«Real Life – Philipp Mickenbecker»-Premiere in Berlin
Was kann man von einem Film erwarten, bei dem das Ende von Anfang an bekannt ist? Was kann man von einer Gruppe lebensfroher Kids erwarten, die plötzlich (und wieder mal) mit dem Tod konfrontiert werden?
Die Premiere im Delphi Filmpalast Berlin startete mit einem Gang über den roten Teppich verschiedener Promis, den Real Life Guys und Fans. Der Kinosaal war voll, kein Platz blieb frei. Bereits von Beginn an war klar: Jeder, der hier ist, war mit Philipp verbunden. Man kam, weil das Zeugnis von Philipp die Welt bewegt hat – ganz besonders die eigene.
Auch Moderator Daniel Aminati fühlte sich verbunden, weil er persönlich bereits viele ähnliche Schicksalsschläge erlebt hatte, wie sie in diesem Film gezeigt werden. Samuel Koch, der eng mit Philipp befreundet war, kam kurz vor dem Start der emotionalen 120 Minuten zu Wort: «Auf alles bereitet man sich hier vor, aber das wohl einzige Ereignis, das mit 100 Prozent Wahrscheinlichkeit eintrifft, das lässt man oftmals aussen vor.»
«Wir waren immer extrem»
Parallel zum Flugzeugabsturz der Schwester von Philipp und Johannes, Ellie Mickenbecker – der übrigens auch fast bis zur letzten Minute mitgefilmt wurde – bekam Philipp gerade die zweite Diagnose. Eine schwere Zeit für die damals bereits bestehenden Real Life Guys und die Familie Mickenbecker. Im Film sieht man, wie Ellie in das Flugzeug steigt, in dem sie später stirbt. Man sieht, wie schwach Philipp ist mit seiner Diagnose und Panik hat vor einer weiteren Runde Chemo. Und doch hält er an der Hoffnung, die er im Glauben gefunden hat, fest.
In Island geschieht dann eines der vielen Wunder. Phillip erzählt in dieser Szene, dass er verzweifelt zu Gott betete: «Soll ich meine Beerdigung planen oder heilst du mich?» Daraus entstand ein Deal: Gott müsse ihm Polarlichter schicken. An diesem Abend gab es – eigentlich unüblich für die Jahreszeit – Polarlichter. Und auch während der Premiere am Montag in Berlin sah man Polarlichter - sogar in gewissen Regionen von Deutschland.
Das ist eines der vielen Beispiele, die so unglaublich schön, aber auch unglaublich schwer zu verstehen sind. Warum waren da Polarlichter, wenn er doch nicht geheilt wurde? Philipp selbst sagt im Film: «Gott, du hast jedes einzelne meiner Gebete erhört, bis auf meine Heilung.»
Ungefähr in der Mitte des Films erklärt sich das Ganze in einer Leichtigkeit. Seine Freundesgruppe unterscheidet plötzlich zwischen körperlicher und geistiger Gesundheit. Und es ist leicht zu sagen, dass geistige Heilung in der Geschichte von Philipp Mickenbecker sichtbar wird. Der Friede, den er bis zum letzten Atemzug ausstrahlt, bezeugt dies.
«Das Leben leben»
Christopher Schacht, der Weltenbummler der Real Life Guys, erklärte in wenigen Worten, was Philipp so einzigartig machte: «Philipp hat in seinem kurzen Leben bereits mehr gelebt als viele mit 80 Jahren. Wie schön ist es bitte, wenn du von der Erde gehen kannst und dabei sagen kannst: ‘Ich habe gelebt!’ Philipp konnte das.»
Und genau das berührte viele Menschen: Dass ein Film über den Tod so viel Inspiration zum Leben gibt. Dass ein Film über einen tragischen Verlust einen Reiz auslöst, mehr in Freundschaften zu investieren. Dass ein körperlich schwacher Mensch so viele psychisch schwache Menschen gerettet hat, nur durch sein authentisches Zeugnis.
«Juhu, Leute, Philipp ist im Himmel»
Als der Film zu Ende war, blieb es still. Kein Auge blieb trocken. Es wurde nichts zensiert, man sah das echte Leben der Real Life Guys. Die O’Bros sangen «Real Life» und das Kino sang mit. Als man sich langsam gefasst hatte und das Ganze etwas einordnen konnte, standen alle Mitwirkenden bereits auf der Bühne und das Publikum gab ihnen die wohlverdiente Standing Ovation. Im Film spricht Julius Vogelbusch neben dem Sterbebett einen passenden Schlusssatz: «Juhu, Leute, Philipp ist im Himmel!»
Sehen Sie sich den Talk mit Florian Wüthrich und Debira Murri an:
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Datum: 20.09.2023
Autor:
Debira Murri
Quelle:
Livenet