die vierte Staffel «The Chosen» erschien am vergangenen Sonntag (2. Juni) in der App, am Montag auch in deutscher Übersetzung. Jede Woche sonntags und donnerstags erscheinen nun jeweils neue Episoden. Bereits jetzt wird Staffel 5 gedreht. Es werde insgesamt sieben Staffeln von «The Chosen» geben, sagte Kuhn. In Staffel 6 werde die Kreuzigung Jesu gezeigt. Aber selbst mit Staffel 7 sei noch nicht Schluss, so Kuhn. «Es gibt bereits Pläne für weitere Staffeln, etwa über die Apostelgeschichte.»
Dieser Artikel erschien bei PRO Medienmagazin.
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Datum: 05.06.2024
Autor:
Jörn Schumacher
Quelle:
PRO Medienmagazin