Wieso Gasthäuser «Sternen» und «Sonne» heissen
«Hopfen und Malz – Gott erhalt's!» Dieser Wirtshausspruch spiegelt sich in Namen wie Bierhalle, Brauerei oder Hopfenkranz wider. Viele Gasthäuser tragen einen Himmelskörper im Namen. Zu den Top-25-Wirtshausnamen in der Schweiz gehören Rössli (1), Löwen (3), Kreuz (4), Sternen (5), Hirschen (6). Krone (8) oder Sonne (10). «Weil die meisten Menschen früher nicht lesen konnten, war eine bildliche Signalisation wichtig. Deshalb wurde auf Symbole zurückgegriffen», erklärt Peter Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kulturmuseum St. Gallen.
Die Namen von Kirchenpatronen sowie religiöse Bezeichnungen wie Engel und Drei Könige waren schon früh gebräuchlich. Eine Besonderheit in der Zentralschweiz ist die hohe Dichte von Gasthäusern mit dem Namen Engel, Adler, Ochsen oder Löwen. Dafür hat der Zentralschweizer Historiker und Volkskundler Viktor Weibel aus Schwyz eine Erklärung: «Die vier Tiere stehen für die vier Evangelisten. In der katholisch geprägten Innerschweiz standen Gasthöfe mit diesen Namen darum meistens in der Nähe einer Kirche», sagte er zur Onlineplattform zentralplus.ch. Auch andere Tiere und Symbole des Christentums kämen in der Zentralschweiz besonders häufig vor.
Stern von Bethlehem
Neben Wappen- und Wildtieren wie Adler, Löwen, Bären oder Hirschen und christlichen Schöpfungssymbolen wie Ochsen, Pferd (Rössli), Lamm (Schäfli) und Storchen spielten bei der Wirtshausbezeichnung Symbole eine grosse Rolle. Walter Bär aus Altdorf widmet sich seit Jahren in der Freizeit volkskundlichen und volksreligiösen Themen sowie der Geschichte Uri. Er nennt die Krone als Sinnbild von Macht, die Sonne als Christussymbol, die Sonne und den Mond als Spender von Licht und den Stern als Glücksbringer. «Beim Sternen ist eine symbolische Zuordnung zum Stern von Bethlehem denkbar», so Walter Bär zur Urner Zeitung. Das bestätigt J. Harald Wäber, der für «Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde» eine Arbeit über die Namen der stadtbernischen Gaststätten schrieb: «Religiösen Bildern entnommen sind Namen wie zu den drei Königen, Lamm und Löwen. (…) Es lässt sich heute kaum mehr entscheiden, ob der Löwen in Bern als Attribut des Evangelisten Markus oder eher des heiligen Hieronymus gedacht. (…). Dass auch ein Teil der Sternen auf religiöse Motive wie den Stern von Bethlehem zurückgehen können, leuchtet ein.»
Dieser Artikel erschien bei Dienstagsmail
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